Fotografien & Texte

 Obertraun 2018


7. August

Kurz nach 15 Uhr los mit den Rädern in Richtung Hauptbahnhof. Knallheiß, aber gut durchgekommen. Der Berliner Hauptbahnhof ist völlig unübersichtlich, obwohl wir ihn ganz gut kennen. Da hat sich ein Architekt ausgetobt, wahrscheinlich Herr Mehdorn gleich mit. Obwohl die beiden ja über Kreuz, wegen des zu kurzen Daches, liegen. Ich warte auf den Tag, wenn es auf die richtige Länge gebracht wird. Dann wird Berlin von der Welt abgeschnitten sein. Kein Bahnhof und kein Flughafen. Oder glaubt noch jemand, dass der BER fertig wird? Na, Tegel wird es schon richten.

Der Zug nach Hannover ging pünktlich. Ja, nach Hannover, um von Berlin nach Österreich zu kommen! Im sterilen Hannover gab es dann Abendbrot in einem bayrischen Restaurant, sehr gut. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof fing es an zu gießen. Hannover verwandelte sich in Sekunden zur Waschküche. Der Nachtzug nach Wels war auch überpünktlich, kaum zu glauben. Wir konnten bequem die Räder und das Gepäck einladen. Der Zug muss wohl über eine wenig befahrene Nebenstrecke geleitet worden sein, er ruckelte mächtig. Es war auch glühend heiß. Mit Schlafen war nicht viel.

Berliner Hauptbahnhof
  


8. August

Um 2:30 wurde der Zug in Nürnberg zwischen Wien und Innsbruck aufgeteilt. Um 5:30 gab es ein schlechtes Frühstück und um 6:17 war der Zug pünktlich in Wels. Auf dem Bahnhof trafen wir Anna und Sebastian, Ediths Enkel. So ein Zufall. Schnell noch die Fahrradkarten gekauft, die in Deutschland nicht mehr erhältlich sind. Eine Errungenschaft von Europa und Datenverbund. Früher ging so etwas. Aber, immerhin, der Herr am Schalter war sehr nett, so wie es immer bei der Österreichischen Bundesbahn üblich war. Eine gute Stunde später ging es auf wohlbekannter Strecke in 2 Stunden weiter nach Obertraun. In Bad Ischl stieg eine große Gruppe Radfahrer dazu. Sehr gesittet und ruhig, nur eine Frau mokierte sich, dass wir unser Gepäck auf den Rädern gelassen haben. Banane, wenn man mit einer Fahrradgruppe mit mehr als 10 Personen in einen Zug will! Auch in Obertraun pünktlich angekommen. Endlich wieder einmal Obertraun, das wir schon seit Mitte der Achtziger des vorherigen Jahrhunderts kennen. Diesmal waren wir 4 Jahre nicht hier. Den Weg zum Ferienhof Osl kannten wir ja. Es ist ja das Nebenhaus von Edith. Der Höllwirt hat jetzt 2 Ruhetage und soll im Herbst ganz schließen. Das geht gar nicht. Wo soll dann meine Trauerfeier stattfinden? Ich bin wieder einmal mit dem Kopf auf dem Hals in Obertraun angekommen. Die Ferienhaus-Siedlung am Bahnhof wird noch größer, ich glaube nicht, dass das der Ort und seine Gastronomie verkraften kann. Schnell noch in den Konsum. Teuer, und er hat ein sehr begrenztes Angebot. Sehr schlecht. Ja, das Land wird abgehängt, trotz des inzwischen starken Fremdenverkehrs hier. Als wir das erste Mal hier waren, war noch absolute Ruhe.

Die Koffer sind nicht da. Bis 17 Uhr sollten sie da sein. 16:55 angerufen, die Antwort: ist ja noch nicht 17 Uhr. Um 17:30 haben wir dann herrausbekommen, dass Hermes nur bis 17 Uhr im Ausland recherchieren kann. Also morgen. Hermes zeigt sich mal wieder von der kompetenten Seite.

Kurzer Besuch bei Edith, unserer ehemaligen Vermieterin.

Waren in der Koppenrast essen, recht gut, aber sehr abgehobene Preise. Auf dem Weg dorthin saß Hermann vor seinem Haus. Er ist der Schafzüchter hier im Ort und der Besitzer von Stella, einer süßen Eselin, die wir schon viele Jahre kennen. Sie müsste jetzt 18 Jahre alt sein.

Bärbel (68) mit Stella (18)
  
 

9. August

Gleich um 8 bei Hermes angerufen, sie werden sich kümmern, endlich. Um 10 rief dann ein Herr an, dass sich jetzt beim ausländischen Dienstleister erkundigt wird. Er soll angeschrieben werden. Innerhalb Deutschlands könnten wir selbst im Internet nachschauen. Hermes kann das bei seinem ausländischen Dienstleister offensichtlich nicht, moderne Zeiten! Um 11 ging das Telefon erneut. Es war nicht Hermes, sondern unser Freund Wolle. Die Nachsorge seines Lungentumors war ohne pathologischen Befund, gut so. Besonders heute, am 9.8., genau vor 5 Jahren hatte ich meinen Fahrradunfall, mit dem Nebenbefund eines Lungentumors. Dann sind wir auch noch in Obertraun. Hier, so habe ich beschlossen, möchte ich auch begraben werden. Ich lebe noch, so ist es auch viel schöner hier. Mein blau-weißes Hemd von dem Unfall hätte ich gerne zur Feier des Tages getragen, aber es ist noch im nicht angekommenen Koffer. Sogar das hat mir Hermes versaut.

