Fotografien & Texte

Hurtigruten                                               
Bergen - Kirkenes - Bergen                                 vom 23. Mai bis 3. Juni 2015


Hurtigruten 2015, die blaue Linie ist der Polarkreis, Garmin BaseCamp


Samstag, 23.5.2015

Auslaufen aus Bergen 22:30


Unruhige Nacht, Angst zu verschlafen. Fünf Minuten vor dem Wecker waren wir wach. In Ruhe, reichlich gefrühstückt und den Rest Essen eingepackt. Die Taxe angerufen, die kam pünktlich, in einer viertel Stunde waren wir in Tegel. Die Taxe hielt nicht an der richtigen Stelle, obwohl wir dem Fahrer Terminal D angesagt hatten. Keine Fachleute mehr, der Fahrer kannte sich wahrscheinlich in Beirut besser aus. In die lange Schlange am Schalter eingereiht. Es wurden Koffer wegen Übergewichts umgepackt, alles sehr umständlich. Dann kam eine Dame fragen, ob wir uns schon am Automaten die Bordkarten besorgt hätten. Bärbel also zum Automaten, hat aber mit der Buchungsnummer nicht geklappt. Ich warte auf den Augenblick, wenn wir auch noch den Flieger selbst steuern müssen. Alles muss ohne Personal funktionieren. Einfallslose Manager! Der Flieger war voll und eng. Es gab einen Snack, ohne unser Frühstück hätten wir Hunger geschoben. Pünktlich in Amsterdam angekommen und eine halbe Stunde zum anderen Gate gelaufen. Der Flieger nach Bergen ging auch pünktlich und war wesentlich komfortabler. In Bergen kein Hinweis auf den Transferbus im Ankunftsbereich. Eine Dame fragte uns, weil sie sich in Bergen verloren vorkam nach dem Bus, sie hatte allerdings ein Lageplan dabei. Kurz vor Abfahrt saßen wir im Bus. Zwanzig Minuten bis zum Terminal des Schiffes. Wir bekamen unsere Koffer zuerst, da wir die Letzten waren, die in den Bus eingestiegen waren. Also, konnten wir als Erste einchecken. Aber nur Gepäck, weil das Schiff noch gar nicht da war. Hinter uns bildete sich eine lange Schlange. Der Mann hinter dem Tresen fragte uns, ob wir Englisch könnten, er selbst beherrschte die Sprache und seinen Computer nicht besonders gut. Letztendlich wurden wir aber unsere Koffer los. Nun mussten wir nur noch den Laptop buckeln und stürzten uns nach Bergen hinein. Zuerst über den Berg zur Standseilbahn auf den Fløyen. Bergen ist Europas Regenhauptstadt mit ca. 2,20 m Niederschlag im Jahr. Es war trocken und die Aussicht toll. Ein guter Tipp von unserem Reisebüro. Inzwischen lag die Polarlys am Kai. Vorbei an den Hansehäusern und der Altstadt zum Schiff. Langsam wurde der Laptop schwer. Am Terminal beim Einchecken eine Riesenschlange. Ja, wir müssen uns ein zweites Mal anstellen. Vorhin war nur Gepäck. Da hatte die Sicherheitsunterweisung schon begonnen, wir mussten wieder eine halbe Stunde warten. Nach einer guten Stunde waren wir bei unserer Kabine. Die Koffer waren tatsächlich da. Ausgepackt, alles praktisch eingerichtet. Dann zum Abendessen mit Büffet. Das Schiff scheint rappelvoll zu sein. Tolles Essen und noch ein Mineralwasserabonnement gebucht. Um 8 zum Eröffnungsvortrag. Die nette Dame erinnerte mich in ihrer skandinavischen Art an unsere Päivi. Das Beste war die Ermahnung pünktlich von den Landausflügen zurück zu sein. Der Kapitän ist höflich, er winkt noch den an Land Zurückgebliebenen zu. Um 22:30 noch das Ablegemanöver angeguckt und ins Bett. Ein schlecht organisierter Tag ging zu Ende.

