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1000 km Deutschland 2014


1000 km Deutschland, Garmin BaseCamp

 

22.4.2014,  8,5 km

Viel zu früh aufgestanden.  Um 6:30 los zum Busbahnhof am Funkturm. 30 Minuten für die gut 8 km. An der Haltestelle stand noch ein anderer Bus. Noch ein Cappuccino aus dem Pappbecher. Die Räder hinten auf die Halterung gepackt. Wenn es unterwegs regnen sollte, werden sie schnell sauber werden. Das Gepäck in den Bauch des Busses. 2 Mädels nahmen wie die Rentner vorne im Doppelstocker die vier Plätze ein. Pünktlich um 8 ging es los. Der Bus muss mit einem Tempomat gefahren sein, er fuhr exakt 100 km/h. Unsere Stullen geknautscht. Erster Stopp war Zella-Mehlis im Thüringer Wald. Dort stieg die eine Mike aus und gab 2 Plätze frei. Wir konnten nun vorne sitzen. Mit meiner Verkehrsangst war das auch nicht so prickelnd, der Bus zog trotz des vielen Verkehrs mit konstantem Tempo 100 weiter. Die nächste Station war Würzburg.  Danach bei einer Raststätte Mittagspause und dann einen Stau umfahren nach Neckarsulm. An jeder Station stiegen Leute ein und aus, der Bus war immer gut besetzt. Fast auf die Minute pünktlich am Karlsruher Bahnhof angekommen. Bärbel nahm das Gepäck in Empfang, ich ging zum Fahrkartenschalter. Die Fahrräder waren umsonst. Der Zug war im Berufsverkehr gut voll. Natürlich saßen die Leute auch im Fahrradabteil, der Schaffner sorgte jedoch für Platz für unsere Räder. In Winden umgestiegen und Fritz angerufen. Im Zug saß eine Kindergartengruppe, die sprach ein seltsames Deutsch. Carla und Fritz warteten schon am Bahnhof. Zum Maxburgring gelaufen. Schnack und Abendessen.

Carla, Bärbel und Fritzin Bad Bergzabern

 

23.4.2014

Um 8 Frühstück, dann los über das Eseldorf Eschbach, zur Madenburg. Vom Parkplatz ein halbstündiger Spaziergang zur Burg. Atemberaubender Blick über den Pfälzer Wald. Bei einem Italiener Tiramisu und Cappuccino. Bärbel war es zu süß und war bis zum Abend satt. Danach zum Wildtierpark Silz. Rehe, Hirsche, Ziegen, Wölfe, Wiesente, Polarfuchs, Pferde, Uhus, Schafe, Hühner, Muffelwild und Wildschweine. Sehr hübsch gelegen. Bei den Naturfreunden Kaffee und Bier. Abends in der Reblaus gewesen. Schöne Weine und Wurstsalat bzw. Saumagen, preiswert. Bei Fritz Bayern München gegen Real Madrid im Fernsehen. Ich bin so froh, dass ich kein Bayern München Fan bin. Wer's nicht kennt, ein Stück der Toten Hosen.

Eschbach

 

24.4.2014

Schön und ruhig gefrühstückt. Wenige Kilometer mit dem Auto zum Westwall-Wanderweg gefahren. Fünf Kilometer durch den Pfälzer Wald gewandert. Vorbei an Schützengräben und Bunkern des 2. Weltkriegs. Der Wald ist wirklich dicht, Baum an Baum. Danach über die Grenze nach Wissembourg. Ein schönes Städtchen mit vielen Fachwerkhäusern und Stadtmauer. Zwei Baguettes gekauft, die waren so lecker, dass wir vier sie in Nullkommanix aufgeschnabbelt hatten. Bärbels Zeh fing an zu mucken. Weiter mit dem Auto nach Schoenenbourg. Vorher zum Kriegerdenkmal von Geisberg. Dort gab es von 1706 bis 1939 viele Schlachten. Ein toller Blick zu den Vogesen und über das Elsass. In Schoenenbourg gibt es einen Riesenbunker der Maginot-Linie. Eine unterirdische Fünf-Kilometer-Wanderung. Alles sehr seltsam und, wie wir jetzt wissen, auch mit sehr fragwürdigem militärischem Nutzen. Man hat dort Planer mit Pfadfindermentalität viel Geld ausgeben lassen, 630 Soldaten im Dunkeln hausen lassen und Hitlers Horden sind den Bunkern einfach ausgewichen. Ideen von 1870 für 1914 und von 1914 für 1939. Da Bärbel der Zeh weh tat, habe ich sie im Rollstuhl durch den Bunker geschoben. War nicht ganz einfach, wegen der Schienen in den Gängen. Auf dem Heimweg eingekauft und zum Abendbrot einen Obazda gemacht. Etwas matt vom vielem Laufen, besonders natürlich vom Rollstuhlschieben.

Wissembourg an der Lauter

 

25.4.2014

Nach dem Frühstück einen Schuhanzieher besorgt und in der Apotheke etwas gegen meinen Heuschnupfen gekauft. Dann zur Kakteengärtnerei in Steinfeld, einem riesengroßen Laden. Es gab dort die schönsten Kakteen. Vom Gewächshaus aus konnte man auch 2 kuschlige Hochlandrinder bewundern. Leider konnte man dort nicht hin, weil privat. Weiter zur Berwartsteinburg. Es gab dort eine witzige Führung.  Erzählt wurde vom Hans von Trapp, der im Elsass so etwas wie der schwarze Mann für die Kinder ist. Bei den Wissembourger Bürgern war er besonders unbeliebt. Er grub ihnen das Wasser ab, indem er die Lauter aufstaute. Dafür ließ er hinterher das Wasser schlagartig loslaufen. Er war im 15. Jahrhundert der Führer des pfälzisch-kurfürstlichen Heers. Die Burg Berwartsteinburg wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Ostpreußen Baginski wieder ausgebaut. Sie ist heute in einem ausgezeichneten Zustand. Noch ein Getränk in einem Café und zurück nach Bad Bergzabern. Mir fielen die Augen zu. Im Haasen gut gegessen.