Wir sind losgewandert, zuerst ein Besuch bei Stella und weiter durch das Koppental nach Bad Aussee. Eingekehrt sind wir in die Jausenstation, auf halben Weg. Es gab ein Speck- und ein Verhackertbrot. Schön ist es bei der Jausenstation, mit steinigem Traunstrand. Zwei nackte Frauen trauten sich sogar in den kalten Fluss. Weiter ging es bergauf durch den Ort Sarstein, endlos und sonnig nach Bad Aussee. Dort haben wir bei Billa eingekauft. Das Angebot ist leicht besser als bei uns in Obertraun. Vor allen Dingen kauften wir 2 Zahnbürsten und Zahnpasta, später noch ein T-Shirt und ein Paar Strümpfe. Dies auf Kosten von Hermes, die uns 16 € pro Koffer und Tag Verspätung zubilligten. Mit dem Zug ging es dann von Bad Aussee zurück nach Obertraun. Was ist der Bahnhof dort armselig geworden. Der Schalter ist mit einer Sperrholzplatte verrammelt, es gibt keine Bahnhofswirtschaft mehr. Früher gab es hier Schilcher Sturm (Federweißer aus der Südsteiermark). Die Züge fahren seltener als früher. Auch in Obertraun ist der Fahrkartenschalter verrammelt. Hier verkaufte der Fahrdienstleiter auch die Fahrkarte und das immer mit einem netten Wort. Im ehemaligen Gasthof Zauner, am Bahnhof, der schon ewig mit blinden Fenstern leer stand, ist wieder ein kleiner Ausschank und es gibt Appartements. Vorbei an der Haifischbar, in die wir es die vielen Jahre nicht geschafft haben. Jetzt ist auch sie geschlossen und wir werden nie erfahren, wie es drinnen aussieht. Die Koffer sind inzwischen da, jetzt ist richtig Urlaub. Abends gab es selbst gemachten Wurstsalat. Dann rief auch bald das Bettchen. Wir waren ganz schön kaputt von der Koppental-Wanderung.

Klaus im Ort Sarstein, schon X-mal gemacht, die Vergleiche mit den letzten Jahren schenke ich mir
 

10. August

In der Nacht schlug das Fenster. Es ist etwas kühler geworden. Nun, wir mussten sowieso die Koffer auspacken. Ich bin vormittags zum Bäcker und in den Konsum, einen Tisch beim Höllwirt bestellen und nochmal zu Edith, um zu fragen, ob jemand von der Familie am Wochenende kommen wird. So richtig klar ist das allerdings nicht. Die Wohnung ist jetzt etwas aufgeräumter. Abends dann endlich zum Höllwirt. Plötzlich war auch Edith da, mit Daniel, ihrem Sohn, mit seiner Andrea und ihrer kleinen Johanna. Andreas Bruder Harald und seine Freundin Karina waren auch dabei. Es war ein netter Abend und die Knoblauchsuppe war so gut wie in der Erinnerung.

   


11. August

Der Wecker ging um halb acht. Etwas dumpf im Kopf, deshalb haben wir beim Frühstück beschlossen, heute nicht den Soleleitungsweg zu gehen. Lieber noch mal ins Bett. Dann ging es zum Ostuferweg. Vorher noch zur Touristeninformation, um ein paar Fahrpläne zu bekommen. Glück, dort stand auch, dass der Soleleitungsweg zwischen Hallstatt und Bad Goisern gesperrt ist. Na, dann haben wir ja alles richtig gemacht. Nur vielleicht gestern Abend, beim Höllwirt, nicht. Von der Gemeindeverwaltung sind wir erstmal zu dem verschütteten Haus von 2014 gegangen. Dort hatte sich damals ein großer Felsbrocken aus der Felswand über dem Haus gelöst. Glücklicherweise ist niemand verletzt worden. Der Schaden ist jedoch beträchtlich gewesen und die freiwillige Feuerwehr hatte ihren großen Auftritt in Obertraun. Dies wurde auch an deren Schwarzen Brett ausführlich dokumentiert. Das direkt betroffene Haus steht nicht mehr und die beiden Häuser links und rechts sind unbewohnt. Es sind mit die ältesten Häuser in Obertraun gewesen. Das weiß man deshalb, weil die Häuser nach dem Baujahr durchnummeriert sind. Das Haus hatte die Nummer 3, Edith wohnt Nummer 33, wir z. Z. in Nummer 34.  So klug wie wir heute sind, hätten wir gesagt, dort hätte man nicht bauen dürfen. Wir sind dann den Ostuferwanderweg entlang des Hallstätter Sees bis Obersee gelaufen und im Gasthof Seeraunzn eingekehrt. Im Seeraunzn war eine Mutter mit zwei kleinen Mädchen in altgriechischen Gewändern. Und richtig, die Mutter war Hera, das ältere Mädchen Aphrodite und die Jüngste Diana. Allerdings hatten die drei eher kleine Himmelfahrtsnasen, während man sich die griechischen Göttinnen eher mit größeren, wohlgeformten Nasen vorstellt. Zurück sind wir mit dem Schiff nach Hallstatt, die drei Göttinnen fuhren mit. Den Rest nach Obertraun sind wir mit dem Bus gefahren. In Hallstatt boxte Mao Tsetung gegen Chiang Kai-shek, nicht der Papst. Hallstatt ist übervoll mit Touristen, vor allem Chinesen, die die Japaner abgelöst haben. Der wunderschöne, kleine Ort Hallstatt erstickt im Fremdenverkehr. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man dort im Zentrum noch leben kann. Leider müssen wir zugeben, dass wir ein Teil des Tourismus sind. Was schätzten wir die Sommerfrische Obertraun, die es inzwischen auch nicht mehr so ganz ist.

