Fotografien & Texte

Reiseberichte  & Reisebilder

Die meisten Bilder sind natürlich auf unseren vielen Reisen entstanden. Früher wurde jeder Tag des Urlaubsanspruches ausgenutzt. Da wir jetzt im Ruhestand sind, wohnen wir im Urwald und haben deshalb immer Urlaub vor der Tür.

Seit Mitte der Achtziger des letzten Jahrhunderts fahren wir fast in jedem Frühjahr auf große Radtour. Meist sind es 3 Wochen, viel mehr geht nicht wegen des Gepäcks. Mehr Zeit war in unserer beruflich aktiven Zeit auch nicht. Bärbel schreibt seitdem ihren Reisebericht in ein Oktavheft, damit nichts verloren geht, wo wir überall gewesen sind und was wir so erlebt haben. So gibt es inzwischen eine recht stattliche Heftsammlung. Seit 2012 besitze ich einen Tablet-Computer, den man auch auf dem Fahrrad mitnehmen kann, um meine Reiseberichte zu schreiben. Ich hätte es ja auch handschriftlich festhalten können, nur hinterher könnte man es nicht lesen..... Die Computer sind deshalb für mich ein Segen. Ich berichte über fast jede Reise. Diese verschicke ich per Mail an die Daheimgebliebenen. Jetzt sind sie geballt auf diesen Seiten nachzulesen.



































Bärbels Reiseberichtssammlung


Exemplarisch für Bärbels Berichte, hier unsere Radtour durch Mitteleuropa 1990. Eine wahrhaft historische Tour. Wir Westberliner nutzten die dazu gewonnene Freiheit und fuhren durch die Noch-DDR und Noch-Tschechoslowakei nach Österreich. Wir fuhren auch noch kurze Schlenker durch Ungarn und Noch-Jugoslawien, also 5 Staaten in einem Urlaub (Westberlin & BRD nicht mitberechnet). Unser Urlaub begann erstmals direkt an der Haustür. Früher lagen immer mindestens 200 km DDR vor dem Urlaub.

1300 km Mitteleuropa 1990

Ungefähre Route, 1990, Garmin BaseCamp


Sa, 28.4. 215 km

Mordsfrüh klingelte der Wecker, kurz vor 4 nach unruhiger Nacht. Es ist nach einem Regentag wieder trocken aber kalt: 4 Grad. Wir treffen uns am Grenzübergang nach Teltow. Es war noch schummrig, als wir durch die schlechte Strecke mit Sand fuhren; am Abzweig ging die Sonne auf, und an der F101 machten wir das Licht aus. Klaus war etwas angeschlagen: Masern, Kopfweh, flauer Magen. Ich hatte schon in Großbeeren Hunger, und das rechte Knie fing an zu pieken. Dann ging es weiter durch die bekannten Ortsdurchfahrten mit Erschwerniszulage. In Woltersdorf machten wir Rast. Ein sehr hübsches Dorf mit bewachsenem Dorfanger und hübschen Gutshäusern und Bauernhöfen. Klaus‘ Großvater kam aus Woltersdorf. Wir machten Rast in einem Wartehäuschen, windstill und sonnig. Die kalten Füße wurden warm gelaufen. Sonst war der stramme Westwind nicht so günstig, er traf uns bis Jüterbog von der Seite. In Luckenwalde den Platz mit dem Marktturm und der Pfarrkirche angesehen. Und gegen 8 Uhr ein Café gesucht: niente. Weiter nach Kloster Zinna: sehr hübsche Anlage von außen. Vorher (vor Trebbin) war im Wald auf einmal eine Wildschweinfamilie zu sehen. Vielleicht wollten sie gerade ins andere Waldstück. Als sie uns sahen, staunten sie mehr über uns als über Autos. Bis auf das Hauptschwein machten alle ‘ne Flocke. Wir warteten dann, bis es abhaute. Von Kloster Zinna bis nach Jüterbog war Lauenburger-Straße-Pflaster (inzwischen anders). Jüterbog hatte einen Marktplatz mit Rathaus und Gerichtslaube. Dann fanden wir etwas zum Frühstücken: Tee, Kuchen, Bauernfrühstück. Danach zur Kirche mit 2 verschiedenen Türmen. Wir klinkten, und siehe da, von innen wurde geöffnet. In restauro, aber immerhinque. Die  Straße war dann exzellent, eben und leichtläufig, der Wind hat geschoben. Es ging gut voran bis Herzberg, wo wir mittagessen wollten (12:15). Überall waren Jugendweihen, also geschlossene Gesellschaften. Dann fand sich aber doch etwas Manierliches am Bahnhof. Weiter nach Bad Liebenwerda und Elsterwerda, dort ein Bier gezischt. Dann nach Großenhain, wo die Bahn zur Debatte stand. Noch im Ort kam der Abzweig Richtung Moritzburg nach Dresden (28 km). Dann ging es hügelig bergauf und manchmal bergab, obwohl ich schon ziemlich ausgelaugt war. Noch mal Rast in einem Wartehäuschen mit unserem Proviant: Ei, Apfelscheiben, Vollkornstüllchen. Der Rückenwind war ziemlich eingeschlafen. Nach jedem Hügel kam noch einer, und immer musste ich angeschoben werden. Die Kilometer nach Dresden verringerten sich nur langsam. Moritzburg kam in schönster Lage in Sicht. Es ging durch schöne Wälder und Wiesen. Aber endlich musste es doch bergab gehen! Ging es auch, aber oh Graus! Holperpflaster, Straßenbahnschienen, sporadisch unterbrochen durch Katastrophen-Radwege für Hyper-Mountain-Bikes. Kein lohnender Blick auf Dresden wollte sich zeigen. Wir spionierten eine Route nach Niedersedlitz, wo unser gebuchtes Quartier war, aus: über die Friedrichs-Brücke, Leningrader, Teplitzer usw. Es war höchste Zeit, um 19:00 spätesten sollten wir da sein. Wir fragten Leute, die uns hierhin und dorthin schickten. Endlich waren wir nach 7 km da, um 19:30. Und k. o., Frau Kossatz machte auf. Ein Privattelefon haben sie nicht mehr. Leider hat sie der Klempner versetzt und wir würden woanders in Blasewitz wohnen. Wir hatten aber die Schnauze voll. Nach einigem Palaver packten wir die Räder in den Kombi und der Mann fuhr uns zur Ferienwohnung von Herrn Knaak. Er hatte einen bildschönen Kläffer im Zwinger. Die Wohnung ist großzügig und fast luxuriös eingerichtet.

Kloster Zinna

 


So. 29.4.