Bad Bergzabern, Gashof zum Engel

 

26.4.2014, 55  km

Um 7 ging Fritz aus dem Haus, wir frühstückten in Ruhe mit Carla. Dann radelten wir Fritz zu seiner Stellung hinterher. Gleich hinter Pleisweiller ging es kurz steil bergauf. Kurz vor dem Ende der Steigung verlies mich die Kraft, Bärbel hatte schon vorher geschoben. Danach ging es leicht bergauf zur Stellung. Wir waren ja schon angekündigt, der Wachmann lies uns ein. Fritz im Grünzeug. Komfortable Unterkünfte, mit schöner Küche usw.. Dann zur Technik. Viel Digitales, Notstromversorgung, Klimatechnik und Monitoringsystem. Wo war nur die Hochfrequenz der Satellitenstation? Zwei Schränke, Vorstufe und Treiber und TWT-Endstufe. Aber die Antenne! 14 m-Spiegel in einem Radom, riesig. Im Geräteraum unmittelbar hinter dem Spiegel die Lagesteuerung und die Low-Noise-Vorverstärker. Tolle Anlage. Von Fritz verabschiedet und den Berg herabgerauscht. Es war noch ziemlich kalt. Dann ging es bergauf und bergab nach Landau. In Landau einen mäßigen Imbiss gegessen und die jugendstilige Stadthalle nicht gefunden. Kompliziert aus dem Ort heraus. Über Schotterwege und weiter, parallel zu einer Draisinenstrecke, flach nach Speyer. Das angepeilte Hotel Alt Speyer hatte noch ein Zimmer für 2 Tage frei (85 € o. F.). Die Beine waren ganz schön weich. Heute habe ich etwas für die Muskelbildung getan. Auch das Abendessen war verdient. Vorher ging es noch auf den Altpörtel, das alte Stadttor. Weiter zum Dom, mit der Kaisergruft. Danach zum Judenhof mit der berühmten Mikwe, einem rituellen Bad. Noch mal in den Dom und dann an den Rhein in einen Biergarten. Sehr gut gegessen. Jetzt noch zurück zum Hotel, hoffentlich tragen uns die Beine noch so weit. Wir haben es geschafft. Im Bett noch etwas Harry Potter gehört.

Speyer, Altpörtel

 

27.4.2014

Ohne Frühstück zum Technikmuseum. Dort mäßig gegessen und in die Ausstellung. Zuerst in den Außenbereich, weil es nicht regnete. Prunkstück war eine hoch oben aufgestellte Boeing 747. Man konnte über die Tragfläche laufen, innen war alles schräg. Ein U-Boot und ein riesiger Seenotrettungskreuzer konnten auch besichtigt werden. Besonders "toll" war das Küstenschiff der Kelly-Family. Innen und außen waren schöne Lokomotiven zu sehen. Schwerpunkt in einer Halle war die Raumfahrt. Es konnten viele "geflogene" Gegenstände bewundert werden. Ein "geflogener" Kugelschreiber war halt bei einem Raumflug dabei gewesen, sah aber sonst wie ein Kugelschreiber aus. Sehr müde Füße, ein Päuschen bei den Naturfreunden. Genug für heute.

Speyer, Technikmuseum

  

28.4.2014,  53 km

Die Tour von Speyer aus begann erst einmal mit einem platten Hinterreifen bei Bärbel. Keine Reifenheber dabei, das ist hinderlicher als ein fehlender Schuhanzieher.  Den Reifen trotzdem herunterbekommen. Neuen Schlauch rein und das Ventil beim Aufpumpen abgebrochen. Wir sind gerade bei einem Radladen vorbeigekommen, der hatte allerdings noch nicht offen. Erst mal beim Bäcker gefrühstückt, dann neue Schläuche, Reifenheber gekauft und den Reifen am Kompressor aufgepumpt. Endlich los. Zickelzackel heraus aus Speyer, leichter Nieselregen. 18 km zum Tierpark Ludwigshafen-Rheingönheim. Die übliche Tierschaft. Sehr nette Esel. Dann durch Ludwigshafen. Umleitung für Fahrräder mit Treppen. Der Rheinradweg ist schlecht ausgeschildert, einmal war in einer Sackgasse Schluss. Endlich raus aus der BASF-Stadt. Mittagspause in einem Vereinsheim, mit vielen Rentnern, passt. Gute Wahl, durch Zufall. Weiter ging es kompliziert nach Worms. Erst eine Umleitung des Radweges und dann endete die kleine Straße auf einer Kraftverkehrsstraße, unausweichlich. Letztendlich doch am angepeilten Hotel Römischer Kaiser angekommen. Umgezogen und zum Dom mit barockem Altar. Der Speyerer Dom ist viel schöner. Zum ausladenden Lutherdenkmal und zum Jüdischen Friedhof. Vorher mit Moni telefoniert und das Zimmer in Eltville gebucht. Mal sehen, ob wir Moni und Peter am 1. Mai in Eltville treffen werden.

Hitlerdeutschland hat Coventry bombardiert. Dafür haben dann die Alliierten fast alle deutschen Städte in Reichweite ihrer Bomber in Schutt und Asche gelegt. Von Worms ist auch nicht viel übriggeblieben. Zu der Zeit waren die Alliierten schon in den Ardennen. Ja, Bomber Harris war ein gründlicher Stratege, dafür ist ihm auch ein Denkmal gesetzt worden. Von der deutschen Bauindustrie? In Worms stehen jedenfalls alte Häuser nur noch als Einsprengsel in einer modernen Stadt.