Felssturz, 2014
2018

Marktplatz in Hallstatt
 


12. August

Immer noch heiß. Deswegen gibt es nur eine kleine Wanderung, eher einen Spaziergang zum Koppenwinkel. Ich habe mir mein neues Makro-Objektiv geschnappt. Dafür gab es auch viele Motive. Der Weg ging überwiegend im Schatten. Das Marterl vom Sepp, der vom Baum erschlagen wurde, lag vor 4 Jahren am Boden. Jetzt hängt es wieder, musste aber neu gemalt werden, weil es sicher an der Erde verfault ist. Es ist viel einfacher gemalt worden. So was bringt eben keine Touristen. Abends noch zum Bahnhof, um unsere Rückfahrkarten durch Österreich zu organisieren. Der Automat streikte, was ein ÖBB-Beamter nie getan hätte. Erfolglos weiter zur traditionellen Kegelbahn mit neuer Bewirtschaftung. Dort gab es keine Pizza unter 11,50 €. Noch einen kurzen Schlenker durch das seltsame Feriendorf gemacht. Das dortige Restaurant sieht auch nicht einladend aus. Auf jeden Fall gibt es im Feriendorf Leute aus aller Herren Länder. Weiß der Teufel, wie die gerade auf Obertraun kommen. Die Gemeinde Obertraun versteht etwas vom Tourismusgeschäft.

Sepp, 2009
2018

Ein ÖBB-Beamter hätte nie gestreikt



13. August

13. August 1961, man vergisst inzwischen fast das Datum des Mauerbaues. Ich war damals als Ferienkind in Kirchberg ob der Donau im Mühlviertel, rund 100 km entfernt von hier. Ob ich jemals zurück nach Westberlin könnte, fragten sich meine Gasteltern.

Es ist immer noch heiß, darum besuchten wir traditionell die Koppenbrüller Höhle, um uns etwas abzukühlen. Bei diesem Besuch fällt uns sofort unser lieber Medo ein, der Hund unserer ersten Vermieter in Obertraun. Ein schöner Schäferhund-Collie-Mischling und der Liebhaber aller Obertrauner Hündinnen. Also, auch ein Filou. Mit ihm waren wir oft in der Höhle, einmal allerdings durfte er, wegen Andrangs, nicht mit hinein. Wir mussten ihn vor der Höhle festmachen. Oh, dieser Blick! Als wir wieder rauskamen, hatte er die Leine durchgebissen, saß aber noch brav an der Stelle und wartete auf uns. Was mochten wir diesen Hund!

Heute hätte er mit hinein gedurft, wir waren allein mit dem Höhlenführer. Die Koppenbrüller Höhle ist eine kleine wasserführende Tropfsteinhöhle. Diesmal war allerdings wegen der langen Trockenheit nicht viel mit Wasser.

Danach sind wir mit den Rädern ein Stück das Koppental hochgefahren, bis zur Schutzhütte, um einen Imbiss zu nehmen. Es war wieder sehr nett und es gab Leberknödel-Suppe, Speckbrot und Mohnstrudel. Zurück haben wir die Räder über einen steilen Kiesweg hoch zur Koppenstraße in der Mittagshitze geschoben. Dann aber rasant die Straße über den Koppenpass zurück nach Obertraun. Kurzer Besuch beim Schafzüchter Hermann und uns morgen zum Essen beim Höllwirt verabredet.