Um 8 Uhr gefrühstückt im Salon. Dann mit der 10 zum Johanneum, erst Zweifel, wo die nun hinfährt. Das Verkehrsmuseum ist längst nicht so groß, wie wir dachten. Auch Lokomotiven waren nicht so viele. Nachdem morgens die Sonne lachte und der Wetterbericht gut war, hatten wir leichtsinnigerweise auf unsere Fräckchen verzichtet. Es war aber kalt und ungemütlich. Am Terrassenufer Dampferkarten nach Rathen gekauft, auf dem Postplatz Straßenbahnfahrkarten. Dort war ein Riesenmarkt mit Trubel, wo allerlei Ramsch aus dem Westen verkauft wurde. Lederjacken miesester Qualität, Taschen, Schmuck, Gürtel, Fressalien, Bier, Pornos teilweise aus dem Auto heraus. Die einheimische Konkurrenz verschlief die Chance, auch mal Bier und Würstchen aus der Region anzubieten. Und die Ostler hier sind konsumgeil. Dann zum Albertinum. Erst dachten wir, es sei ein Riesenandrang. Der bezog sich aber auf das Grüne Gewölbe. Im Albertinum waren viele schöne Sachen zu sehen, auch einige Schinken (Klaus), besonders italienische, viel Busen zu allen Gelegenheiten, z. B. wenn Moses die zehn Gebote verkündet oder eine Dame Gambe spielt. Dann Puffer und Rostbratwurst gegessen. Schlummirunde. Der große Wolf ließ sich kurz durch’s Gitter streicheln, machte aber sonst auf böse. Dann sind wir über das Blaue Wunder nach Löschwitz und dort in einen Biergarten gegangen. Dort saß der Koch vom Weißen Hirsch und empfahl uns sein Restaurant. Wir sind dann mit der Standseilbahn naufi. Es stieg eine Gruppe Russinnen dazu, eine schöner als die andere mit sehr vielen Goldzähnen. Dann an schönen Villen vorbei zum Weißen Hirsch. Wir mussten eine halbe Stunde anstehen und wurden dann platziert. Die Bedienung war flott, das Essen manierlich, dazu Blaustengler.

Die Segnungen der Einheit (Pornos)

 


Mo, 30.4.

Früh aufgestanden. Heiße Würstchen. Mit der Straßenbahn zum Pirnaer Platz und zur Dampferanlegestelle. Auf dem Dampfer war es war hundekalt und drinnen alles reserviert und keine Aussicht. Später war drinnen totaler Mief. Wir wärmten uns draußen am Schornstein auf. Meuten von versoffenen Individuen grölten und wurden immer abgefüllter. Nach vier Stunden mit wenig Sicht und durch die Stinkwüste von Pirna, kamen wir in Rathen an. Essen gibt  es nicht mehr, aber Weizenbier, hell, dunkel, Kristall, Hefe – und das zu Friedenspreisen. Dann hinauf zur Bastei: viele Stufen, viele Ausgucke und Massenprozessionen. Die Felsen sind sehr beeindruckend und wild-romantisch. Oben boxte der Papst. Da der Bus nicht kam, haben wir einen Waldweg nach Stadt Wehlen gewählt. Es war schön und ruhig. Dann mit der Fähre rüber zum Bahnhof und mit einem voll besetzten Doppelstöcker bis Strehlen. Dann durch den Park ins Carolaschlößchen. Dort stand eine Schlange am Kiosk. Erst mal anstellen, dann gucken, was es gibt. Es gab Spieße von eingeschränkter Qualität. Dann über den Rummel geschlendert und mit der 4 nach Hause.

Bärbel auf dem Elbedampfer

 


Di, 1.5.

Um 9 Uhr gefrühstückt und dann mit der 4 zum Weißen Roß. Von dort ging es mit der Traditionseisenbahn nach Moritzburg bei wunderschönem Wetter. Das Schloss liegt in ausgesucht schöner Lage, es ist jedoch nur die vordere Hälfte mit Putz versehen. Wir sind dann um eine Seehälfte rumgewandert und dann zurück in die Stadt gefahren, um die Kirchen und den Zwinger anzugucken. Eine Rostbratwurst gegessen. Die Hofkirche ist kalt in der Ausstrahlung. Der Zwinger ist sehr beeindruckend in seiner großzügigen und anmutigen Bauweise. Die Kreuzkirche war wieder zu. Wir wollten dann im Ostrava einen Tisch für abends reservieren lassen, aber siehe da, es gab um 4 Uhr noch etwas zu essen. Leckere Leber mit Knödeln, Gurkensalat und gutes Bier. Deutschnationale Neo-Nazis übelster Sorte kamen an unseren Tisch. Mann, sind die hier schnell angekommen. Oder gab es die schon vorher? Dann Schlummirunde und danach über die Jüngststraße zum Biergarten am Blauen Wunder. Ein schöner lauer Sommerabend mit schöner Himmelsfärbung. Ein ehemaliger Dresdner mit seiner Frau waren am Tisch unsere Gesprächspartner.

Museumsbahn

 


Mi, 2.5.  185 km

Um 5 Uhr los mit Stullenpaket. Aus Dresden rauszukommen war schon weit. Dann die Straße nach Pirna. Erst die gelbe Straße woanders gesucht. Dann ging es hübsch durch die Wälder und Wiesen, aber eben etwas naufi bis Königsstein. Dort etwas gemampft. Dann auf der anderen Elbseite zur Grenze. Die tschechische Seite war ziemlich unfreundlich. Eine Verlängerung des Visums? Nein, hieß es lapidar. Aber beim Zwangsumtausch waren sie hinterher. Wenigsten mussten wir unsere Sachen nicht auspacken. Es ging weiter durch schattige Wälder mit vielen Bächlein. Die Luft roch vergleichsweise gut. Dann in Děčin Frühstückspause mit Bier und Brötchen. Manche Leute waren schon besoffen (um 9 Uhr). Dann auf sehr guter Straße weiter nach Ustí. Dort  die gotische Kirche mit Flügelaltar angeguckt und die Renaissancekirche von außen. Wieder auf die andere Elbseite gewechselt, um nach Litoměřice zu kommen. Für diese 24 km brauchten wir fast 2 Stunden. Es war eine Extra-Tour über Hügel und Berge. Im Ort war dann das rechte Interesse erlahmt. Aber hübsch war er. In einer Kneipe Bier getrunken mit abscheulichem Klo. Dann über die Brücke nach Terezín (Theresienstadt) und die rote Straße (die rote Straße auf der Karte, Hauptstraße) genommen. Ekelhaft viel LKW-Verkehr konnte einem auch manches verleiden. Und ein Dreck! Die Sonne brannte immer heißer. Dann ging es auch wieder einen Hügel rauf, dann geradeaus. Und immer so wellenförmig. Es zog sich. Die Kniechen muckten immer mehr. Die Kraft ließ nach. Die Kilometerschilder ließen sich immer seltener blicken (bei gleichem Abstand). Endlich, endlich kam dann Prag in Sicht. Es ging tüchtig bergab. Man flog die letzten Kilometer. Wir sind dann auch gut ins Zentrum zum Pulverturm gekommen. Die Zimmervermittlung „Prago-Tour“ wollte nur für Valuta vermitteln. CEDOK vermittelte uns dann ein Zimmer für 2 Tage in Kategorie B, leider etwas wenig zentral: Hotel Ammetyst in der Makarenkova für 960 Kronen (2 Personen, 2 Tage mit Frühstück). Es war schwierig bergauf und durch lauter Einbahnstraßen. Dort waren sie erst nach gutem Zuspruch bereit, die Räder in die Durchfahrt zu lassen. Das Zimmer ist ein schmaler Schlauch, Betten hintereinander. Nachdem wir den Straßenstaub abgeweicht hatten, sind wir kurz zu einen Kneipenbummel aufgebrochen. Haben im „U Fleků“ Schweinebraten mit Knödeln zum schwarzen Bier gegessen, nachdem wir vorher schon in einer Kneipe unserer Gegend einen Salami-Teller und 2 Bier konsumiert hatten. Menü war ein Missverständnis. Nachher noch ins „U Kalicha“. Dort ist es touristischer, zumindest sehr japanisch.