Ludwigshafen, BASF-Räder

 

29.4.2014,  43 km

Nach dem Frühstück ins Judenviertel von Worms. Eine wieder errichtete Synagoge und eine Mikwe. Dann los mit dem Rad und zuerst zur Liebfrauenkirche in den Weingärten. Schöne moderne Glasfenster. Durch Industrie am Rheinufer entlang. Ein großer Umweg, um einen Sandweg zu umfahren. In Oppenheim zur Katharinenkirche, sehr hübsch. Dann noch die 4 km nach Nierstein zur Gutsschenke Glockenspiel. Eine Unterkunft, wie ich sie mir in einem Weinort vorgestellt hatte. Ein kurzer Spaziergang durch den Ort und zum Aussichtspunkt "Kelterstation". Schöne Aussicht über die Weinberge und den Rhein, leider im Dunst.

Nierstein

 

30.4.2014,  37 km

Auf Schleichwegen aus Nierstein herausgefahren. Keine eindeutige Wegeführung. Eine lange Schotterstrecke. In Mainz angekommen, entpuppte sich die römische Zitadelle als Baustelle. Weiter zur Stefanskirche, steil bergan. Toll die Chagallbilder, ein wunderschönes Blau. Ein schöner Kreuzgang. Weiter zum Dom, das GPS führte uns falsch. Wir haben ihn dann doch gefunden. Von den 3 Kaiserdomen ist er der schlechteste. Dunkel, grau, er wirkt staubig. Einzig eine gotische Grablegung ist sehr schön. Weiter über die Rheinbrücke nach Wiesbaden. Mit vielen Hin und Her nach 13 km in Eltville angekommen. Schönes Zimmer im Hotel Glockenhof. Das letzte Mal waren wir zum Mauerfall hier. Zum Rhein herunter und ein Weizenbier in der Sonne getrunken, dann durch die Stadt geschlendert. Bei einem Griechen gegessen.

Eltville, Hotel Glockenhof

 

1.5.2014,  30 km

Noch vor dem Frühstück zum Kiosk, um Fahrkarten für das Schiff morgen zu kaufen. Dann gutes Frühstück in Ruhe. Bei leichtem Nieselregen durch Kiedrich zum Kloster Eberbach. Unterwegs war viel los, es war Flohmarkt hinter Kiedrich. Das Kloster war sehr schön. Man erwartete hinter jeder Ecke Bruder William oder Salvatore. Wer es nicht weiß, im Kloster Eberbach wurden Teile vom Film "Der Name der Rose" gedreht. Was ist neu im Kloster? Die staatlichen Weingüter haben den Reichsadler, von 33 bis 45 sicher mit Hakenkreuz, auf dem Weinetikett abgeschafft. Vom Kloster über kleine Wege die 6 km zum Johannisberg geradelt. Viele Spaziergänger waren am Feiertag unterwegs. Das Wetter hat gehalten, trocken angekommen. Einen halben Liter Wein und einen Jausenteller geteilt, nicht ganz billig (30 €). Das diesige Wetter trübte etwas die tolle Aussicht.  Danach den Berg hinuntergerauscht und am Uferweg in Richtung Eltville entlang gefahren. Es waren viele Leute in Gruppen unterwegs.

Kloster Eberbach

 

2.5.2014, 31 km

Nach dem Frühstück zur Anlegestelle des Köln-Düsseldorfer. Ziemlich kaltes und windiges Wetter. Das Schiff kam 10 min. zu spät und war recht leer. Erst in Rüdesheim wurde es voller. Oben auf Deck wurde es uns zu kalt. Es ging durch Oestrich-Winkel, Geisenheim, Bingen, Rüdesheim, Assmanshausen, Lorch, Bacharach, Kaub, Oberwesel, Lorereley, St. Goar nach Kamp-Bornhofen. Raus mit den Rädern in die feuchte Kälte. Langweilig auf dem begleitenden Radweg den Rhein entlang. Allerdings lauschige Dörfer und viele Burgen. Drei schwarz-graue Wildpferde am Wegrand, sehr hübsch. In Lahnstein angekommen. Das GPS weiß nicht Bescheid, wo die Sehenswürdigkeiten sind. Der Radweg entlang der Lahn ist schmal, aber konsequent abseits der Straße. Beim angepeilten Quartier in Bad Ems hieß es, leider nur eine Nacht frei. Die Wirtin wusste jedoch weiter und wir haben gleich nebenan ein Zimmer bekommen, bei der Tochter. Nachmittags durch den Kurort, ein Spielcasino, unnütze Geschäfte und ein schöner Kurpark an der Lahn. Eine Art Stolpersteine vor dem Kurhaus, dort waren die gekrönten Häupter und bekannten Besucher von Bad Ems vermerkt. Bad Ems war im 19. Jahrhundert durch die illustren Gäste Drehscheibe der europäischen Politik. Zar Alexander II. verfasste hier 1876 ein Dekret, das den Ukrainern ihre Sprache verbot. Wer einem Volk die Sprache verbietet, raubt ihm die Identität. Die Ukrainer tun es ihm jetzt, dummerweise, nach, mit den Russischsprachigen. Zar Wladimir I., genannt Putin, wird das jedoch verhindern. Ob er schon in Bad Ems war? Er ist schon Zar auf Lebenszeit, was hoffentlich sehr kurz sein wird. An dem Erbzarentum arbeitet er noch. Weil er keine eigenen Söhne hat, wird er Altkanzler Schröder adoptieren. Damit schließt sich der Ring zur Emser Depesche. Nicht Frankreich ist von Preußen eingeschlossen, sondern Polen von Russland. Näheres kann dann bei mir erfragt werden. Auch Wikipedia kann helfen (bei Schröder sind sie noch nicht angekommen). Ich fürchte jedoch, bis dahin ist Wikipedia vom lupenreinen Demokraten verboten. Jugoslawisch (politisch korrekt kroatisch) essen gewesen. Noch ein Absacker in unserer Kneipe.