Bärbel mit Medo auf dem Bahnhof Obertraun, in ihren besten Jahren, 1988

 

Bärbel mit Führer in der Koppenbrüller Höhle

 


14. August

Schlechtwettertag! Wir sind nach Bad Ischl in die Therme gefahren. Hier bekommen Schwerbehinderte 50% Ermäßigung, in den Berliner Bädern nix. Nachmittags ging es zum Einkaufen, was es in Obertraun so nicht gibt. Zehenkappen, Schilcher, Earl Grey usw. Dabei hatten wir uns fast mit dem Geld vertan. Wir hatten wegen der Therme so wenig wie möglich mitgenommen. Als ich kurz vor der Kasse ins Portemonnaie schaute, mussten wir eine Flasche Schilcher zurücktun, sonst hätten wir nach Obertraun laufen müssen. Um 18 Uhr haben wir uns mit Brigitte und Hermann beim Höllwirt getroffen, ein netter Abend. Hermann erzählte uns, dass er vor einigen Jahren mit seiner Eselin Stella in Umbrien auf Wanderschaft war. Nach Rieti und Assisi, 20 bis 30 km am Tag. Wir waren uns einig, dass der Heilige Franz von Assisi ein guter Heiliger ist. Nach dessen Mitstreiterin, der Heiligen Clara, wurde eine Tochter von Stella benannt. Wir sind auch schon in Umbrien gewesen, allerdings mit unseren Drahteseln. Nach dem Essen sind wir noch zum See gefahren. Das geplante Konzert ist jedoch, wegen des Wetters, auf Donnerstag verschoben.

Hermann mit der ganz jungen Stella, 2000



15. August

Traditioneller Ankunftstag des Kaiserzuges in Bad Ischl, ein großes Spektakel. Viele Leute kommen in Kostümen, leider auch verkehrt, in Biedermeier. Aber, trotzdem sehr hübsch. Für mich war der Star ein Mann, der als der verrückte Ludwig II. von Bayern verkleidet war. Der durfte auch nicht fehlen, als der Cousin von Sisi. Leider war es sehr voll und viele Leute hatten einen Glaser zum Vater, so gelangen nicht alle Fotos. Nach dem Trachtenumzug sind wir in den Park der Kaiservilla, mit seinem Fotomuseum. Mann, war die Sisi schön. Rentner kamen übrigens umsonst in die Ausstellung. Man wollte aber von uns einen Altersnachweis, wie überaus schmeichelhaft!

Ich glaubte immer, dass die Geschichte der Salzprinzen zu Sisi und Franz Joseph I. gehörte. In Wirklichkeit gehört sie zu Sisis garstiger Schwiegermutter, Sophie, und ihrem Mann. Die Geschichte geht so: Es klappte bei dem Ehepaar nicht mit den Kindern. So riet ein Arzt den beiden, sie sollten mal zur Kur nach Bad Ischl reisen. Das klappte aber auch nicht. So riet der kluge Arzt der Sophie, sie solle mal ohne ihren Alten nach Bad Ischl reisen. Prompt wurde Sophie auch schwanger und das mehrmals. Die Söhne wurden deshalb verschämt die Salzprinzen genannt. Unter anderem auch Franz Joseph I.

Ludwig II. und Frau ;-)

 

Bärbel im Fotomuseum



16. August

Wir sind mit dem Zug nach Bad Mitterndorf-Heilbrunn gefahren. Inzwischen haben wir Routine bei der Bedienung des Fahrkartenautomaten, nur ein nettes Wort haben wir ihm noch nicht entlocken können. Das konnte der Fahrdienstleiter besser. Und, ob wir stets den günstigsten Tarif bekommen, wissen wir auch nicht. Wir sind dann auf Empfehlung des Wirts der Schutzhütte im Koppental am Salzastausee entlang gefahren. Ein romantischer Weg am tief eingeschnittenen See. Der Weg ist eigentlich wegen der Steinschlaggefahr gesperrt. Am Ende kommt man dann steil ins Ennstal. Weiter ging es auf den Radweg der viel befahrenen Ennstal-Bundestrasse, um dann Richtung Ennstalradweg abzubiegen, der aber weitab von der Enns entlang führt. Erst durch Irdning, dann nach Stainach zum Bahnhof. Der Bahnhof von Stainach-Irdning hat noch eine richtige Wirtschaft. Wir hatten noch viel Zeit, um Fotos vom Bahnhof mit dem Grimming im Hintergrund zu machen. Der Grimming ist der mächtigste Berg in dieser Gegend. In Obertraun angekommen, hatte der Konsum noch Mittagspause. Bärbel hat sich aufs Ohr gelegt und ich habe noch ein paar Fotos im Ort gemacht. Danach war ich noch ein paar Einkäufe im Konsum tätigen. Abends waren wir am Strandbad zum Rockkonzert. Es spielte die Gruppe Skakammergut auf. Sehr gediegen und mit sehr eigenem Einschlag. Ska aus der Karibik mit Knopf-Akkordeon, das hat schon was. Familie Zindl war auch komplett erschienen.

Salzastausee

 

Bahnhof Stainach-Irdning mit Grimming

 

Skakammergut auf der Obertrauner Seebühne
    
 