Elbufer

 


Do, 3.5.

Etwas länger geschlafen. Frühstück nichtssagend. Dann los Richtung Vyšehrad. Eine Riesen-Straßenbrücke kam in Sicht: die Klement-Gottwald-Brücke. Wir werden sie noch benutzen. Dann hoch zum Vyšehrad-Berg. Die Martins-Rotunde hatte zu. Herrlicher Blick auf die Stadt und zum Hradschin. Die Kirche hatte zu. Auf dem Friedhof neben Grabdenkmälern aller Stilrichtungen die Gräber Dvořáks und Smetanas besucht. Dann ein Treppchen hinunter und mit der 17 zur Josephsstadt. Dort haben wir die Synagogen, das jüdische Museum und den jüdischen Friedhof besucht. Nach einem Restaurant ausschauend, zum Agneskloster (chiuso), dann bei der Hohen Synagoge als Vorspeise Schinken, dann Schweinebraten mit Knödeln und Kraut + 2 Pilsner Urquell für 80 Kr. gegessen. Mit der Metro nach Hause. Es gibt unheimlich schnelle Rolltreppen. Schlummirunde im heißen Zimmer. Dann zum Wenzelsplatzplatz geschlendert, dort war gerade eine Ansprache. Der Platz ist riesig. Dann sind wir in der Abendsonne Richtung Rathaus und Teynkirche. Die Häuser sind sehr schön restauriert. Dann zum Dvořák-Konzertsaal, der in restauro war, und weiter über eine Brücke zur Kleinseite und ins „U Tomasů“. Man konnte in einem Innenhof draußen sitzen. Es gab Kotelett vom Holzkohlengrill und braunes Bier, alles ausgesucht teuer: 145 Kr. Das ist Nep und kein Tscheche wird hier etwas konsumieren. Es wurde ein deutsches Lied angestimmt. Da laut Speisekarte  im „U Schnellů“ ähnliche Verhältnisse zu erwarten waren, sind wir gleich weiter über die Karlsbrücke zurück auf unsere Seite. Auf der Brücke haben einige Leute musiziert. Das „U Pinkasů“ haben wir nicht gefunden. Sind dann noch in einer Kneipe, etwas rauchig, gelandet, wo es verhältnismäßig dünnes Bier gab. In unserer Kneipe kein Pilsner Urquell mehr bekommen. Leicht angesäuert, weil sie um 21:30 schon nichts mehr rüberreichten, wenn um 22 Uhr Schluss ist, Richtung Hotel. Dann doch noch ein Bier in einer vollen, rauchigen Kneipe erkämpft.

Klaus in Vyšehrad

 


Fr, 4.5.

Trotz Krach von der Baustelle ziemlich lange geschlafen. Nach dem Frühstück erfuhren wir, dass das Hotel ausgebucht war. Wir waren sauer, obwohl es an diesem Morgen kein Wasser gab und der Fahrstuhl nicht fuhr. Sie sagten uns aber ein Hotel in der Nähe. Wir alles gepackt und gesattelt und zum Hotel Lunik in der Londynská. Eine nette junge Frau war an der Rezeption, Zimmer war frei, die Fahrräder kamen in einen Abstellraum. Es kostete 1050 Kr. Für 2 Tage. Das Zimmer ist viel hübscher und verkehrsgünstiger. Dann bei schönem Wetter mit der Metro zum Hradschin. Da boxte der Papst. Touristen wälzten sich mit ihren Führern fotografierend durch die Landschaft. Man hätte außer uns nur 50 zulassen dürfen. Früher war es beschaulicher, zumal im Goldmachergäßchen. Der Dom war wieder sehr beeindruckend. Nachdem wir den Václav-Saal angeguckt hatten, sind wir in die Gemäldegalerie im Sternberg-Palais neben dem erzbischöflichen Palast gegangen. Dort war es ruhig. Es gab sehr schöne, teilweise recht unbekannte Sachen von Cranach, Grien, Holbein, Rubens, Rembrandt und auch schöne moderne Sachen, Munch, Kokoschka. Ach ja, und Romantik, Biedermeier: Friedrich Waldmüller, Spitzweg, Repin. Dann ging es wieder in der Knallsonne nach Loreto. Dort in den Schwarzen Ochsen zum Großpoppowitzer Bier. Es war angenehm kühl, nicht übermäßig touristisch, es waren auch Tschechen da. Es gab eine schöne Aufschnittplatte mit Kümmelbrötchen. Gegenüber saß ein texanisches Ehepaar, die Frau war aus Prag gebürtig und sehr ambitioniert. Sie wollten noch zum amerikanischen Friedhof. Dann haben wir das Glockenspiel angehört und sind dann weiter zum Strahov-Kloster in die Bibliothek. Man kommt nicht mehr so dicht an die Bücher ran. Dann mit der 22 ins Bettchen im neuen Zimmer. Nachher sind wir dann in der Abendsonne zum Hauptbahnhof gegangen, der schön jugendstilig ist und mit einem Paar goldener Flügel gekrönt ist. Wir erfuhren, dass nach Karlštein ein Zug von Praha-Smichov (Metro-Station) fährt, der nur ½ Stunde braucht. Dann sind wir zum Pulverturm geschlendert und im „U Supa“ essen gegangen (mittlere Preislage). Sie machen den Laden schon vor 9 Uhr dicht. Weiter in die Zitnastraße zum Staropramen; um 21:30 ist dort offizieller Ausschankschluss, danach bekommt man nur noch Flaschenbiere. Wir bestellten also gleich 4 Biere. Einige Leute waren ganz schön abgefüllt und machten Zoff. Neben uns war ein genialer Zeichner, der einen Don Quixote = Johann auf’s Papier zauberte, aber alles wieder verwarf und zerknüllte.