Die Pfalz bei Kaub mit Burg Pfalzgrafenstein

 

3.5.2014

Ausgeschlafen. Nach dem sehr guten Frühstück zur Therme. Ganz neu und sehr schön. Warme Becken, mehrere Saunen und Salzgrotte. Alles gepflegt und sehr sauber. Die Therme ist erst gut 1 Jahr in Betrieb. Um 5 gen Heimat und ins empfohlene Alt Ems. Gut gegessen.

Bad Ems, Spielbank

 

4.5.2014,  51 km

Nach dem guten Frühstück los, zuerst nach Nassau. Ein kleines Städtchen mit schönem Fachwerkrathaus. In Nassau ist der preußische Reformer Freiherr vom Stein aufgewachsen. Weiter die Lahn aufwärts und die stramme Steigung umfahren. Der Weg entlang dem Lahnufer wurde immer schmaler, aber entgegenkommender Radfahrer versicherten, dass man durchkommt. In Balduinstein, einem romantischen Örtchen im Lahntal, gab es einen Imbiss. Bärbel aß eine Currywurst, ich eine Kartoffelsuppe. Der Ort könnte Vorbild für eine Modelleisenbahn sein. Von dort bis Diez war es wirklich das beste Stück des Lahnradweges bisher. Das Grafenschloss von Diez thronte auf seinem Felsen. Dafür entpuppte sich das Schloß Oranienstein als Pleite. Es liegt auf Bundeswehrgelände und kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Nicht mal ein Blick von außen war möglich. Wir hatten es versucht, was uns einen Extraberg einbrachte, nur keinen Erfolg. Die 6 km nach Limburg hinein und sofort ein Zimmer im Hotel Huss bekommen. Ein DZ kostet 90 €. Im Prospekt von 1969 kostete es 29 - 62 DM, es war früher das Teuerste im Ort. Durch die Stadt geschlendert, überall Autoverkäufer. Am berühmten Bischofssitz vorbeigeschaut. Ob es dort neben dem versenkbaren Adventskranz auch versenkbare Weiber gibt? Dann in den Dom, nicht so groß, schlicht, aber beeindruckend hoch.

Limburger Dom


5.5.2014,  58 km

Nach gutem Frühstück heraus aus Limburg. Zuerst auf die gegenüber liegende Lahnseite von Dietkirchen gefahren. In Dietkirchen steht auf einem Felskegel imposant die Kirche St. Lubentius. Haben uns durch irgendwelche Radwegzeichen falsch leiten lassen. Erst Schotterstrecke, dann über eine Wiese. Doch noch in Runkel angekommen. Die Burg Runkel war "Hetfö zarva" (ungarisch, montags geschlossen). Weiter auf überwiegend asphaltiertem Uferweg entlang der Lahn. Sehr schöne Strecke. Über Weilburg, mit einem Lahn-Tunnel, über den berühmten Ort Selters, nach Löhnberg. Dort gab es eine chaotisch ausgeschilderte Streckenführung, die beinahe auf einer Kraftverkehrsstraße endete. Mehrmals die Kraftverkehrsstraße über- und unterquert. Abgebogen nach Braunfels. Zuerst moderate Steigung zum Braugasthof, der montags geschlossen hatte. Dann stramm bergauf in die Altstadt. Sehr schnucklige Fachwerkstadt. Im Hotel zum Turm untergekommen. Eine nette Schlossbesichtigung. Bummel durch die Sträßchen. Gutes Abendbrot in unserem Hotel.

Braunfels, Bärbel

 

6.5.2014,  41 km

Nach dem Frühstück die Räder von der Garage abgeholt, bepackt und den Berg nach Solms herunter gerauscht. Den Wegweisern von Leica hinterhergefahren. Das alte Werk liegt in den letzten Zügen. Über Wirtschaftswege nach Wetzlar. Auf einem Bänkchen die Unterlagen von Wetzlar gelesen und bei Leica angerufen. Leider ist Leicas Umzug noch nicht komplett, kein Besuch möglich. Steil hinauf zu diversen alten Häusern. Das Jerusalemhaus, hier hat sich Goethes Freund Jerusalem erschossen. Es war Grundlage zu den "Leiden des jungen Werthers". Der Dom mit seinen vielen Bauabschnitten ist wirklich witzig, die barocke Turmhaube hässlich. Am tollsten ist aber, dass es keine Treppe zum Westportal, dem eigentlichen Haupteingang gibt. Man kommt also dort nicht rein. Weiter entlang der Lahn in Richtung Gießen. Die angesteuerte Kirche in Heuchelheim hatte zu. Unterwegs einen Imbiss. Mit viel Verkehr nach Gießen hinein. Keine Lust in der Stadt zu bleiben, weiter in Richtung Lollar. Es fing an zu regnen. Bei einem EDEKA-Laden in Wißmar untergestellt und bei der Pension Nelly im Ort angerufen. Leider nichts frei, aber die Information bekommen, dass oberhalb von EDEKA ein Landgasthof ist. Welch ein Glück. Sehr gut dort untergekommen.