 

Sonntag, 24.5.2015

Romsdalsalpen


Gut geschlafen. Morgens fing die Polarlys an zu schaukeln. Beim guten Frühstück fing Bärbel an kariert zu gucken. Sie brach zeitig auf, um draußen auf den Horizont zu schauen. Ich musste sie suchen. Sie schickte mir eine 3 € SMS, „Wo bist Du?“, die ich mit einer 3 € SMS hätte beantworten sollen!!?? Nun ja, wir haben uns dann doch im Zimmer getroffen. Bärbel hat dann mit dem üblichen „Tach Mutti, ich bin‘s“ zu hause angerufen, weil Sonntag ist. Der Atlantik wurde ruhiger. Zwischenstopp in einem kleinen Ort. Dann in Ålesund angelegt. Nettes Städtchen mit Jugendstilhäusern. Nach dem kleinen Stadtrundgang die 418 Stufen hinauf zum Fjellstua. Leider regnet es leicht und es war wenig zu sehen. Trotzdem befanden wir uns in einer Völkerwanderung. Pünktlich zurück zum Schiff. Wir haben den Kapitän nicht winken sehen müssen. Um 17 Uhr passierten wir die Romsdalsalpen, wunderschön. Wie toll muss es hier erst bei Sonnenschein sein. Es ist kalt und regnerisch. Wir fuhren zwischen Festland und Inseln. Es war also kaum Wellengang. Anlegemanöver in Molde verfolgt. Es lief bei der Besatzung wie am Schnürchen. Erst zwei Schnürchen an Land geworfen, an denen dann die die dicken Taue vom Schiff herangezogen wurden. Das große Schiff legte damit ganz sanft an. Zum Abendessen gibt es kein Alternativmenü. Das bedeutete, es gab als Vorspeise Stockfisch. Am Heck des Schiffes, auf dem Sonnendeck gab es ein Gestell zum Fischtrocknen. Da konnte man schon eine Nase nehmen. Habe auch ein Bild davon gemacht, Riechbild für Blinde. Unsere Managerin fürs Essen hat es jedoch alles geregelt. Wir haben ein Schild „Ikke Fisk“ (Kein Fisch) bekommen. Ab morgen werden wir stattdessen Schnecken, Muscheln und Froschschenkel bekommen. Bei der Fahrt nach Kristiansund rissen die Wolken auf. Es gab ein tolles Licht und einen langlebigen Regenbogen.

 

Montag, 25.5.2015

Nidaros Dom, Trondheim


Die Polarlys hatte schon um 6 Uhr in Trondheim angelegt. Früh gefrühstückt und durch das öde Hafen- und Industriegebiet hinein nach Trondheim City gelaufen. Auch hier gab es eine der 27 Regenarten von Norwegen. Ich würde sagen, es nieselte. Vorbei an den schönen Speicherhäusern zum Dom. Heute kein Eintritt, weil Pfingsten ist. Der Dom ist gotisch im englischen Stil. Innen sehr dunkel, aber sehr schön. In der Kirche soll der heilige Olaf in seiner Kiste liegen. Er wurde ein Jahr nach seinem Tode umgebettet und soll nach Rosen geduftet haben. Trondheim ist eine Stadt mit vielen kleinen Holzhäusern. Zurück durch die Hauptstraße, über den Bahnhof zum Schiff. Überpünktlich ging es weiter. Ruhiges Wasser zwischen den Inseln. Zwischendurch war das Hinterland flach. Vorbei an einem alten Leuchtturm ging es durch den Stokksund. Dieser kann nur bei gutem Wetter befahren werden, da er so schmal ist. An der schmalsten Stelle ist er 42 m breit, das Schiff 19,5 m. Ja, inzwischen hat der Regen aufgehört, es ist jedoch weiterhin kalt. Vorne auf dem Schiff bläst ein strammer Wind. Das Mützchen, dass uns die Hurtigruten aufs Bett gelegt hatte, tut gute Dienste. Nachmittags etwas Augenpflege. Es war doch ziemlich früh heute. Abends wurde das Wetter schön.

 

Dienstag, 26.5.2015

 

Anfahrt auf Ørnes

 