Teynkirche

 


Sa, 5.5.

Mit der Metro zum Bahnhof Smichov ohne Frühstück. Dann mit dem Zug, der 10 Minuten verspätet war und sehr voll, durch’s Berounka-Tal nach Karlštein. Heiß. Es ist dort eine Radfahrer-Gegend. Wir guckten bei einigen Imbissbuden nach Frühstück. Es gab Pilsner Urquell und Grillwürstchen. Dann – schnauf - hoch zur Burg, die sehr imposant thronte. Wir mussten eine ganze Weile auf eine leider tschechische Führung warten. Die wichtigste Kapelle war in restauro. Die Fresken sind in einem schlechten Zustand. Aber mit Restaurierungen würden sie sicher verfälscht. Sehr schöne Einrichtungs-Rekonstruktionen befanden sich in den einzelnen Räumen. Auf dem Rückweg kehrten wir in einem Gartenlokal ein, wo es Schinkenplatte und Staropramen gab. Dann mit einem Bummelzug zurück und um 16 Uhr ins Bettchen. Danach haben wir dann bei uns in der Nähe Steak mit Schinken und Ei gegessen und sind dann zum Rathaus gerannt, um 7 Uhr das Männlein-Laufen zu sehen. Es war aber nicht so doll. Dann in Richtung Moldau geschlendert, vorbei an ganz niedlichen Häuserfassaden, barock und klassizistisch. Am Fluss waren dann imposante Bauten der Jahrhundertwende, alle gut in Schuss und farblich geschmackvoll gestaltet. Dann kam eine kleine Insel mit schönen blühenden Kastanien, allerlei blühenden Sträuchern und Blumen. Bald fanden wir ein Lokal am Ufer, Budweiser aus der Flasche. Dann mit der 16 zu dem Lokal des 1. Abends. Um 21:15 wird schon „Last Order“ eingeläutet, es kommen diverse Leute und reichen Krüge und Fässchen für zu Hause dem Zapfer rüber.

Karlštein von der Burg aus

 


So. 6.5.  185 km

Kurz vor 6 los über die große Brücke und dann Auf und Ab aus der Stadt hinaus. Es begann eine liebliche Hügellandschaft. Mit Wiesen und Wäldern und niedlichen Ortschaften, meistens mit Kirchen mit roten Zwiebeltürmen. Der Nachteil war, dass es dauern rauf und runter ging, allerdings mehr rauf. Bei der Burg Konopište fanden wir ein Motel, ziemlich elegant, wo wir frühstückten, u. a. Eier im Glas. Weiter ging es rauf und runter bis Tabor, wo ziemlicher Totentanz war. Der Dorfplatz ist ganz nett, in einem Lokal waren wir ein Bier trinken. Dann ging es weiter nach Soběslav, wo es Mittagessen gab. Die Straße wurde ebener und bald bogen wir in die Seenlandschaft von Třeboň ab. Es ist sehr hübsch mit Wäldern, Seen und Birkenhainen. In Třeboň  in einem Café ein Bier getrunken und durch den Kurpark spaziert. Dann ging es durch Wälder überwiegend eben Richtung Grenze bei C. Velenice, da der Grenzübergang bei Gmünd schon um 18 Uhr schließt. Im letzten Dorf vor der Grenze kam ein Grundstück mit einer süßen Schäferhündin. Dort deponierte Klaus unsere letzten 210 Kronen, damit wir an der Grenze keinen Ärger kriegen. Zollkontrolle war zwar nicht, aber nach dem Geld wurde gefragt. Dunkle Regenwolken, die sich an unsere Route herangewagt hatten, regneten entweder vorher oder woanders. Allerdings hatten wir die letzten 7 km  nach Gmünd strammen Gegenwind. Im Ort gab es nur ein sehr gutes Hotel. Das Zimmer ist sehr komfortabel mit Dusche, Kabelfernsehen usw. und kostete 560 Öschis. Das Essen ist auch sehr gut, dazu gibt es Weizenbier. Wir sind ganz schön k. o. Abends haben wir im Bett noch ferngeguckt, die Wahlergebnisse der DDR-Kommunalwahlen, die PDS hat in Ost-Berlin 30 %.

Sgraffito-Häuser in Gmünd

 


Mo, 7.5.  181 km

Gemütlich gefrühstückt und dann ohne Hetze nach Zwettl, die Hügel rauf und runter. Das Stift Zwettl selbst wollte natürlich auch extra erobert werden. Es war mächtig heiß und schon 11:30. Um 11 Uhr war eine Führung und dann erst um 14:15.  Also niente. Dann ging es wieder naufi. Die Landschaft war sehr hübsch. Abwechselnd ging es durch Hügel mit Wiesen und Feldern und durch Nadelwälder. Gewitterwolken türmten sich auf. Die Bewölkung verdichtete sich zu einer dunklen Front. In Rastenberg machten wir Mittagspause, Kaiserschmarrn und Salatteller. Einige Männer wetterten gegen sogenannte Zigeuner, nämlich Rumänen. Danach sah das Wetter noch bedrohlicher aus, die Orte waren jedoch immer nur wenige Kilometer auseinander. Es ging hart an der Gewittergrenze rauf und runter. Es blitzte und donnerte im Wald. Ab Brunn am Wald ging es wunderbar bergab. Der Nadelwald wurde im Kremstal von laubbewaldeten Hügeln abgelöst, sehr romantisch (auf der Karte grün). Wir hatten Glück, dass die Straße trocken war, denn einige Serpentinen waren zu fahren. Es ging wie im Fluge. Bei Senftenberg wurden die bewaldeten Hänge durch  Weinberge abgelöst. Der Ort war sehr hübsch, überall duftete es nach Flieder und anderen Blüten. Bald reihte sich Ortschaft an Ortschaft und in Krems waren wir genau, als ein mächtiger Platzregen einsetzte. Wir hatten unter dem Vordach eines Hotels Zuflucht gefunden, es war uns aber zu teuer (580 ÖS), so standen wir wohl ½ Stunde.  Dann sind wir untergekommen im Gasthof zum Goldenen Engel (mit Bad 450 ÖS) , aber  kalt. Dann zu Bahnhof und zur Post, um eine Schachtel zu kaufen. Zu Fuß durch die Stadt geschlendert, die sehr neckisch ist. Hübsche Gässchen und Plätze, das Steiner Tor sowie die Pfarr- und Piaristenkirche angeguckt und dabei Erdbeeren gegessen. Von Weitem sah man das Stift Göttweig herübergrüßen. Es thront natürlich abgehoben auf einem Berg. Wir beschlossen, von der Terrasse der Gozzo-Burg aus, dass es nicht ruft. Wir fahren also morgens mit der Bahn nach Lilienfeld. Dann chinesisch gegessen und noch einen Wein in unserem Gasthof.