Solms, Leica-Gelände

 

7.5.2014, 38  km

Zeitig los, weil wir nur bis 9 Uhr Frühstück bekommen haben. Passte nicht allzu gut, da Ulli erst auf dem späten Nachmittag von den Azoren zurückkommt. Als Erstes steuerten wir die Kirche von Odenhausen an. Geschlossen, wie die meisten evangelischen Kirchen. Die 2. Kirche in Salzböden war ebenfalls geschlossen. Aber auch von außen waren die beiden Wehrkirchen sehr hübsch. Weiter in Richtung  Marburg. Am Wegrand war ein Modell unseres Sonnensystems im Maßstab 1 : 1 Million zu bewundern. Selbst bei diesem Maßstab liegen die Planeten 1 bis 2 km auseinander. In der immer noch mit jungen Leuten bevölkerten Stadt Marburg angekommen. Kaffee und Kuchen in der Sonne. Mit den Rädern im Fahrstuhl in die Oberstadt und in die Buchhandlung Elwert, um ein Berlin-Buch für Ulli zu kaufen. Durch die Oberstadt geschlendert. Zur Elisabethkirche, dort liegt der Antidemokrat und Hitler-Wegbereiter, Hindenburg begraben. Man hat ihn nach Marburg umgebettet, damit er vor den Sowjets geschützt ist. Ulli rief an, dass er pünktlich sein wird. Für das Abendbrot eingekauft und auf den Rotenberg hinauf geschnauft. Ja, ein Funkamateur muss das höchste Grundstück im Ort haben.

Marburg, Wettergasse

 

8.5.2014

In Ruhe gefrühstückt und los zum Marburger Schloß. Schöne Aussicht. Die vielen Treppen herunter in die Oberstadt. Ulli kommt hier auch nur mit Besuchern her. Viele neue Geschäfte, viel Leerstand. Auch hier machen sich die Laden-Ketten breit. Wie überall, nur, dass die Straßen hier sehr hübsch sind. Mit dem 5er Bus zurück den Berg hoch. Nachmittags zu Fuß zur traditionellen Dammühle und 2 Kirschwein getrunken, mehr hätte es auch nicht sein dürfen. Abends zum Chinesen, nach alter Tradition. Essen war nicht besonders, aber die Aussicht über die Stadt schön, leider durch das neue Cinecenter gestört.

Marburg

 

9.5.2014,  84 km

Um 8 mit Ulli in Ruhe gefrühstückt. Den Köhlersgrund vorsichtig, wegen der Steilheit, heruntergefahren, kompliziert von der Bahnhofstraße zum Radweg. Erst nach Cölbe, dort die Lahn verlassen. Weiter nach Rauschenberg. Leider hat uns ein Einheimischer auf einen 8-km-Umweg geleitet. Die angepeilte Kirche von Rauschenberg hatte zu, der evangelische Kindergarten hatte keinen Schlüssel und in der Küsterei war niemand. Pleite auf der ganzen Linie. In Gmünden Mittagspause. Wer sitzt im Restaurant? Mein Ex-Kollege Christian Lochner, mit Frau und Eltern, so klein ist die Welt. Vater Lochner war der Besitzer von Volvo-Lochner, bei mir zu H  ause, um die Ecke. Richtung Dodenhausen die Berge rauf, stramm, aber sehr schön, durch Bad Zwesten. Weiter durch das ehemalige Braunkohlenrevier Borken. Kompliziert durch Borken, überall Baustellen im Ort. Als Krönung noch eine Schotterstrecke, danach noch einmal bergauf und dann noch einmal bergauf in den Ort Homberg. Gleich am Ortsteingang das Hotel Felsenkeller gefunden. Mächtig kaputt, weiche Beine. Ausgeruht und in die Stadt gequält. Die Reformations-Kirche hatte noch offen. Danach eine sehr gute, kalte Platte im Hotel Cassel.

Homberg (Efze)

 

10.5.2014  84 km

Nach gutem Frühstück im Ort aufwärts über die Dörfer ins Fuldatal. In Binsfört den jüdischen Friedhof nicht gefunden. Auf die Bundesstraße gewechselt, da sie weniger Steigung hat. Zu Christel Krusche nach Rotenburg. Wir waren kurz vor 12 bei Susannes Elternhaus, nach einer kurzen, heftigen Steigung. Susannes Mutter winkte schon vom Fenster. Es gab Apfelschorle und Schnittchen. Es ist das erste Privathaus, in dem ich ein Cembalo gesehen habe. Kein Wunder, dass alle Krusches ein Instrument spielen. Sehr nett unterhalten und noch einen Kaffee getrunken. Inzwischen hatte es geregnet. Es hatte allerdings wieder aufgehört, als wir kurz vor 2 losfuhren. Wir haben die Route wegen des Wetters leicht abgeändert, mit weniger Steigungen. Es ging weiter über den berühmten Grenzort Bebra. Dort haben wir uns verfahren, weil man die B27 als Kraftverkehrsstraße ausgewiesen hatte. Es fing wieder an zu nieseln. In Sontra eingekehrt und auf den richtigen Regen gewartet. Die nun inzwischen für den Fahradverkehr freie B27 runtergerauscht und nach Eschwege abgebogen. 20 km durch den Regen, zum Hotel zur Krone. Wir waren nass wie die Pudel. Leider hat uns das GPS betrogen. An der angezeigten Position war kein Hotel. Haben es letztendlich doch gefunden. Sofort ein Zimmer bekommen und raus aus den nassen Klamotten. Heiß geduscht und in die Gaststube. Eine Stunde aufs Essen gewartet. Nicht so kaputt wie gestern, der Regen hat uns frisch gehalten.

