Fotografien & Texte

Mittenwald & Dolomiten 2021

3. Oktober bis 23. Oktober 2021

Sonntag, 3. Oktober

Mit der Taxe zum Bahnhof Südkreuz. Zu früh, wie immer. Die Koffer sind tonnenschwer, was man doch so alles zu brauchen glaubt. Pünktlich in München. Entspanntes Umsteigen, das kennen wir ganz anders, unter Zeitdruck. Es ist ein ungewöhnliches Gefühl, keine Räder dabei zu haben. Das erste Mal seit vielen Jahren. Pünktlich in Mittenwald. Es sind nur noch weniger als 8 Stunden von Tür zu Tür. Gastgeber Thomas wartete schon am Bahnhof. Koffer in den 2. Stock gebuckelt. Das Frühstück morgen ist durch einen Gugelhupf von Karin gesichert. Ein Bier auf der Terrasse und noch etwas Augenpflege.

Unter dem Dach wohnen wir


Der Fönsturm tobt. Für 19 Uhr hat Fotofreund Dieter, den wir gerade in Wetzlar kennengelernt hatten, einen Tisch im Gasthof Stern reserviert. Langer Abend im Stern, das Personal ist dort seit Jahren dasselbe. Die Senior-Chefin ist alt geworden, wir ja auch.


Montag, 4. Oktober

Zur Touristen-Information und zum Ersteinkauf für die Ferienwohnung. Im Ort hat sich wenig verändert. Die Brache, wo das Bad gestanden hatte, ist immer noch da. Dafür möchte man ein riesiges Resort, genau dort zwischen Bahnhof und Rathaus bauen. Dies wird den Charakter des Ortes, den wir gerade so schätzen, völlig verändern. Ein Schritt in Richtung Garmisch, das wir so gar nicht mögen. Man wird keinen Platz in der Wirtschaft mehr bekommen, das kennen wir aus Obertraun. Die Gäste wollen vielleicht mondän wohnen, aber heimisch Essen gehen. Nun ja, den Wetterstein- und Karwendelblick werden sie uns nicht nehmen können. Dort hinauf werden sie nicht wollen und wir bald nicht mehr können. Es scheint eine Bürgerinitiative dagegen zu geben. Die CSU macht sich stark dafür, aber auch die Genossen. Wie soll es auch anders sein? Der Investor ist sicher Parteispender. Nix, heimatverbunden, die Politik ist, wo das Geld ist. Die neu gewonnenen Gäste werden die traditionellen Gäste, die eher die Ruhe suchen, verdrängen. Wie sagte die CSU in ihrem Flyer, die neuen Gäste werden mit dem Zug kommen. Da kann ich nur lachen, gerade die nicht.

Wir haben neue Nachbarn, ein garstiges, lautes Gänsepaar. Ich mag Gänse, nur mögen sie mich nicht.


Ob wir uns noch bis zum Urlaubsende anfreunden werden? Ich würde ihnen gerne das hübsche Köpfchen streicheln. Wie wir allerdings gehört haben, werden sie spätestens am Samstag unserer Abreise der Kirchweih zum Opfer fallen. Das tut mir dann doch leid.

Abends in den Postkeller, der Wirtschaft der Mittenwalder Brauerei. Eine richtige Völlerei.


Dienstag, 5. Oktober

Es regnet, am späten Vormittag konnten wir aber doch los. Wir sind, auf Empfehlung unserer Wirtin, zur Riedalm, bequem zu gehen auf dem halben Weg nach Scharnitz. Dort sind die Kühe von den Hochalmen angekommen. Etwa 50 wunderhübsche Tiere. Sie sind zwar neugierig, aber doch recht vorsichtig. Eine kleine Fotoorgie, mit guter Ausbeute.


Abends selbstgemachten Wurstsalat und heimisches Bier.