Stadttor in Krems

 


Di, 8.5.  105 km

Früh mit dem Zug nach Lilienfeld, um die potenzielle Klosterführung um 11 Uhr mitzumachen. Vorher noch 500 DM in bar umgetauscht. Die Österreichische Bahn war mit den Radln wieder ausgesucht freundlich. Wir durften die Räder über „Überschreiten der Gleise verboten“ schieben. In Traisen wurden sie sogar vom Personal umgeladen. Um 10:42 kam der Zug in Lilienfeld an, das Kloster war auch nicht weit entfernt von der Bahn, alles prima. Aber, eine Führung hätte es erst um 13 Uhr gegeben, also nix Bibliothek, nix Kreuzgang, Scheiße. Schlecht gelaunt zurück nach Traisen gefahren und dann weiter Richtung Hainfeld. Es war viel Verkehr, besonders LKW. Dann kam die Steigung zum Gerichtsberg, immer mit einem Markierungswägelchen im Genick. Vorher hat Klaus an einer Bushaltestelle noch Schaltungsschwierigkeiten überwunden. Es ging dann verdientermaßen gut bergab. Plötzlich ging bei mir der 6. Gang nicht mehr. Als wir in Thenneberg Mittagspause machten, gab es Riesenschnitzel mit Salatbar. Dunkle bedrohliche Wolken kamen auf. Klaus hat auch nichts Besonderes an dem Gang gefunden, er ging dann wieder rein. Also weiter, bis ein Schaltungsrädchen rausflog, nachdem sich vorher ein Staubschutz unbemerkt verselbstständigt hatte. Also, größere Reparatur. Dann weiter bergab nach Wiener Neustadt. Dort im 3. Radladen ein Ersatzteil geschenkt bekommen. Weizenbier bzw. Wein in einem Biergarten. In den Buchhandlungen war es schwierig, einen guten Reiseführer zu bekommen, man bekam nur Polyglott. Den Dom haben wir angeguckt, sonst war die Zeit knapp. Unser angepeilter Ort Mattersberg erwies sich als nicht leicht zu erobern, in zweierlei Hinsicht: eine Straße war nur Kraftverkehrsstraße, die andere ging mächtig rauf und runter und trotzdem rasten die Autos wie blöde. Im Ort gab es auch keine Unterkunft, er war sowieso doof. Dann sind wir auf den Rat einer Passantin hin über die Dörfer nach Siegendorf gefahren, landschaftlich sehr hübsch über Felder und Wiesen, nur noch leicht gewellt. Dort im 2. Anlauf die Pension Christine gefunden. Nettes Zimmer mit Bad für 300 ÖS. Nachdem wir die Räder wieder hergerichtet hatten, sind wir durch den Ort gepilgert und haben letztendlich eine Buschenwirtschaft gefunden. Hier ist Riesenkrach, teilweise auf kroatisch. Es gab eine üppige kalte Mahlzeit mit Geselchtem, Schweinsbraten, Sülze usw. mit Kren. Lecker. Der Wein ist auch gut, der Krach allerdings nur für gute Nerven!!!

 

Mi, 9.5.  79 km

Ausgeschlafen. Auf dem letzten Point gefrühstückt. Wieder bei herrlichem Wetter los in Richtung Neusiedler See über St. Margarethen. Dort ist ein berühmter Römersteinbruch, der schon für mannigfaltige Wiener Bauten der Barockzeit als Steinlieferant diente und wohl auch in Bildhauerkreisen hohes Ansehen genießt. Man sieht auch viele moderne Plastiken, aber keine Bildhauer am Werk. Wir stapften dann durch die Sonne zur Freilichtbühne und durch die Kunstwerke. Weiter ging es nach Rust, der Storchenstadt. Aber es gibt nur 4 Paare dieses Jahr, viele Nester sind unbewohnt. In einem Weingarten gab uns die Wirtin Tipps für die Radtour. Auf ihren Rat hin fahren wir eine hübsche, ruhige Straße durch Felder und Weinberge nach Mörbisch und dort mit dem Schiff nach Illmitz (es passte genau). Dort haben wir in einem Gartenlokal, wo extra dran stand, Zufahrt für die Radln zum Garten, gut auf Puszta-Art gegessen.. Dann weiter über Apetlon nach Pamhagen, wo es etwas regnete. Dann den Abzweig zum Tierpark genommen. Dort waren Störche, Gänse, Wild, Eulen, Käuze, Wildschweine, Ziegen, Truthahn, Pfau, Esel, Wildpferde. Eine große Tüte Maiskörner haben wir verfüttert.  Allzu viel Zeit hatten wir nicht mehr, denn das Schiff ging um 17:30. Dann sind wir durch die Lacken gefahren und haben in Apetlon die kreuzförmige Scheune gefunden und dort im Dämmerlicht unter dem Reetdach einen Schoppen Traminer getrunken. Dann fix zur Anlegestelle. Die Gruppe von älteren Leuten, die mit dem Pferdewagen in der Puszta unterwegs waren, machten sich unangenehm bemerkbar mit Drängeln usw. Die Schiffspassage war schneller als hin, nur ½ Stunde. Dann sind wir durch Mörbisch durch und haben den Verbindungsweg nach Siegendorf gesucht. Wir sind dann durch die Weinberge auf angenehmen Sträßchen und bei inzwischen lauer Temperatur gefahren. Es wurden dann Feldwege und schließlich Wiesenwege, aber hübsch. Die Orientierung war schwierig, es wurde geschoben. Ein Rehchen sprang durch die Felder. Kleine gelbe Falter waren unterwegs. Bald würde es Glühwürmchen geben. Schließlich kamen wie bei den Hügelgräbern an, in einem Wäldchen, langsam wurde es schummrig. Romantisch, so wie’s sein muss. Als wir dann endlich unser Dorf wiederfanden, kam auch schon Gewitterstimmung auf. Nachdem wir uns umgezogen hatten, sind wir zum Stehbeisl. Die Musikkapelle (Tamburizza?) zog übungsweise vorbei. Das Unwetter dräute, als wir uns auf den Weg zur Buschenschenke machten. Heute ist es relativ leer, da irgendein Sport in der Glotze ist. Die Leute reden übergangslos alle möglichen Sprachen im selben Satz.