17. August

Mein Geburtstag. Wir sind früh aufgestanden und die 6 km nach Hallstatt hinüber geradelt. Mit der ersten Stand-Seilbahn sind wir hoch zum Salzbergwerk gefahren. Nun ja, immer etwas anders, aber nichts wirklich Neues. Was ist das Beste von Hallstatt? Der Blick auf Obertraun, den konnten wir vom Rudolfsturm bestens genießen. Wir haben uns dann durch den Ort gequält, um ein gutes Hallstätter Bier zu trinken, lecker. Am Marktplatz konnten wir ordentlich herausgeputzte Chinesinnen bewundern, auch mit Dirndl und nie ohne Sonnenschirm, damit die Haut auch schön hell bleibt. Vorbei an den übervollen Parkplätzen zurück nach Obertraun gefahren. Um 16 Uhr, mit der ganzen Familie, beim Höllwirt gut gegessen. Es scheint jedoch kein ordentliches Servier-Personal mehr zu geben, unfähig und keine Sympathieträger, schade. Es ist nur noch die Chefin selbst, die das kann, und die will im Herbst aufhören. Leider mussten Johanna, Andrea und Daniel zeitig zurück nach Wels. Wir saßen dann noch eine Weile bei Edith mit Peter hinter dem Haus und freuten uns über den vorbeifahrenden Zug. Früher schauten wir immer nach den Zügen, das ist für uns die Lebensader von Obertraun.

Das Geburtstagskind

 

Edith, Peter, Klaus in Zindls Garten


18. August

Ein fauler Tag muss auch mal sein. Wir haben lange geschlafen. Bärbel hat nach dem Frühstück Flaschen zum Wertstofflager bei der alten Feuerwehr gebracht und noch ein paar Kleinigkeiten eingekauft. Abends gab es dann einen opulenten Grillabend bei unseren Vermietern, mit Familie und anderen Gästen.

Grillabend bei unseren Vermietern

  


19. August

Kurze Erinnerung an meinen Schulfreund Harald. Zwei Tage jünger als ich. Er ist im Alter von etwa 20 Jahren an Drogen gestorben.

Jugendwohnheim Kruppstraße

Früh aufgestanden und mit den Rädern Richtung Bad Ischl gefahren. Erst über die Straßenseite des Hallstätter Sees, durch das noch ruhige Hallstatt. Hinter Hallstatt ging der massive Verkehr allerdings schon los. Durch Steeg beim schön renovierten Steegwirt vorbei. Für ein Hallstätter Bier war es noch zu früh. Kurz vor Bad Goisern konnten wir die Straße verlassen. Bergab durch das malerische Lauffen direkt an der Traun. Dann durch den Wald zur Talstation der Katrin-Seilbahn. Es war erstaunlich leer für sonntags und die Jahreszeit. Oben haben wir die großen Schuhe angezogen und sind zum Katrinkreuz hinauf gelaufen. Die knappen 40 Minuten waren ganz schön schweißtreibend. Oben hat es eine grandiose Aussicht, auf Wolfgangssee, Nussensee, Traunsee und Hallstätter See. Dachstein und Gosaukamm standen gut da, nur war es leider sehr dunstig. Als Abschluss ging es in die Katrin-Alm, nicht ins Restaurant der Bergstation. Heuer mein erster Kaiserschmarrn. Mit der Seilbahn runter und das kurze Stück mit dem Rad zum Bahnhof von Bad Ischl gefahren.

Abends ging es zur Seebühne. Eine Blues- und Soulband trat dort auf. Ben Turner & the Blues Monkeys, eine Altherren-Band lieferte 3 irre Sets ab. Ben Turner spielte Saxophon und hatte eine tolle Stimme. Mich erinnerte er etwas an Tom Jones, nur die Musik war wesentlich fetziger. Auf jeden Fall ist er ein Entertainer alter Schule. Auch die anderen vier waren exzellente Musiker. Über die vielen Rolling-Stones-Stücke hätten sich sicher auch unsere Sportsfreunde Kuddel, Micha und Bernd gefreut. Dies ist der erste Vorteil der größeren Touristengemeinde in Obertraun. Früher wäre so etwas hier undenkbar gewesen. Da spielte bestenfalls die Gemeindekapelle ihren Humpta. Es war ein gelungener Abend.

Lauffen

 

Katrinkreuz

 

Ben Turner & the Blues Monkeys vor dem Hallstätter See

 


20. August

Ausgeschlafen und mit dem Rad erstmal zur Eselin Stella, etwas Löwenzahn vorbeibringen. Dann weiter zur Schutzhütte im Koppental. Die Wirtin war diesmal da, später kam auch der Wirt, etwas brummig. Ein Steyrerkas- und ein Verhackertbrot gegessen. Die Räder wieder zur Koppenstraße hoch geschoben und nach Obertraun hinuntergerauscht. Das war‘s für den heißen Tag.

Unsere Reisebegleiter v. l. Mausi, Rosie, Frank, Mauseklaus

 

 