Mitternacht im Trollfjord


Zeitig klingelte der Wecker. Um 7:10 erklang das Nebelhorn, der Polarkreis wurde überfahren. Bärbel lag 10 Minuten, ich 15 Minuten zu spät in der Prognose. Es wurde eine öffentliche Anfrage zur Prognose der Polarkreisüberquerung von den Hurtigruten erhoben. Das wird wohl kein Gewinn werden. Eine kleine Statistik: Es sind 400 Gäste an Bord mit 57 Besatzungsmitgliedern. Die Rettungsboote könnten reichen. Um 9 Uhr die Anfahrt auf Ørnes. Grandiose Kulisse mit hohen, schneebedeckten Bergen. Dieses Bild ist die halbe Reise wert. Ich habe selten so etwas Schönes gesehen. Dem Eindruck dieser tollen Kulisse kann sich niemand entziehen. 10:30 Neptuntaufe und Siegerehrung der Prognose, viel Tamtam. Inzwischen ist das Wetter schön. Ankunft in Bodø, der Ausflugsbus wartete schon am Kai. Es gab eine kleine Rundfahrt durch die 49-Tausend-Einwohner-Stadt, dann ging es zum Saltstraumen, dem Malstrom. Durch Ebbe und Flut entsteht in dem schmalen Fjord eine extreme Strömung, mit Strudeln und Wirbeln. Mit Ach und Krach zum Schiff zurück, diesmal hätte es warten müssen, da rund 30 Gäste gefehlt hätten. Es ging 15 Minuten zu spät weiter, die Lofoten tauchten als lange Wand, sehr weiß vom Schnee in Fahrtrichtung auf. Eine Bescheinigung für die Überquerung des Polarkreises war neben der Kabinentür für uns angehängt. Da fällt mir ein, dass Päivi uns 2013 keine ausgestellt hatte, immerhin war sie unsere Reiseleiterin und ist Konsularbeamtin. Angelegt im sehr kleinen Hafen von Stamsund und die Gäste zum Wikingerfest abgesetzt, die in Svolvær wieder dazu steigen werden. Es ging weiter an den hohen Bergen der Lofoten entlang. Auch Svolvær ist ein sehr kleiner, malerisch gelegener Ort, jedoch stinkt es überall nach Fisch. Das liegt an den großen Trockengestellen an denen der Kabeljau aufgehängt ist. Hier werde ich bestimmt nicht zum Fischfreund. Nach dem Ablegen quer durch die Lofoten und um Mitternacht in den Trollfjord abgebogen. Die Bergspitzen glühten in der Sonne. Der kleine Fjord ist sehr eng, erweiterte sich jedoch am Ende, wo die Polarlys wenden konnte. Es wurde langsam kalt. Ein toller Tag, bisher der Beste ging zu Ende.


Temperaturempfinden in Norwegen

              

Meine Übersetzung:

 

Norwegisches Wetter

 

+15ᵒC: Wärmer wird es in Norwegen nicht. Also, fangen wir hier an. Die Spanier tragen noch Wintersachen. Die Norweger sind draußen in der Sonne und bekommen einen Sonnenbrand.

 

+10ᵒC: Die Franzosen bemühen sich vergeblich ihre Heizung in Gang zu bekommen. Die Norweger pflanzen Blumen.

 

+5ᵒC: Italienische Autos starten nicht mehr. Die Norweger kreuzen in ihren offenen Wagen durch die Stadt.

 

0ᵒC: Destilliertes Wasser friert. Im Oslo Fjord wird das Wasser etwas dicker.

 

-5ᵒC: Die Kalifornier erfrieren. Die Norweger planen ihr letztes Grillfest vor dem Winter.

 

-10ᵒC: Die Briten fangen an zu heizen. Die Norweger fangen an langärmlige Hemden zu tragen.

 

-20ᵒC: Die Australier fliehen aus Mallorca. Die Norweger beenden ihr Mittsommerfest. Es wird Herbst.

 

-30ᵒC: Die Griechen sterben vor Kälte und verschwinden von dieser Erde. Die Norweger fangen an ihre Wäsche drinnen zu trocknen.

 

-40ᵒC: Paris zerbirst in der Kälte. Die Norweger stehen Schlange vor den Hot-Dog-Buden.

 

-50ᵒC: Die Eisbären werden vom Nordpol evakuiert. Die Norwegische Armee plant ihr Winter-Überlebenstraining.

 

-70ᵒC: Der Nikolaus zieht nach Süden. Die Norwegische Armee unternimmt ihr Winter-Überlebenstraining.

 

-183ᵒC: Die Mikroben überleben in den Lebensmitteln nicht. Die Norwegischen Kühe beschweren sich über die kalten Hände des Bauern.