Bärbel im Steinbruch von St. Margarethen

 


Do, 10.5.  70 km

Etwas früher aufgestanden. Etwas dumpf im Kopf, weil wir wegen des Gewitters ein Glas mehr im Buschenkeller getrunken haben. Dann los über die Dörfer nach Mattersburg und weiter über die Burg Forchtenheim. Es ging ganz schön naufi in großen Serpentinen. Mit der Führung ging es ausnahmsweise, da eine ungarische Reisegruppe da war; sonst hätten wir 1 ½ Stunden warten müssen. In der Burg war es kalt. Außer einer Kirche waren nur Waffen und Rüstungen zu sehen. Ein Brunnen, den türkische Kriegsgefangene in 30 Jahren gegraben haben, war auch zu bestaunen. Als wir raus kamen, donnerte es. Unten im Ort Mittag gegessen: Spießchen. Dann haben wir beschlossen nicht den gleichen Weg zurück zu fahren, sonder anders über die Dörfer. Das ging die Hügel stramm rauf und runter, vorbei an Erdbeerfeldern. Zusätzlich war auch noch ein Umweg drin. Es zog sich bis Eisenstadt. In Großhöflein ein Weizenbier gezischt. Dann in Eisenstadt die Bergkirche mit dem Haydn-Mausoleum besichtigt. Eine komische Kirche, schon rein baulich. Man klettert über die Dächer und kann die Kalvarienstationen durchwandern, die mit lebensgroßen Holzfiguren à la Weihnachtskrippe aus dem 18. Jahrhundert ausgestattet sind. Albern! Dann das Haydn-Mausoleum, in dem er inzwischen ganz (mit Kopf) bestattet ist. Zum Esterhazy-Schloß (keine Führung mehr) und noch zum Haydn-Haus, das ganz niedlich ist. Dann schwierig rausgefahren und falsch. Mit Umwegen wieder teilweise über Feldwege doch nach Siegdorf. Nachdem Klaus eine Acht aus dem Hinterrad operiert hat, zum Abendbrot ins Gasthaus Kruiz: Kalte Platte, Weizenbier, guaten Traminer.

Kalvarienfiguren in Eisenstadt

 


Fr, 11.5.  164 km

Zeitig aufgestanden und nach dem Frühstück zur Bank. Dann los zur ungarischen Grenze bei Klingenberg, wohin es etwas bergauf ging. Es war nur Passkontrolle, haben dann 50 DM umgetauscht in 1850 Forint. Dann nach Sopron, ein nettes. quirliges Städtchen. Dann zunächst Straßen mit sehr viel Verkehr durch flaches Land mit Wiesen und Feldern, bis bei Lövö eine ruhigere Straße kam. Die Dörfer sind lang gestreckte Straßendörfer mit teilweise noch besser erhaltenen burgenländischen Häusern mit Lauben. Neben der Straße sind Gräben mit Überbrückungen zu jedem Haus und einheitliche Baumreihen, dazwischen manchmal Tulpen oder Lilien. Dort sitzen die Leute zur Siesta. Wir haben ein Bier gezischt in Sopronhorpács. Dann kam eine Umleitung. Es ging durch Wälder, wo viele Vögel zwitscherten, auch mal bergauf. An einer Kreuzung trafen wir auf einen Wagen, in dem 1 Storch und 3 Eulen saßen. In Szombathely haben wir dann gut und billig Mittag gegessen, sogar mit zweisprachiger Speisekarte. Dann ging es eben weiter bis Körmend, nachdem wir ein kleines Sträßchen verpasst hatten. Ein Polizist hielt uns an, weil dort keine Fahrräder, Pferdefuhrwerke, die es sonst oft gab, und Trecker fahren durften. Er sprach aber kein deutsch, sodass er auch keine Alternative angeben konnte. Also weiter. In Körmend fand sich dann ein Lokal, wo man draußen sitzen konnte und es Pilsner Urquell gab. Dann gestalteten sich die restlichen 26 km bis Heiligenkreuz schwierig. Ich hatte ganz schön zu kämpfen, das Tempo zu schaffen. Sporadisch begleitete ein Radweg die Kraftverkehrsstraße, war dann aber plötzlich zu Ende. Das nervte. Klaus hatte aber Angst vor weiteren Polizisten, zumal wir Alkohol getrunken hatten. Also suchten wir einen 11 km langen Umweg über die Dörfer, was stresste. Eigentlich war es nicht unübel, aber es war schon ziemlich spät, sodass wir hetzen mussten. Inzwischen taten die Knie immer mehr weh. Überall kläfften uns Hunde an. Endlich nach Szentgotthárt schwenkten wir auf die Straße zum Grenzübergang zurück. Es ging wieder ohne Kontrollen, nur Pässe. Die Österreicher nahmen aber Ausländer auseinander. Wir haben eine Menge Geld übrig. Dann ging es über Heiligenkreuz nach Jennersdorf, es wollte kein Ende nehmen. Nach einigen Hin und Her im  2. Gasthof am Platz Quartier gemacht. Im Biergarten Abendbrot, später drinnen Wein.

Sopron

 


Sa, 12.5.  88 km

Ausgeschlafen. Dann bald auf eine Kraftverkehrsstraße getroffen. Also wieder Umweg über die Dörfer. Dann ging es wieder auf selbige Straße, nur dass die Kraftverkehrsstraße aufgehoben war. In Fehring ging es dann auf die Klöcher Weinstraße. Ein strammer Gegenwind blies uns ins Gesicht. Zunächst war vom Wein nichts zu sehen, mehr Ackerbau und Wälder in hügliger Landschaft. Dann ging es die Berge ganz schön rauf und runter. Die Steigung war bis 16%, aber Klaus ist gefahren. Dann  wurde  weiter  gegen  den  Wind  bergauf  gekämpft  bis  zum  Ausguck St. Annaberg. Dort haben wir einen Riesling probiert. Dann wurde die Landschaft tatsächlich toskanisch. Das Wetter blieb kühler und bedeckter als sonst. Auf Umwegen Auf und Ab nach Klöch, wo wir Mittagspause machten. Wir bestellten eine Flasche Traminer und eine Grillplatte. Die brauchte 50 Minuten, sonst war nichts auszusetzen. Dann weiter nach Bad Radkersburg, wo es wieder ein Weinpäuschen gab. Ein niedliches Städtchen mit hübschen Häuserfronten am Rathausplatz. Dann entlang der Mur Richtung Westen wieder nicht windgünstig. Einige Radrennfahrer fuhren vorbei, Es ging ziemlich eben voran. In Mureck wieder ein Päuschen in einer Kneipe. Dann in Gersdorf keine Unterkunft gefunden, aber in Ehrenhausen. Der Ort ist hübsch, aber wohl ziemlich touristisch, jedenfalls die Preise der Gasthöfe.