21. August

Früh mit den Rädern um 8:40 hoch zur ersten Seilbahn zum Krippenstein. 150 m bergab zum Däumelsee und dann bergauf zum Däumelkogel. Schweißtreibend, doll in Form sind wir nicht. Es gibt inzwischen ein zweites Gipfelkreuz dort oben. Leider keine gute Aussicht, es war sehr dunstig. Sonst hat man das Panorama des Dachsteins zum Greifen nahe. Trotzdem eine lange Pause auf unserem Lieblingsberg hier, den uns Mary Dankelmayr, unsere erste Obertrauner Vermieterin, damals empfohlen hatte. Wir haben uns für den Abstieg zur Schönberg-Alm entschieden, statt zum Krippenstein zurückzulaufen. Das war die falsche Entscheidung, ein endloser, steiler und felsiger Hatsch. Wir brauchten fast 2 ½ Stunden. Die Beine waren ganz weich. Auf der Schönberg-Alm übersah uns der Servierer 15 Minuten mit seinem Tunnelblick. Pampig wurde er auch noch, als ich ihn darauf ansprach. Gutes Personal scheint inzwischen wirklich Mangelware zu sein. Also, ohne Bier in die Seilbahn bergab. Immerhin hatten wir die Räder an der Seilbahn stehen und konnten nach Obertraun hinunterrauschen. Am Höllwirt sind wir ausgerollt. Abends in die Winkler Stuben, so hießen sie jedenfalls früher. Ganz manierlich gegessen. Wir hatten schon oben auf dem Däumelkogel Sirenen gehört. Über Hallstatt brennt der Wald. Zwei Hubschrauber waren ununterbrochen bis zur Dämmerung im Löscheinsatz.

Wir am Gipfelkreuz des Däumelkogels



22. August

Morgens mit dem Zug nach Bad Aussee und mit den Rädern Richtung Toplitzsee gefahren. Unterwegs war viel Verkehr. Es gab einen Radweg auf der linken Straßenseite, der allerdings nach einem Kilometer aufhörte. Schön, da durfte man die befahrene Straße wieder überqueren. Verkehrsplaner haben radfahrerische Scheuklappen. Es ging ganz leicht bergauf zum Grundlsee. Alle Parkplätze waren belegt, da wurden dann die Fußwege mit Beschlag belegt. Der See ist riesig und schön gelegen. Wir sind die 7 km entlang des Sees bis Gößl gefahren und dann auf einem Forstweg zum sagenumwobenen Toplitzsee. Dort soll ja ein Nazischatz versenkt worden sein. Auch ein deutsches Flugzeug ist dort hineingefallen. Von den Kisten voller Gold ist jedoch nie etwas gefunden worden. Kunstschätze wurden jedoch in einem Bergwerksstollen bei Bad Aussee versteckt und von den Alliierten sichergestellt. Vielleicht auch ins private Heim nach Texas verbracht. Ein Fakt ist allerdings, dass sich viele Nazigrößen in der Nähe von Bad Aussee zum Kriegsende versteckt hatten. So wurde z. B. Ernst Kaltenbrunner, der Ober-Gestapo, hier geschnappt. Adolph Eichmann, der Hanswurst und KZ-Zug-Fahrdienstleiter, ist über Bad Aussee nach Argentinien geflohen. Beide haben ein böses Ende gefunden. Der eine wurde in Nürnberg, 1946, der andere bei Tel Aviv, 1962, aufgehängt. Hinten, am Toplitzsee enden alle Wege, wir mussten mit dem Boot weiter fahren. Am See entspringt die Traun, jedenfalls eine von drei Quellen, die in Bad Aussee zusammenfließen. Am Ende des Toplitzsees gelangt man in 4 Minuten zu Fuß zum romantisch gelegenen Kammersee, der derzeit sehr wenig Wasser hat. Bärbel bat um ein Foto von vier älteren Leuten im Dirndl, bzw. in Lederhose, die schon 80 Jahre alt ist. In Gößl-Dorf sind wir eingekehrt. Es gab Schweinsbraten mit Kraut und Semmelknödl (einer, sonst hieße es ja Knödeln), da konnten wir nicht widerstehen. Es war auch sehr gut und preiswert. Auf gleichem Wege zurück nach Bad Aussee und ein paar Sachen eingekauft, die wir in Obertraun nicht bekommen. Über den anfangs steilen Koppenpass die 11 km zurück nach Obertraun. Hermann trafen wir vor seinem Haus und mussten noch einen leckeren Zirbenschnaps (Kienäpfel) mit ihm trinken. Dann aber schnell nach Hause. Auf die Sekunde, als wir ankamen, setzte ein starker Schauer ein.

Bärbel auf dem Bahnhof Obertraun

Toplitzsee



23. August

Nach den letzten aufreibenden Tagen wollten wir einen ruhigen Tag. Obwohl es der letzte schöne Tag in unserem Urlaub sein könnte. Ich bin nach dem Frühstück zum Einkaufen gefahren. Kurzer Schnack in der Gemeinde mit Andrea, die das letzte Konzert organisiert hatte. Es war wohl einigen Obertraunern und deren Besuchern doch etwas zu heftig. Wir fanden es sehr gut. Na, vielleicht passt solche Musik nicht nach Obertraun. Deshalb hatte es so etwas auch noch nicht gegeben. Auch noch ein kurzes Gespräch mit der Kassiererin im Konsum, sie arbeitet seit 27 Jahren dort. Da haben wir schon länger dort eingekauft und die Bons der Mary gegeben. Diese konnte sie für ihre Prämie oder Rückvergütung einreichen. Früher war der Konsum eine Genossenschaft, jetzt ist er privat. Er gehört nämlich unseren Vermietern, samt dem in Hallstatt. Als der wirkliche Konsum geschlossen wurde, musste sich die Gemeinde dringend um einen Pächter kümmern, sonst wäre es dem Ort schlecht ergangen. Nun, inzwischen fahren die Leute nach Bad Goisern zum Einkaufen, weil dort das Angebot reichhaltiger und billiger ist. Eine Katze, die sich in den Schwanz beißt. Auf der Strecke bleiben die Alten.