 

-273ᵒC: Die Bewegung der Atome hält an. Die Norweger fangen an zu sagen: „Fean, det er kaldt idag! (Verdammt kalt heute, draußen!)“

 

Mittwoch, 27.5.2015


Warum ich keinen Fisch mag (Ikke Fisk)

 

Tromsø


Später Wecker, es war leer beim Frühstück um halb neun, nach der langen Nacht. Einen Platz auf dem Panoramadeck ergattert. Da es so warm im windgeschützten Bereich war, hatten wir uns aufs Sonnendeck gesetzt. Es ging kurzärmlig ohne Jacke. Nach dem Mittagessen in Tromsø angelegt. Hier starteten alle wichtigen Polarexpeditionen. Roald Amundsen flog hier zur Suche nach General Nobiles Luftschiff Italia 1926 ab, er ist seitdem verschollen. Nobile wurde gerettet, mit ein paar seiner Begleiter. Er ist ohne Not zuerst ins Rettungsflugzeug gestiegen, obwohl einige seiner Begleiter krank waren. Tromsø liegt malerisch, beiderseits des Balsfjord verbunden mit einer 1 km langen Brücke. Zuerst zum Polarmuseum. Es ist etwas rumplig und angestaubt, mit vielen ausgestopften Tieren. Lohnt bei der kurzen Zeit, die wir hier haben, nicht. Weiter über die lange Brücke. Die Fahrt mit der Seilbahn auf den Storsteinen haben wir uns wegen der knappen Zeit klemmen müssen. Aber, es ging in die schöne, moderne Eismeerkathedrale. Wirklich sehr ansprechend. Es gab dort eine Barockmusikprobe. Auf dem Rückweg noch in die schöne Ølhall (Bierstuben) der Mack-Brauerei. Rückfällig geworden und ein Pilsner getrunken, dünn und zu malzig. Wenn man nicht bei der Mack-Brauerei war, war man auch nicht in Tromsø. Tromsø ist ein nettes Städtchen mit Studenten und ihren Kneipen. Erwähnenswert war noch ein Radfahrer in kurzen Hosen und freiem Oberkörper. Ein paar Mieken sonnten sich auf einer Wiese, leider nicht mit freiem Oberkörper. So viel zum norwegischen Temperaturempfinden, bei ca.15 Grad.


Donnerstag, 28.5.2015

Bärbel am Nordkap, dem Ende der Welt


Wir sind in der Nähe des Endes der Welt angekommen. Der Ort Havøysund, 2 Stunden vor dem Nordkap, mit Regen und Nebel sieht ungastlich aus. Die See ist etwas kabbelig. Um 10:15 gab es Brunch mit ziemlich schrecklichen Getier. Russische Forscher haben in der Barentssee Königskrabben ausgesetzt die sich gut vermehrt haben. Sie haben bis zu 2 m Spannweite, auch Dank der versenkten Atom-U-Boote, inklusive Reaktor mit Brennstäben bei Murmansk. Nach dem Brunch, mit viel Fisch in Honnningsvåg auf der Insel Margerøya angelegt und mit dem Bus zu Nordkap gefahren. Leider keine Sicht, dafür Wind und 5 Grad. Aber wir waren da, es sind nur noch 2093 km bis zum Nordpol. Zurück, der Kapitän winkte beinahe. Heute Nachmittag könnten wir zusehen, wie man dem Dorsch die Zunge abschneidet. Sogar essen könnten wir sie.


Freitag, 29.5.