Bärbel in Bad Radkersburg

 


So, 13.5.  38 km

Ein heißer Tag. Extra lange geschlafen, damit man in den Genuss der Sonne kommt. Auf der Terrasse gefrühstückt. Dann los in Richtung Leutschach. Man kam kostenlos ins Schwitzen. In Gamlitz war gerade Kirmes. Dann ging es noch über einen Extra-Berg, wo uns viele Rennfahrer entgegenkamen, nach Leutschach. Dann über Schlossberg die Weinstraßenrunde zunächst eben, dann 15%. Als wir auf der toskanischen Hochebene waren, in einen Buschenschank mit schattiger Terrasse eingekehrt. Mineralwasser und leckeren Wein. Dann weiter die Hügel schweißtreibend rauf und runter und in Sulztal in einem großen Restaurant Mittag gegessen, es hat wegen des Mittagsbetriebes wegen lange gedauert, war aber exzellent: Ganz zartes Steak und guter Schweinebraten. Eine süße bedürftige Bernhardinerhündin war da, große Tapsen und weich. Dann weiter hüglig und kurvenreich ins Bärengehege. Süße große Braunbären. Dicke Petze. Und Planschbecken. Man konnte sie mit Zwieback und Keksen füttern. Das Fell fühlte sich etwas struppig und die Tapsen eher robust an. Ein lieber Schäferhund war auch da. Dann ging es tüchtig bergab und bald waren wir in Ehrenhausen zurück, schnackten noch eine Runde mit dem Wirt beim Wein, und dann gab’s eine Schlummirunde. Naufi zum Mausoleum. Dann Abendbrot auf der Terrasse.

Steirische Toskana

 


Mo, 14.5  60 km

Ausgeschlafen. Wieder ein knallheißer Tag. Nach dem Frühstück über Spielfeld nach Jugoslawien. An der Grenze mussten wir für 8 Dinar Touristen-Coupons einlösen. Außerdem tauschten wir 50 ÖS, wofür es mehrere 100 000er Scheine gab. Die Straße nach Maribor war schlecht, schmal und wahnsinnig voll, vor allem LKW-Verkehr machte einem zu schaffen. Kurz vor Maribor ging dann eine kleinere Straße ab. Die Stadt selbst ist wenig ansprechend. Wir haben dann teure Erdbeeren gegessen (1 Pfd. = 5 DM); damit waren fast alle Scheine weg, sie kosteten nämlich 250 000. Wir sind dann noch an der Drau entlang und beschlossen, unseren Rückweg doch in Richtung Weinstraße über den Übergang Lagegg zu nehmen, obwohl dort mehr Steigungen zu bewältigen sind. Zunächst ging es fast eben in ein Tal hinein, etwa 11 km bis zur Grenze. Dann ging es bald stramm naufi bis zu 20 %. Da musst man auch mal kurz schieben. Die Muttertagsgasthöfe vom Vortag hatten ihren wohlverdienten Ruhetag. Wir nahmen nach einer Pause in einer Buschenschänke den Weg nach Gamlitz runter. In unserem Ort die Fahrkarten nach Obertraun für 186 ÖS p. P. (Radln 40) gekauft und die Räder gleich aufgegeben, weil sie sonst nicht mit uns mit gekommen wären, da ein Zug kein Gepäckwagen führt. Dann eine Schlummirunde. Abendbrot auf der Terrasse.

Ehrenhausen

 


Di, 15.5.

Zeitig gefrühstückt und dann zur Bahn. Der Bahnhofsvorsteher winkte uns nach. Dann im Bummelzug nach Graz. Dort umgestiegen und weiter nach Stainach-Irdning über Leoben und Selztal. Bei Bruck ging das bedeckte Wetter in Regen über, bald kam aber wieder gemischte Bewölkung. Die Berge wurden höher. In Selztal kam, die uns bekannte Dame mit ihrem Wägelchen vorbei: Bierli-monadi-Banani …… Das war gerade richtig. Dann wieder umgestiegen und von Stainach, am Grimming vorbei, nach Obertraun. Unsere Räder waren schon da, aber wie! Wenn man bisher sagen konnte, in Österreich klappte bei der Bahn alles vorzüglich, dann war jetzt das Gegenteil der Fall. Wir hatten die Räder nicht selbst umgeladen, sondern aufgegeben, weil einer der Züge keinen Gepäckwagen hatte. Klausens Rad war demoliert wie nach einem Unfall, der Sattel war total geborsten, der Gepäckträger verformt und unbrauchbar, das Rücklicht verschwunden. Wir haben dann Fotos gemacht und eine Bestätigung vom Bahnhofsvorsteher erhalten, das war alles. Nachdem wir kurz bei Dankelmayrs waren, ist Klaus gleich mit dem Zug nach Bad Ischl gefahren, um Ersatzteile zu kaufen. Nachdem ich erzählt, ausgepackt und mit Medo, unserem Lieblingshund, gespielt habe und den Kater Redi kennengelernt habe, sind wir zum Seeufer gegangen. Medo hat auf meinen Füßen gelegen, bis das Zügli mit Klaus kam. Dann wurde das Rad wieder heil gemacht. Es kam ein ziemliches Gewitter auf. Wir haben dann noch auf der Terrasse geschnackt. Nachher sind wir mit Medo zum Höllwirt essen gefahren.

Demoliertes Rad, auf dem ich heute noch fahre

 


Mi, 16.5.