Mittwoch. 6. Oktober

Es gießt. Am Nachmittag hörte es auf. So sind wir los Richtung Leutasch- oder Geisterklamm. Schön wie immer. Viel Wasser in der Klamm. Der Anstieg ging schlecht, wir sind völlig außer Form. Wie ungezogene Radfahrer sind wir entgegen der Einbahnstraße durch die Klamm gelaufen. Nun, durch die wenigen entgegenkommen Leute war diese Corona-Maßnahme auch völlig unnütz. Niemand hat uns angemault, sondern es wurde freundlich gegrüßt. Es gab ein Weizenbier auf der einsamen österreichischen Leutasch-Klammhütte. Öschis waren nicht nötig.

Berliner Bär, bayrischer Löwe und österreichischer Adler


Donnerstag, 7. Oktober

Es regnet weiter. Wir waren zur Stadtführung über die Lüftlmalerei in Mittenwald, sehr informativ. Nach 2 Stunden waren wir durchgefroren. Deshalb sind wir auf ein Bier und eine Suppe in den Gasthof Stern. Kein Platz für heute Abend mehr bekommen, deshalb haben wir im Mamma Lucia reserviert.

Stadtführerin Regine Ronge


Holofernes wird im Regen geköpft


Freitag, 8. Oktober

Mit dem Gäste-Bus vom Bahnhof zum Ferchensee. Los nach Elmau und weiter, den Berg hoch zum Almhaus Hintergraseck. Wir haben sogar draußen sitzen können. Leberkäs und mein erster Kaiserschmarren in diesem Jahr. Dann weiter nach Graseck und leider den falschen Weg eingeschlagen. Wir sind am Eingang der Partnachklamm, statt am Ausgang angekommen. Lange Gesichter, weil dadurch der Weg durch die Klamm ausfiel. Zum Skistadion und mit dem Bus zurück nach Mittenwald. Irgendwie war mir abends nicht gut, der Schmarrn war mir vor dem Magen stehen geblieben. Früh ins Bett.

Schloss Elmau


Samstag, 9. Oktober

Großes Frühstück bei uns. Fotofreund Manfred aus Berlin meldete sich überraschend bei uns, auf der Durchreise. Mit Annelies und Norbert aus Münchens Umgebung waren wir sowieso verabredet. Mit den dreien sind wir übernächste Woche in den Dolomiten verabredet. Manfred fuhr weiter nach Südtirol und der Rest bestieg den Hohen Kranzberg. Wir sind mit dem Bus zum Ferchensee gefahren und recht bequem die knapp 400 m bergauf zum Gipfel gelaufen. Blendendes Wetter, man ist es kaum noch gewohnt. Viele Leute waren unterwegs. Nach einer Pause im Berggasthof St. Anton sind Annelies, Bärbel und ich, knieschonend mit Sessellift ins Tal. Norbert ist gelaufen und war gerade mal 5 Minuten länger unterwegs, erstaunlich. Am späten Nachmittag waren wir zu fünft mit dem Neu-Mittenwalder Dieter im Gasthof Stern.

Annelies, Bärbel und Norbert vor dem Karwendel


Sonntag, 10. Oktober

Lange geschlafen. Mittags los durchs Laintal hoch zum Lautersee. Ein kurzer, schöner Weg. Ein Weißbier in der Sonne am See und zurück mit dem vollen Bus. Am frühen Abend in den Postkeller, mit Ach und Krach einen Platz bekommen. Um 19 Uhr in die Kirche zum Orgelkonzert. Es gibt so viele originale Orgelmusik, da muss man nicht aus populären Stücken welche zaubern! Jetzt wird es richtig kalt.

Karwendel vom Laintal


Montag, 11. Oktober

Wir sind über die Gröblalm und den Schmalensee zu den Buckelwiesen gewandert. Es war schönstes Herbstwetter. Den Schatten sollte man jedoch für längere Zeit meiden, dafür ist es dann doch zu kalt. Wir sind die fast 10 km bis Krün in gemächlichem Tempo gelaufen. Viele Tiere unterwegs, Kühe, Schafe, Pferde und Ziegen. Das Ganze zurück mit dem Bus in ¼ Stunde. Noch auf ein Süppchen und ein Bier in den Kleinen Kartoffelsack. Auch gleich einen Platz für heute Abend reserviert. Montag und Dienstag ist es besonders schlecht mit Restaurantplätzen, wegen der Ruhetage in Mittenwald. Gut im Kleinen Kartoffelsack gegessen.