Sontra, Rathaus

 

11.5.2014  65 km

Nach dem guten Frühstück mal wieder einen Platten, hinten bei Bärbel. Immerhin konnte man sich die schmutzigen Hände noch im Hotel waschen. Zur Marktkirche und zum landgräflichen Schloß, na ja. Dann erst flach die Bundesstraße 27 und später kontinuierlich steigend Richtung Mühlhausen, bis 400 m. Die Trennungslinie zwischen den Blöcken bis zum 12.11.1989 um 12:30, so jedenfalls stand es auf dem Schild an der Straße, war immer noch nicht oben. Etwas anderes ging mir aus aktuellem Anlass auch durch den Kopf. Putins Ex-Staatspartei hat, neben den anderen Alliierten, an der deutschen Teilung festgehalten. Putin selbst hat sicher auch als Geheimdienstmann in Deutschland dafür gesorgt, dass es auch so bleibt. Nun setzt sich derselbe Mann für die Einheit aller Russischsprachigen ein. Das sollen mir einmal die Putinversteher erklären. Vom Kommunisten zum Faschisten bedeutet für diesen Mann so viel, wie morgens mit dem linken oder rechten Bein zuerst aufzustehen. Als wir endlich den höchsten Punkt erreicht hatten, ging es geradlinig abwärts Richtung Mühlhausen, wenn nur nicht die beknackten, nicht radelnden Verkehrsplaner vom Mühlhausen gewesen wären. Wir kamen im tiefsten Osten an. Viele Häuser in einem gotterbärmlichen Zustand. Im Gegensatz dazu die herausgeputzten Kirchen. In der säkularisierten Kornmarktkirche war eine sehr interessante Ausstellung über die Bauernkriege und Thomas Müntzer. Die Divi-Blasii-Kirche war sehr schön, dort hat J. S. Bach gewirkt. Dann raus aus der Stadt. Da konnten sich die nichtradelnden Verkehrsplaner noch einmal austoben. Beknackte Radwegführung um einen doch am Schluss auf die Bundesstraße zu lassen. Am Stadttor überraschte uns ein Regenguss mit Hagel und Sturm. Wir standen aber trocken unter dem Stadttor. Über einen Zug nach Leinefelde nachgedacht. Da aber die Sonne wieder lachte, weitergefahren. Nach 6 km war jedoch die nächste Front heran. Auch die haben wir trocken in einem Haltestellenhäuschen überstanden. Kontinuierlich bergauf bis fast 500 m. In einem kleinen Ort noch ein Imbiss. Dann abwärts nach Worbis. Im Hotel Drei Rosen, in der Nähe des Bärenparks, untergekommen. Bärbel ist heute kaputter als ich. Leckere Pizza am Abend.

Mühlhausen, Bärbel, Erlebnisurlaub für Singles in Kenia


12.5.2014,  36 km

Nach dem Frühstück zum Alternativen Bärenpark Worbis gelaufen. Dort geben die Tierschutzbewegten den alten Zirkusbären einen schönen Alterswohnsitz. Bärbel kannte einige Bärennamen von ihrem Vier-Pfoten-Verein. Ein recht großes Gelände. Dadurch sieht man die Bären und Wölfe schlecht. Es gab noch Haustiere, Waschbären, Kaninchen und Meerschweinchen. Alles ganz nett, aber nicht weltbewegend. Zurück zum Hotel und die Räder geholt und, anders als in der Planung, die Straße nach Nordhausen gefahren. Wir waren zügig unterwegs, wenn auch die Verkehrsplaner uns für kurze Strecken von der Straße auf schlechte Radwege abdrängten. Zeitig in Nordhausen angekommen. Leider ist heute Montag, da hat die Gedenkstätte Mittelbau-Dora geschlossen. Also, morgen Vormittag. Im Hotel Avena gut untergekommen. Zum Bahnhof, zur Schnapsbrennerei Nordhausen und in die Altstadt. Auch hier hat Bomber-Harris am 3.4.1945 ganze Arbeit geleistet. Vor dem katholischen Dom gab es einen Grabstein von 4 Schwestern, 5 bis 20 Jahre alt. Es ist nicht viel von der Altstadt erhalten, nur wenige Straßenzüge. Im ältesten Lokal "Zum Socken" gut gegessen. Auf dem Weg zum Hotel, noch einmal am Erinnerungsstein der vier Mädchen vorbeigekommen. Sehr traurig, wie werden sie wohl ausgesehen haben? Bomber-Harris war ein Kriegsverbrecher, genau wie die Nazigrößen. Nur die Siegerjustiz ließ es nicht zu, ihn zu verurteilen.

Bärbel

 

13.5.2014  51 km

Die 7 km zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora geradelt. Kurz nach 10 dort angekommen. Das KZ war ein Nebenlager von Buchenwald, der Vorzeigegedenkstätte der DDR. In Dora wurden unterirdisch die Vergeltungswaffen unter menschenunwürdigsten Bedingungen gebaut. Dies war nur mit Untermenschen möglich, 20000 von ihnen verloren dort ihr Leben, in anderthalb Jahren. Das waren mehr Menschen als die Raketen in London und Antwerpen getötet haben, es sollen rund 5000 gewesen sein, natürlich Zivilisten, auch das, als der Krieg längst für Deutschland verloren war. Der zivile Chef in Dora war Wernher von Braun. Ihm wurde von den Nazis das Ritterkreuz verliehen. Er war ein Menschenverächter, alles nur für die Sache, Nazis und Raketen. Nur die opportunistischen Amerikaner haben ihn für ihre eigene Raketenentwicklung gebraucht. Die Sowjets waren in dieser Angelegenheit auch nicht anders. Die Sieger bestimmten, wer ein guter Deutscher war und wer nicht. Glücklicherweise wurde Hermann Göring nicht gebraucht. Vom Lager ist nicht mehr viel übrig geblieben. Das Museum ist bedrückend, Wernher von Braun kommt viel zu gut weg. Es gab nur andeutungsweise Kritik. Um 11 begann eine ausführliche Führung, die uns auch in die unterirdischen Produktionsstätten führte. Wir waren richtig durchgefroren, als wir wieder in die Sonne kamen. Wir waren zuversichtlich, trocken nach Bad Frankenhausen zu kommen. Das Gepäck im Hotel abgeholt und los über den direkten Weg der B85. Die Sonne schien bis Kelbra, dort wurde es sehr finster. Wir sind dort eingekehrt. Es gab nur einen kurzen Schauer. Weiter ging es mäßig bergauf, später eben nach Bad Frankenhausen. Sofort im Thüringer Hof untergekommen. Bummel durch die Stadt, vor allem zum Schiefen Turm. Gutes Abendessen im Hotel. Abends laute Geräusche aus der Küche.

KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

 

14.5.2014,  6 km

Nach dem Frühstück stramm aufwärts die 3 km zum Panoramamuseum geschnauft. Werner Tübkes Riesenfries ist überwältigend. Keine riesige Fleißarbeit, sondern altmeisterliche Kunst. Vor allem kein sozialistischer Realismus, wie man es von einem DDR-Mann seiner Generation erwartet hätte. Natürlich hatte er seine Vorbilder, wie Breughel und Bosch. Ich habe jedenfalls bisher nur selten so etwas Beeindruckendes gesehen. Das Panoramamuseum ist von der DDR dafür gebaut worden und war im September 1989 fertig. Kein Tageslicht, dafür toll angestrahlt. Verwunderlich, dass der Sozialist Tübke sich der kirchlichen Themen angenommen hat. Es gab eine ausführliche Führung durch das Bild. Tübke betrachtete den Bauernkrieg, wie auch die DDR, als vor-revolutionär. Sind wir froh, dass das Bild kurz vor der friedlichen Revolution fertig geworden ist. Ich könnte mir vorstellen, dass es in den Wirren der Wende untergegangen wäre. Oder die Treuhand hätte einen Erdgasspeicher daraus machen lassen. So jedenfalls ist es gut. Vielleicht noch die Dimensionen des Bildes: Es ist 123 m lang und 14 m hoch. Dafür hat sich die Radtour fast schon gelohnt. Wir hatten Tübke bei einer Ausstellung in der Berliner Grundkreditbank kennen gelernt. Für Wessis war Werner Tübke völlig unbekannt. Das Museum steht auf historischem Grund. Hier tobte am 14. und 15. Mai 1525 die letzte große Schlacht des Bauernkrieges. Es wurden ungefähr 6000 Bauern, durch einen taktischen Fehler, abgeschlachtet. Thomas Müntzer wurde gefangen genommen und 10 Tage später in Mühlhausen geköpft. Luther hatte sich von den Bauern abgewandt, die Fürsten waren für ihn nützlicher. Den Berg heruntergerauscht, die Badesachen geholt und ab in die Therme.

Bad Frankenhausen, Panoramamuseum, Bärbel

 

15.5.2015,  81 km

Beim frühen Frühstück Ex-Kollegin Margitta zum Sechszigsten gratuliert. Da sie erst unauffindbar war, mit Jeanette und Lutz telefoniert. Lutz hatte sein Handy bei Margittas Frühstück dabei. Los und das Auf und Ab umfahren, mit kaum mehr Strecke. Bärbel begann mit wenig Luft auf dem Reifen. Die Radwegeplaner waren wieder in Hochform. Die Straßenseite für 500 m wechseln, sogar Schotterstrecken waren mit im Programm. Aber die 48 km nach Eisleben waren leicht, obwohl es kalt war und der Wind nicht so günstig wie an den Vortagen war. Er hat nach Norden gedreht, also Wind von der Seite. In Eisleben eine neue Decke und Schlauch für Bärbel gekauft. In Sangerhausen gab es keinen passenden Mantel, bzw. ein Radladen machte erst um 12 auf. Der große Laden war der Werksverkauf von MIFA, die stellen absolute Billig-Kaufhaus-Räder her. Die Decke ist etwas breiter als vorher, also musste das Schutzblech etwas angepasst werden. Klamme Finger durch die Kälte und obendrein fing es leicht an zu nieseln. In Eisleben ist bis auf die Taufkirche nichts original in Bezug auf Luther. Das Geburts- und Sterbehaus ist Fake. Es gibt einen schönen Markt. Ruhige Pause in einem Bistro. Beschlossen nicht nur bis Könnern zu fahren, sondern bis Köthen. Durch das ständige Auf und Ab waren wir doch zu kaputt dafür. Für 100 km sind wir doch nicht mehr gut. Die Tour ging mitten durchs Nowhere mit Kopfsteinpflaster. Es waren allerdings süße schottische Hochlandrinder zu bewundern. Eine Ziegenfarm gab es auch, nur die Ziegen hatten es dort nicht gut, sie waren im Stall eingesperrt. In Könnern angekommen, war das einzige Hotel ausgebucht, wir schauten jedoch so müde, dass sich der Wirt erbarmte und einen anderen Gast auf ein Einzelzimmer umbuchte. Gutes Essen im Hotel gab es auch, der Abend war gerettet.