Reste des alten Konsums



24. August

Das Wetter geht gerade noch. Es ist kühler, man kann wieder richtig durchatmen. Wir sind losgefahren, um noch die Sachen zu machen, die offen sind. Und, zum Katastrohen-Tourismus: Der Waldbrand ist in Hallstatt immer noch nicht gelöscht. Jetzt fliegt das Bundesheer massiv mit drei großen Hubschraubern. Nach der Besichtigung des Einsatzes haben wir ein paar Reisemitbringsel in Hallstatt gekauft. Und, weil es noch nicht regnete, sind wir weiter Richtung Bad Goisern gefahren. Da es schon 11 Uhr war, haben wir uns ein Hallstätter Bier beim neu renovierten Steegwirt gegönnt. Ein paar resche Mädels in Lederhosen servierten dort. Bärbel vermutete „Kinderarbeit“, ich glaube aber, dass sie schon über sechzehn waren. Weiter ging es die 3 km nach Bad Goisern in den Supermarkt. Anschließend in die Bahnhofwirtschaft auf ein Bier, wir waren ja auch schon 4 Jahre nicht mehr dort. Am Stammtisch saßen einige Lösch- und Hubschrauberexperten beim Mittagsbier. Wir sind dann mit dem Zug zurück nach Obertraun gefahren. Teils aus Bequemlichkeit, teils wegen des zu erwartenden Regens, der uns zu streifen drohte. Oma Edith holte mit dem Auto ihren Enkel Matthias vom Bahnhof ab, obwohl er sein Fahrrad dort zu stehen hatte. Ja, der liebe Enkel! Nun ja, am Montag geht die Schule wieder los, da wird sie ihn nicht mehr so oft sehen. Langsam kippt das Wetter, die lange, heiße Phase des Sommers scheint vorüber zu sein. Unser Urlaub hier neigt sich auch dem Ende zu.

Hubschrauber bei Hallstatt/Lahn

Bärbel in der Goiserer Bahnhofswirtschaft, rechts die Experten
 



25. August

Es regnet, da geht’s nach Bad Ischl in die Therme. Nach der Therme noch ein kleiner Einkauf und abends zum Höllwirt.

Von heute kein Bild. Dafür das beste Bild des Urlaubs, vom 11. August



26.August

Es regnet. Erste Sachen in die Koffer gepackt. Der Koffer kommt mir ziemlich leer vor. Wir müssen vorsichtig sein, schließlich muss der Rest aufs Fahrrad. Wir haben ja noch 2 Tage Nürnberg vor uns.

Ab Mittag ist ein Ende des Regens angesagt. Wir haben uns mit Edith verabredet, um noch einmal zum Schutzhaus im Koppental zu laufen. Ich habe dort angerufen, ob heute Nachmittag geöffnet ist, ja wir haben immer offen. Als wir dort ankamen war es zu, sehr ärgerlich. Ein bisschen angesäuert, aber es war zu verschmerzen, weil es nicht heiß war. Zurück zur Koppenrast gelaufen und eine wunderbare Tomatensuppe gegessen.

Edith und Bärbel vor dem geschlossenen Schutzhaus



27. August

Wir sind über den Ostufer-Wanderweg mit den Rädern nach Au, am Nordende des Hallstätter Sees, gefahren. Der Weg ist recht beschwerlich, weil der Radweg abweichend vom Fußweg ziemlich steil und hoch hinausgeht. Der Fußweg wäre einfach zu schmal gewesen. Wir wollten nicht wieder die Straße auf der Westseite des Hallstätter Sees nehmen. Weiter ging es über Bad Goisern, Lauffen und schön durch den Wald nach Bad Ischl. In Ischl gab es Eiskaffee und Cappuccino am Kurhaus. Ich dachte, nur die Wiener wären schmalzig, der Ober in Ischl war oberschmalzig. Hinter Ischl ging es auf der stark befahrenen Bundesstraße auf parallelem Radweg leicht abwärts nach Ebensee. Das letzte Stück ging es dann sehr schön an der Traun entlang. Für uns ein neuer Weg. Dann lag der Traunsee in bestem Licht vor uns, eine grandiose Kulisse. Die letzten 5 km ging es überwiegend auf der zur Bundesstraße parallelen alten Straße nach Traunkirchen. Im Hotel Post waren wir mit dem Leica-Freund Karl aus Vöcklabruck verabredet. Wir kamen auf die Minute zusammen an. Im etwas sonnigen Vorgarten wurde erzählt und gefachsimpelt. Wir kannten uns vorher nur aus dem Leica-Forum. Was haben wir vergessen? Ein Bild von uns zu machen. Wir sind vielleicht Leica-Fotografen. Um fünf sind wir dann nach Ebensee, um mit dem Zug zurückzufahren. In Ebensee haben wir auch Fahrkarten nach Passau gekauft. Übermorgen treten wir leider die Heimreise an. Na gut, einen Tag Nürnberg bei Gisela und Wolfram gibt es noch.