Buckelwiesen



Dienstag, 12. Oktober

Geplanter Ruhetag. Gut so, es regnet, die Schneefallgrenze sinkt auf 1000 m. Raus, mit dem Schlitten! Bis ins Tal hatte es dann doch nicht geschneit, oben im Karwendel liegt aber doch viel Schnee. Ich habe mich intensiver um die Bilder gekümmert und die Bildershow begonnen. Bärbel hat sich freiwillig zum Einkauf gemeldet. Es gibt heute noch einmal Wurstsalat, um die Reste zu verbrauchen. Da wir heute so viel Zeit hatten, suchten Thomas und ich den Grund fürs WLAN-Versagen im Haus. Ohne Erfolg, nur mein Betriebssystem auf dem Laptop haben wir dabei gehimmelt. Aber, seit dem Fiasko in Nordfrankreich war ich gewappnet und nach 20 Minuten lief das Werkl wieder einwandfrei.


Mittwoch, 13. Oktober

Los in Richtung Korbinianhütte. Es fing aber noch in Mittenwald an zu regnen. So sind wir umgekehrt. Abends im Mamma Lucia.


Donnerstag, 14. Oktober

Neuer Versuch zur Korbinianhütte. Das Wetter ist wesentlich besser. Es ging erstmal unter dem Kranzberglift entlang, dann zweigte der Weg ab. Nach einer knappen Stunde waren wir an der Hütte. Zum Draußen Sitzen waren wir zu durchgeschwitzt. Wir wurden tatsächlich das erste Mal nach unserem Impfzertifikat gefragt.  Dann kam die Feuerwehr, um den Brandschutz zu kontrollieren.  Es war mit der Verwaltungsgebühr und einem Bier getan. Weiter ging es abwärts zur Gröbl-Alm, für uns. Dort saßen wir dann draußen. Danach durch die Stadt zum Einkauf fürs Abendbrot.

Es ist viel Schnee in den letzten Tagen gefallen, die Korbinianhütte


Freitag, 15. Oktober

Vormittags gepackt. Mit einem zusätzlichen freien Rucksack ging die Sache wesentlich einfacher als hinzu. Hartmut hat viel Stauraum in seinem Kombi. Ob der reicht, wird sich morgen zeigen, unsere Koffer sind ganz schön voluminös. Noch etwas eingekauft und dann ins Geigenbau-Museum. Dort war die Schauwerkstatt mit einer Meisterin besetzt. Sie bearbeitet mit einem Minihobel einen Geigenboden. Alles aus freier Hand, ohne Lehre, oder sonst irgendetwas. Das ist Handwerk! Abends zu einer Völlerei mit Dieter, Karin und Thomas. Der Postkeller war voll und der Servierer etwas überfordert.

Bärbel, Dieter, Thomas, Karin


Samstag, 16. Oktober

Hartmut muss sehr früh in Karlsruhe losgefahren sein. Die erste SMS kam aus Füssen um 9 Uhr, um 10:30 war er in Mittenwald. Über Innsbruck und Brenner ging es zügig. Von Klausen nur noch den Berg hoch. In St. Christina waren wir um 13:30. Keine Frage nach der komplizierten italienischen Corona-Anmeldung, die uns den letzten Nerv gekostet hatte. Manfred war schon da, mit ihm sind wir dann durchs Dorf. Hartmut musste noch mal runter nach Brixen, um Eckart vom Zug abzuholen. Wir besichtigten den alten Bahntunnel. Von 1915 bis 1960 fuhr hier eine Schmalspurbahn mit 760 mm Spurweite, überwiegend gebaut von russischen und serbischen Kriegsgefangenen. Abends zur ersten Vollversammlung der Fotofreunde ins L Fudlè, das einzige offene Restaurant im Ort. Hier ist schon Tote Hose. Erwähnenswert ist, dass hier im Tal noch sehr viel ladinisch gesprochen wird.