Nach dem Frühstück im Wintergarten mit Medo zur Haltestelle Hallstatt und dann mit dem Schiff nach Hallstatt übergesetzt. Zur Bank. Dann hinter der Kirche den steilen Aufstieg zum Soleleitungsweg genommen. Die Sonne schien heiß. Der Weg selbst war schattig. Es waren keine Spaziergänger unterwegs Hinter der Gosauzwangbrücke musste Medo wegen Tollwutgefahr an die Leine. Beim Elektrizitätswerk dann nach Steeg abgestiegen. Als wir an einem Häschenstall vorbeikamen, wurde unser Hund ein wildes Tier. Die Kleinen waren in Todesangst. Beim Steegwirt draußen gegessen und mit dem Zug nach Hause gefahren. Klaus hat dann noch eingekauft und am Bahnhof die Schadensanzeige offiziell gemacht. Dann Schlummirunde. Danach mit Mary Dankelmayr und Medo nach Winkl gefahren. Das Gasthaus war nicht so auf Essen vorbereitet. Die Wirtin hat dann aber doch noch eine schmackhafte Grillplatte hervorgezaubert. Es kam ein schwer angeschlagenes Paar mit Seil, Eispickeln und Riesenrucksäcken vom Sarstein. Es gab dann Bier, Schnäpse und Wein bis 22:30. Dann schnell nach Hause geradelt und ab ins Bettchen.

 

Do, 17.5.  47 km

Ausgeschlafen Nach dem Frühstück mit Medo zu Koppenbrüller Höhle. Es gab wieder eine Privatführung. Nachdem er die Führerin angeknurrt hatte, durfte er aber trotzdem mit rein, was ihm aber doch nicht geheuer war. Danach bei Sonnenschein in der Koppenrast eingekehrt. Es kam dann wieder Bewölkung auf. Wir holten die Badesachen und fuhren in Richtung Bad Ischl. Kurz nach Gosauzwang kam ein Gewitter, aber wir hatten gerade ein Haltestellenhäuschen erreicht, wo wir mit 2 Schweizer Motorradfahrern den Regen abwarteten. In Goisern gab es dann noch eine Husche. Der Radweg war etwas weltfremd ausgezeichnet, uneindeutig, zu spät, zu klein, keine Ankündigungen. Bei Laufen dann ging es etwas Auf und Ab durch die Wälder und vorbei an der Katrinseilbahn nach Ischl. Dort haben wir 2 Flaschen steirischen Traminer gekauft, denn abends waren wir bei Dankelmayrs eingeladen. Dann gegenüber vom Bahnhof ins Solethermalbad. Es ist neu gestaltet mit allerlei Sprudelmassagen, aber teuer. Viel Holz und angenehme Beleuchtung. Als wir rauskamen, regnete es wieder. Die Nahverkehrskarten für die Räder gibt es wohl nicht mehr, sie kosten jetzt immer 40 ÖS. Dann gemütlich an den Hochlandrindern am See vorbei nach Hause. Es gab eine guate Suppe, dann Rinderbraten mit Reis in Kernöl und Salate. Wir beide aßen allein, die Alten hatten keinen Hunger. Es schmeckte sehr gut. Nach dem Essen wurde dann der Wein geköpft. Mary trank aber nur ein Likörgläschen voll, er dann ein Glas. Er war gut gelaunt. Wir haben dann noch eine ganze Weile im Wintergarten geklönt.

 

 Fr. 18.5.

Ausgeschlafen und dann gemütlich mit Medo den Ostuferwanderweg lang geschlendert, die Berge rauf und runter. Zwischen Haltestelle Hallstatt und Obersee trafen wir auf eine Schulklasse. Als die Kinder merkten, dass Medo lieb ist, hatten sie ihre Freude miteinander. Dann sind wir in Obersee beim Tuscher eingekehrt. Im Fahrplan stand ein zukünftiger Zug, den es gar nicht gab. Also sind wir zurückgelaufen, haben dafür aber die Rinder mit ihrem süßen Kälbchen gesehen. Nach Geld-Tauschen ins Bett. Dann sind wir nach Hallstatt zur Omi gefahren. Sie wohnt sehr niedlich mit Kätzchen, ein Bänkchen vor der Tür, Bauernschrank, Truhe, und Eckschränkchen mit grün-weißem Geschirr, einem Sekretär in der Ecke. Sie erzählte wieder sehr interessant und freute sich über unseren Besuch. Danach haben wir dann beim Bahnhof erfahren, dass es keinen Liegewagen mehr nach Berlin gibt. Dann sind wir zur Edith Köck gefahren, sie und die Sabine haben sich auch sehr gefreut. Wir saßen dann, obwohl es schon kühl war, auf dem Bänkchen im Garten und guckten sehnsüchtig auf unser Häuschen. Der Kater Alfons war auch da. Wir erzählten viel von unserer Reise und von der DDR. Dann sind wir zum Höllwirt zum Kasnockenessen. Es war wieder sehr lecker. Als wir nach Hause kamen, war schon alles dunkel. Dann war aber doch noch ein Lebenszeichen und wir tranken noch ein Abschiedsglasl mit Dankelmayrs, Medo lag unter dem Tisch.

Medo, der Hahn im Korb

 


Sa, 19.5.  70 km

Um sechs Uhr los mit einem Stullenpaket. Schlimmer Abschied, obwohl Medo nicht dabei war. Dann bei kühlem, wolkigem Wetter so schnell wie möglich zur Schafbergbahn am Wolfgangsee. Erst war wenig Verkehr. Aber zwischen Ischl und Strobl ist die Rennstrecke. Dann nach St. Wolfgang abgebogen und zur ersten Bergfahrt dort gewesen. Es fuhr eine Diesellok. Es ging steil aufwärts. Oben nahm die Bewölkung zu, es war kalt und dunstig. Sicht war leider nicht viel, im Restaurant gab es heiße Schokolade und Apfelstrudel. Talwärts ging es mit der Dampflok Erika. Dann mit einer kleinen Fähre, die man mit einer Fahne herbeiwinken musste, über den Wolfgangsee nach Abersee. Dort war schöner Gegenwind bis St. Gilgen, wo wir nach einer Eisenwarenhandlung Ausschau hielten (wegen des geplanten Fluges brauchten wir einen 15er Maulschlüssel für die Pedalen). Dann kam die Steigung zum Fuschl-See, inzwischen schien die Sonne heiß. Ein totes Rehchen lag am Straßenrand. Dann haben wir im Schloss Fuschl Mittag gemacht. Es gab eine schöne Terrasse mit herrlicher Aussicht auf den See. Nicht billig. Dann ging es weiter nach Salzburg, zuletzt in schönen Serpentinen. Am Bahnhof erhielten wir die gleiche Auskunft, dass der Liegewagen nach Berlin ausgebucht sei. Wir kauften dann Fahrkarten bis München-Ost, was zum Flughafen relativ günstig liegt (damals war es noch München-Riem). Im heißen Zug  1 ¾ Stunden geeilt. Dann am Flughafen angerufen und Plätze für den 20:35 Flug reservieren lassen. Es waren dann 8 km  zum Flughafen. Umfangreiche, wiederholte Kontrollen gab es, auf das Abschrauben der Pedalen wurde aber verzichtet. Alles viel Getöse.

Schafbergbahn