Wegweiser und Schutzgrotte „Andersgrotta“ aus dem 2. Weltkrieg


Wir nähern uns Putins Reich des Bösen, von hier geht es zurück gen Süden. Kirkenes ist der Ort im Dreiländereck Norwegens, Russlands und Finnlands. Der Norden ist sehr karg, was Bärbel nicht so gefällt. Mich spricht es mehr an. Nichts für Depressive, mehr Edvard Grieg, als der romantische Bedrich Smetana. Es gibt fast keine Bäume mehr, nur noch leicht grüne Berge, bedeckt mit Gras und Moos. Die Rentiere knabbern jedoch gerne an den harten Islandmoosen. Ja, die Hälfte der Reise ist um. Wie war es, bisher? Von den Passagieren sind wir altersmäßig im jüngsten Drittel. Es gibt sie noch, die gut betuchten Rentner. Viele sind behindert. Das Wetter ist sehr durchwachsen, wie auch nicht anders zu erwarten war. Wenn es einmal schön ist, ist es auch gleich sehr schön. Die Norweger nutzen es sofort. Das Essen an Bord ist sehr gut. Fischfreunde kommen natürlich viel besser weg als wir. Aber das war ja auch nicht anders zu erwarten. Das Personal geht allerdings gut auf unsere Sonderwünsche ein. Gestern allerdings war das Nordkap-Büffet schon etwas schwerer zu ertragen, auch die Gespräche über das Essen bei Tisch. Wir sind zeitig weg, um unseren Tischnachbarn nicht die Freude zu verderben. Man lernt ja im Alter dazu, das ist jedoch eine andere Geschichte, die sicher nur familiäre Insider verstehen. Ich fühlte mich jedoch stark an den Fünfzigsten von Bärbels Vater erinnert. 3 Stunden Zeit für Kirkenes. Der Ort wurde 1904, wegen der Eisenvorkommnisse aus dem Boden gestampft. Er muss damals recht hübsch gewesen sein. Im 2. Weltkrieg wurde er von 100 000 deutschen Soldaten besetzt. Von hier aus wurde die Barentssee kontrolliert und versucht, den Nachschub für die Sowjetunion zum eisfreien Hafen Murmansk zu stoppen. Russische Bomben und die deutsche Strategie der verbrannten Erde zerstörten Kirkenes 1944 völlig. Die Einheimischen überlebten den Krieg in unterirdischen Grotten, von der wir eine besuchten. Nach dem Krieg wurde der Ort wieder aufgebaut. Er ist recht öde. Die Leute leben und lebten hier in friedlicher Koexistenz mit Russland, fernab vom bestimmenden Oslo. Es wird z. B. ökologisches Gemüse in Russland eingekauft!!?? Nach Berlin sind es rund 3900 km. Kurzer Anleger in Vardø mit einer kleinen Festung. Eintritt 30 NOK, man konnte jedoch jenseits der Umzäunung das gleiche sehen. Wir konnten uns in der einzigen Stadt der Polarregion für eine halbe Stunde die Beine vertreten.

 

Samstag, 30.5.2015

Bärbel auf dem Panoramadeck


Kurzer Aufenthalt in Hammerfest. Die Zeit reichte gerade einmal, um Mitglied im Eisbärenklub zu werden. Der Bürgermeister hat die Mitgliedsurkunde persönlich unterschrieben, es gab einen Mitgliedsausweis und einen kleinen, hübschen, silbernen Eisbärenpin. Man muss persönlich in Hammerfest erscheinen, um Mitglied im Eisbärenklub zu werden. Elvis Presley wollte es, aber nach Hammerfest wollte er nicht. Deshalb ist er nun nicht mein Klubkamerad. In der zugehörigen Ausstellung waren sehr schöne ausgestopfte Tiere zu sehen. Ich kann jetzt jedes Jahr im Januar nach Hammerfest fahren, um an der Jahreshauptversammlung des Eisbärenklubs teilzunehmen. Die Berge werden wieder höher und schneebedeckter. Ein sehr schöner Streckenabschnitt. Es kam noch besser. Als wir, bei bestem Wetter, in den Lyngenfjord abbogen, türmten sich die hohen Berge, 1800 m hoch vor uns auf. Ein echtes Highlight der Reise. Später glitt die Polarlys ganz still, in der Mitternachtssonne nach Tramsø hinein, wirklich schön. Das Schiff war etwa 15 Minuten hinter dem Fahrplan. Es wurde also ein nach Mitternachtskonzert. Die Busse brachten uns in 10 Minuten zur Eismeerkathedrale. Es gab 3 Musiker, eine indisponierte Mezzosopranistin, einen Flügelhornisten und einen Pianisten. Es war eine erstaunliche und unerwartete Kombination. Die Stücke waren Volksmusikstücke, 2 Hochzeitsmärsche, eher etwas seicht. Die Barockmusikprobe der Hinreise hätte mir besser gefallen. Das Beste war das tolle Wetter und die Mitternachtssonne. In Tramsø tobte um kurz nach Eins noch das Leben. Spät, bzw. früh ins Bett.