Klaus mit Meilenstein

 

16.5.2014,  65 km

Los in Richtung Köthen, kräftiger Wind von der Seite. Es ging, gestern Abend wären uns die 19 km recht sauer geworden. Erst einmal zum kleinen Tierpark, je 2,50 € in die Kasse des Vertrauens. Bären, Luchse usw., also wieder die übliche Tierschaft. Doch es gab auch Kängurus, eine mit einem Kleinen im Beutel. Und weiße und braune Lamas. Besonders nett waren die pfeifenden Papageien. Auch die Pferde waren sehr freundlich. Weiter in die Stadt Köthen, sehr hübsch. Am Markt, Kirche und Rathaus. Das Schloß, na ja. Weiter die B185 Richtung Dessau, von der Straßenbreite und dem Verkehr etwas grenzwertig. Furchtbare Radwege in Dessau. Erst das Hugo-Junkers-Technikmuseum angesteuert. Die Flugzeuge davor waren so schäbig, dass wir nicht rein gegangen sind. In einem Lokal eine leckere Spargelsuppe gegessen. Draußen, der erste schöne Tag seit zweieinhalb Wochen. Ein anderer Radfahrer zeigte uns den Weg zum Elberadweg. Bequemer Weg durch die Elbauen, mit wenig Wind. Noch ein Bier in einem Gartenlokal, unterwegs. Danach ein Verhauer, wir mussten über eine Wiese quer zurück zum Radweg. Wörlitz näherte sich. Vorher querten wir die Berliner Autobahn, in der Nähe der Elbebrücke. Plaste und Elaste aus Skopau. Mit weichen Knien in Wörlitz bei unserer Pension am Park angekommen. Vor 2 Jahren hatte ich hier starke Zahnschmerzen und Fieber.

Schloss Mosigkau, Klaus und Bärbel

 

17.5.2014,  52 km

Los zur Elbfähre nach Coswig. Leicht wellig über die Dörfer zur Burg Rabenstein. Unterwegs 4 nette Esel und gleich gegenüber ein schüchterner Foxterrier und ein junger, bedürftiger Airdaleterrier.  Die Steigung zur Burg war gnädig. Die Burg hat sich rausgemacht. Eine nette Burgschenke im Hof. Das Wetter ist besser als angesagt. Der Wind hielt sich auch zurück. Wir sitzen draußen ohne Jacken. Schmalzbrot und Gulaschsuppe mit Bohnen. Besuch der Vogelschau bei der Falknerei. Schöne Vögel, süße Junguhus. Die letzten 15 km wurden uns sauer, durch den aufgefrischten Gegenwind. Um 16:30 in Bad Belzig angekommen. Noch zum Bahnhof, um die Fahrkarten für Montag nach Berlin zu besorgen.

Bärbel und Klaus auf Burg Rabenstein

 

18.5.2014

Thermentag in Bad Belzig. Das ist auch gut so, es gießt. Das wäre der erste Tag der Tour gewesen, an dem Radfahren unmöglich gewesen wäre.

Nach knapp 1000 km sind wir fast am Ziel. Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg sind durchfahren. Den Rhein, die Lahn, die Fulda, die Werra, die Salza, die Saale, die Elbe und die Mulde haben wir überquert. Wir konnten alles mit dem Rad fahren. Die Form und das Wetter, trotz der schlechten Großwetterlage, ließen es zu. Einzig das Stück von Eltville bis kurz vor Lahnstein sind wir, aus touristischen Zwecken, mit dem Rheindampfer gefahren. Und die letzte Etappe von Bad Belzig nach Berlin, mit dem Zug, damit wir pünktlich zu Lauras und Nannis Geburtstag zurück sind. So exakt wurde noch nie eine Radtour von uns geplant und eingehalten. Es ist ein Glücksfall, dass ich nach der heftigen Operation im letzten September so gut durchgehalten habe. Die Luft machte kaum Schwierigkeiten, nur der Rücken über der Narbe war oft verspannt. Im Allgemeinen schlägt nur das Alter zu.

Was waren nun die bemerkenswertesten Stätten? Erstens, das Technikmuseum in Speyer, perfekt gestaltet. Zweitens, die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora bei Nordhausen, ein Denkmal deutscher Menschenverachtung und Brutalität. Drittens, der Bauernkriegsfries von Werner Tübke in Bad Frankenhausen, bedeutender kann Kunst nicht gezeigt werden. Der schönste Ort war das niedliche Braunfels im Hessischen. Die schönste Etappe war von Bad Ems nach Limburg. Darüber sind sich Bärbel und ich spontan einig. Was fiel sonst noch auf? Die vielen Wahlplakate, zur Europawahl und den Gemeindewahlen an den Straßen, die kaum dümmer ausfallen konnten. Als wir Brandenburg erreichten, gab es auch gehäufter NPD- und REP-Plakate. Ja, wir sind wieder in Dunkeldeutschland angekommen. Als wir zwischen Hessen und Thüringen die ehemalige Grenze überquerten, merkte man, dass wir nach 24 Jahren Deutsche Einheit immer noch weit von den Kohlschen blühenden Landschaften entfernt sind. Die Kerne der Ortschaften sind überwiegend liebevoll restauriert, die Ränder jedoch in einem katastrophalen Zustand. Was fiel noch auf? Die Radwegeplaner fahren selbst nicht mit dem Rad. Was wir in dieser Beziehung erlebt haben, ist traurig. Radwege, die alle 500 m die Straßenseite wechseln. Schotterwege an gut asphaltierten Straßen. Radwege in Ortschaften, die einen hinter dem Ort sofort wieder auf dieselbe Straße wie vorher entlassen. Rekordverdächtig waren die Radwege in Dessau, Speichen- und Rahmenbrecher. Ich rede hier von den straßenbegleitenden Wegen. Die Radrouten sind überwiegend liebevoll gestaltet, nur manchmal für Tourenfahrer etwas zu weit.

Wir waren in 3 Thermen, Bad Ems, Bad Frankenhausen und Bad Belzig. Je weiter wir nach Nordosten kamen, um so tätowierter wurden die Leute dort. Wie ist dieses Phänomen zu erklären?