Der Traunsee, links der Traunstein, da waren wir vor Jahren mit Peter und Daniel oben, das waren noch Zeiten, an einem Tag 1300 m rauf und runter
 



28. August

Ausgeschlafen und die Wohnung aufgeräumt, die Sachen zusammengepackt und die Papiere geordnet. Abends zur Henkersmahlzeit in den Höllwirt mit Hermine und Roland Renner und Edith gegangen. Ein wirklich schöner Abend. Je älter man wird, schleicht sich der Abschied für immer von Obertraun ein. Aber es wird schon in 2 bis 3 Jahren wieder klappen.

 Unsere Hauskatze

Der Salzzug nach Bad Aussee, ein Abschied
 



29. August

Sehr früh aufgestanden, um den Zug 6:16 nach Wels zu bekommen. Von Wels nach Passau. Der Zug nach Landshut stand auf dem gegenüberliegenden Gleis. Mit Ach und Krach umgestiegen, der Lokführer schaute zur Abfahrt schon aus dem Fenster. Der gelungene Umstieg verkürzte unsere Fahrt um zwei Stunden. Noch mal in Nürnberg umgestiegen. Disput mit einer Großfamilie mit Kinderwagen, dabei hätte es so einfach sein können. Nur die Kids mussten unbedingt die Sitze belegen, wo sonst Räder stehen könnten. Glücklich in Siegelsdorf nach 9 Stunden und 471 km Regionalbahn angekommen. Jetzt nur noch die 8 km bergauf nach Langenzenn. Wolfram stand schon am Tor, nicht mit einer Leica! Viel erzählt und einen schönen Grillabend im Garten gehabt. Für unsere Verhältnisse spät ins Bett.

Ankunft in Lagenzenn. Bild: Wolfram Reuter
 



30. August

Um halb neun Frühstück mit Gisela und Wolfram. Dann mit dem Auto gen Nürnberg, aber zuerst zum Bahnhof in Siegelsdorf, um die Fahrkarten für morgen nach Nürnberg zu ziehen. Den Kampf gegen den Automaten habe ich verloren, konnte ihn auch nicht gewinnen, weil die Fahrkarten nur für den sofortigen Fahrtantritt zu bekommen waren. Man konnte zwar ein Datum eingeben, bekam dann aber nur einen Fahrplan und keine Karten. Das sagte einem der blöde Automat jedoch nicht. Der Programmierer gehört erschlagen. Endlich weiter nach Nürnberg. Zuerst in den Leica-Store, in die Foto-Ausstellung „JFK in Deutschland“ von Ulrich Mack, damals Quick-Reporter. Sehr beeindruckende Bilder. Wolfram ist der Organisator der Ausstellung, deshalb sind wir über Nürnberg zurück gefahren. Nächstes Mal kommen wir wegen der Grillparty. Eine schöne Anekdote über Kennedy, Adenauer und Brandt. Brandt wollte im Präsidenten-Auto unbedingt zwischen Kennedy und Adenauer stehen, weil er dann auf dem Kardantunnel stehen konnte, um größer zu wirken. Wer’s braucht? Weil ich schon bei Leica war, wurde auch noch eine Halbtasche für die CL gekauft. Hübsch und hübsch teuer. Dann ließen wir uns durch Nürnberg treiben. Um fünf dann in die Trödel-Stuben, wo es auch leckeres Schlenkerla-Rauchbier gibt.

Nürnberger Skyline
 



31. August

Wir haben beschlossen, die 30 km nach Nürnberg mit dem Rad zu fahren, um nicht noch einmal den Kampf gegen den Automaten aufnehmen zu müssen. Es war eine ruhige und schöne Tour. Ein Stück ging es am Main-Donau-Kanal entlang. Sehr zeitig sind wir in Nürnberg angekommen. Noch ein kleiner Einkauf bei Lebkuchen-Schmidt und noch etwas durch die Stadt geschlendert. Der Bus hatte eine knappe halbe Stunde Verspätung. Der Busfahrer hatte beim Aufladen der Räder etwas Schwierigkeiten mit der Drehrichtung eines Rechtsgewindes, muss er wohl von seiner Mutter geerbt haben. Da der Bus sehr leer war, ist Bärbels Rad deshalb im Bauch des Busses verschwunden. Etwas Stau, mit einer knappen Stunde Verspätung am ZOB angekommen. Achim angerufen, wir sind haargenau zusammen beim Tegernseer Tönnchen angekommen. Wir zweimal Kohlroulade, Achim Blut- und Leberwurst und leckeres Tegernseer Helles.

Was haben wir gelesen? Die Tagesordnung von Éric Vuillard, eines der elegantesten Bücher, das ich je gelesen habe. Es geht um die Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland. Es wird vom Autor über die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe erzählt, als ob er selbst dabei gewesen wäre. Das zweite Buch, zufällig zum gleichen Thema: Der Trafikant von Robert Seethaler. Das Buch zeigt jedoch mehr die persönlichen Nöte eines jungen Menschen in der Zeit.

Bärbel mit Willy Brandt am Nürnberger Busbahnhof