 

Lyngen-Alpen


Sonntag, 31.5.2015

Bärbel im Hurtigrutenmuseum

 

Unser Schiff, Polarlys von der Brücke bei Sortland


Nach kurzer Nacht früh raus, um 8:10 stand der Bus zu den Vesterålen am Kai. An Bord war alles in Ordnung, an Land schwankte alles. Der Himmel war blank geputzt, der schönste Tag bisher. Wir fuhren mit dem Bus, während die Polarlys weiterfuhr, erst zur Kirche von Harstad und dem Heimatmuseum. Es gab einen kurzen, dreisprachigen, ökumenischen Gottesdienst. Es wurde gemeinsam gesungen, der Pfarrer sang furchtbar schlecht. Dann quer über die Insel, entlang des großen Gullesfjords, über den wir bei Kaffee und Kuchen mit einer Fähre übersetzten. Die Fremdenführerin war unaufdringlich witzig. Alles war perfekt durchgeplant. In Sortland wartete der Bus auf einem Parkplatz, bis unser Schiff an einem bestimmten Haus vorbeifuhr. Dann ging es langsam über die Brücke und die Polarlys fuhr unter uns hindurch. Wieder auf dem Schiff ging es weiter nach Stokmarknes mit seinem Hurtigrutenmuseum. Leider nur 1 Stunde Zeit dort. Wir hätten bequem 2 bis 3 Stunden gebrauchen können. Dies ist der Nachteil auf dieser Reise, immer viel zu wenig Zeit an Land. Weiter ging es wieder zum Trollfjord, wo wir schon auf der Hinreise bei Mitternachtssonne waren. Diesmal war es nicht ganz so stimmungsvoll.

Montag, 1.6.2015

Polarkreis-Denkmal, 66ᵒ 33‘ 51‘‘


Heute war nicht viel los. Wir sind südwärts über den Polarkreis gefahren. Es gab zum Event Lebertran von unserer Reiseleiterin, allerdings nicht für uns. Länger angelegt hatten wir in Brønnøysund, einem sterilen Ort, die normale Welt hat uns wieder. Immerhin gab es im schlssstraßenähnlichen Einkaufszentrum Haribo-Gummibären für rund 4,50 € (keine Riesentüte). Abschiedsabendessen, weil viele Gäste schon in Trondheim aussteigen, mit einer Gesangseinlage des Bedienungspersonals und Marte, unserer Reiseleiterin mit ihrer süßen Stubsnase. Nach Trondheim ging es über das offene Meer und das Schiff kam in Bewegung. Windstärke 6 war es mindestens. Vorne auf Deck wurde man vom Wind fast umgeblasen, man musste sich festhalten. Zur Windstärke 6 kam noch der Fahrtwind hinzu.

  

Dienstag, 2.6.2015

Die Insel Munkholmen


Der 2. ruhige Tag. Beim Aufwachen lagen wir noch am Kai von Trondheim. Nach Hause von Trondheim aus wäre vielleicht gar nicht so schlecht gewesen. Vielleicht 150 € gespart? Der Himmel erstrahlte in geputztem Blau. Langsam wurde uns bewusst, die Reise geht bald zu Ende. Am Zimmer hing ein Zettel, wie es morgen mit den Koffern gehen soll. Sie müssen um 9 Uhr vor der Kabine stehen. Sonst müssen wir sie selbst auf Deck 3 buckeln, damit wir sie zum Aussteigen wieder auf Deck 5 tragen dürfen. Na, um 10 müssen wir sowieso aus der Kabine raus sein. Die Stunde der Wahrheit war auch da. Die Abrechnung der Bordkarte lag vor. Billig wird die Reise trotz Alkoholverzichts nicht. Nun ja, das letzte Hemd hat keine Taschen.

 

Mittwoch, 3.6.2015

Kabine 530


Hurtigruten-Terminal in Bergen


Zeitig raus, wir mussten ja die Koffer packen. Es ging jedoch schnell, man muss sich nicht so viel Mühe geben wie bei der Abreise zu Hause. Es müssen nur alle Schränke und Fächer leer werden. Da wir nichts eingekauft haben, laufen wir auch nicht Gefahr, Übergepäck zu haben. Regnerischer Tag mit vorgezogenem Mittagessen. Noch einmal Schokoladenpudding mit Vanillesoße als Nachtisch. Pünktlich in Bergen angekommen, das Aussteigen ging zügig. Die Mitreisenden drängelten sich vor dem Gepäckband, sodass niemand sehen konnte, welche Koffer gerade vorbeikommen. Rushhour in Bergen. Trotzdem zeitig am Flughafen abgeliefert worden. Diesmal am Automaten eingebucht, er warf einen ausgefüllten und einen leeren Gepäckstreifen aus. Also wieder anstellen. Sicherheitscheck mit langen Zick-Zack-Schlangen. Mein Bedarf an Fliegen ist mal wieder gedeckt. Warum tut man sich so etwas an? Warum ist das so stressig organisiert? Der Flug kam pünktlich in Amsterdam an. Diesmal war das Umsteigegate nach Berlin-Tegel ganz in der Nähe. 15 Minuten Verspätung wurden nach Berlin angezeigt. Was bei diesem Flug alles als Handgepäck durchging, mein lieber Mann. Das Verstauen ging schwierig und verzögerte den Abflug noch einmal um weitere 15 Minuten. Aber wir kamen in Tegel an. Natürlich Terminal D, unten. Eine riesige Schlange bildete sich, um auf Taxen zu warten. Um 11 waren wir zu Hause. Am nächsten Morgen gewogen, 1 kg zugenommen!

Klaus und Bärbel am Kvæfjord


Fazit


Einige Überlegungen nach dem Ende der Reise: Norwegen ist ein tolles Reiseland. Ich glaube jedoch nicht, dass ich dort länger leben könnte. Auf dem Lande sowieso nicht, es wäre mir zu einsam. Die meisten Städte sind so groß wie Steglitz, ohne Lichterfelde und Lankwitz oder kleiner. Tromsø und Trondheim sind beschaulich, wenn auch speziell in Tromsø das Leben quirlt. Das Leben im Winter kenne ich nicht und kann es mir schlecht für mich vorstellen. Die langen Tage im Sommer sind nicht schlecht, man kann sich schnell an die dauernde Helligkeit gewöhnen. Zum Reiseverlauf gibt es vielleicht einen Tipp für die Nachreisenden. Es ist zwar nicht ausprobiert, ist aber einen Versuch wert. Man könnte auf der Rückreise in Trondheim von Bord gehen. Der letzte Teil der Fahrt ist touristisch nicht mehr ganz so interessant. Von Trondheim kann man mit dem Zug nach Oslo fahren. Quer durch Norwegen ist bestimmt sehr sehenswert. Man kann sich Oslo anschauen und kommt direkt in viele deutsche Städte mit dem Flieger. Die Krönung wäre allerdings von dort mit dem Schiff nach Kiel. Die ist wohl mehr etwas für seefeste Leute. Wir waren überwiegen von heftiger See auf dieser Reise verschont. Ich könnte mir vorstellen, dass es ganz anders auf den Strecken über das freie Meer sein kann. Einen kleinen Vorgeschmack davon hatten wir ja am 1. Juni. Toll fand ich das ungezwungene Leben an Bord, was ebenso untypisch für eine Kreuzfahrt ist. Es gibt keinen Dresscode und kein Kapitänsdinner. Da gibt es eine schöne Geschichte. Eine ältere Dame wird auf einer Kreuzfahrt an den Kapitänstisch gebeten. Sie antwortete, nein, mit dem Personal möchte sie nicht speisen. Entspannt war auch die Platzsituation in den Salons an Bord. Ich habe es nie erlebt, dass Plätze dauernd reserviert wurden. Die Mitreisenden waren unauffällig. Nur mit der Ruhe in den Salons war es nicht weit her. Besonders die Amis taten sich dabei hervor. Das Urteil über die anderen Reisenden ist natürlich nur eine Momentaufnahme.

Noch ein Tipp, den wir von unserem Reisebüro bekamen. Die Hurtigrutenschiffe legen immer an ihrer Backbordseite (in Fahrtrichtung links) an. Es ist also empfehlenswert, eine Steuerbordkabine zu buchen. Da die Schiffe auch nachts anlegen, ist es dort einfach ruhiger.  Es gibt weniger Ladegeräusche. Was ist nun Backbord, was ist Steuerbord? Außen- oder Innenkabine ist eine Geldfrage. Da man ja überwiegend nur in der Kabine schläft, kann man durchaus eine Innenkabine ins Auge fassen. Bei Außenkabinen kann es durchaus passieren, dass die Sicht durch Rettungsboote verdeckt ist. Außerdem laufen u. U. ständig Leute vor dem Fenster vorbei. Also, den Lageplan des Schiffes beachten!

 

Wenn ich Spekulationsgewinne (ich spekuliere nicht!) oder einen Lottogewinn einstreichen könnte, würde ich die Reise noch einmal unternehmen. Ich würde sie jedem empfehlen, der sie sich leisten kann und nicht von vornherein weiß, dass er seekrank wird. Von Seekrankheit war jedoch kaum etwas an Bord zu hören.


Noch einmal, Mitternacht im Trollfjord