Bärbel und Manfred im Eisenbahntunnel von St. Christina


Sonntag, 17. Oktober

Nach dem Frühstück über den Legenden-Weg bequem nach St. Jakob und zurück über den Höhenweg. Schöne Aussicht! Freundliche Kühe im Stall am Wegrand, nicht so wild wie die Kühe nach dem Almabtrieb. Leider ohne Hörner. Nachmittags mit dem Auto zum Grödner Joch. Grandiose Gegend! 4 km auf einem bequemen Weg in Richtung Corvara und wieder zurück. Noch auf den Mondaufgang am Pass gewartet. In Wolkenstein gegessen. auch dort Tote Hose in dem großen Ort.

Am Grödner Joch


Montag, 18. Oktober

Um 12 Uhr los, erst zum Sella-Pass und dann weiter auf den Pordoi-Pass. Vom Pordoi-Pass 200 m bergauf und dann relativ eben, mit der Marmolada auf der rechten Seite zur Bindelweghütte. Auf demselben Weg zurück.  Mehrmals zwischen Alto Adige (Südtirol) und dem Trentino gewechselt. Abends waren wir in Christians und Nadines Ferienwohnung zum Essen eingeladen. Hartmut hat uns heraufgefahren und wir haben uns prompt verfahren, die Gegend wurde immer einsamer und dunkler. Schöner Abend mit viel Schnack. Mit Christians Tesla zurück, beeindruckendes Auto.

Marmolada mit Fedaia-Stausee


Dienstag, 19. Oktober

Die anderen wollten auf eine ernste Bergtour. Wir sind für 700 m bergauf und bergab nicht gut genug. Deshalb haben wir die freien Busfahrkarten nach St. Ulrich genutzt und sind mit der Seilbahn auf die Seiseralm gefahren. Leider war es bedeckt, aber es war schön auf dem größten Golfplatz der Welt. Schlern, Rosszähne und die beiden Kofel standen gut da. Weit sind wir nicht gelaufen, dafür haben wir länger auf der Contrin-Alm gesessen. Die ersten Aperol-Spritz seit langem. Abends wieder ins Restaurant in Wolkenstein. Der Rest unserer Gruppe war allerdings etwas matt. Bei mir muckt das linke Knie.

Seiseralm


Mittwoch, 20. Oktober

Zu 10:30 mit dem Auto das Grödner Tal abwärts nach Lajen. Dort trafen wir Berta und Günther. Mann, haben wir unsere Südtiroler Freunde lange nicht mehr gesehen. Es war Zeit. Wir sind dann gemächlich, leicht bergauf, über den Postweg nach St. Peter gelaufen. Unterwegs gab es einen netten Esel, viele Kühe und eine hübsche Reiterin, ohne Sattel, auf einem Riesenrappen. Dort haben wir in einem Restaurant, draußen auf der Terrasse, gut gegessen, herrlich. Auf dem Rückweg ging es entgegen der Logik wieder bergauf. Wie kann das sein? Meine Knie mucken mächtig. Trauriger Abschied von unseren Südtirolern und ihnen die Zusage eines Besuchs in Berlin abgenommen. Ob das klappen wird? Abends noch auf ein Bier ins hiesige Restaurant.

St. Peter über dem Grödner Tal


Donnerstag, 21. Oktober

Wir sind mit Norbert runter mit dem Bus ins Eisacktal, nach Brixen. Kennen wir schon lange, nett wie immer. Die Pfarrkirche in gemäßigtem Barock, der Dom allerdings eine volle Breitseite. In Brixen haben wir Nadine und Christian getroffen und uns im Kloster Neustift verabredet. Im Anschluss sind wir die 3 ½ km entlang des Eisack nach Neustift gelaufen. Dort ins Museum, in die Bibliothek und die Basilika des Klosters. Als Abschluss in den Stiftskeller. Sehr guter Wein, aber auch sehr teuer. Kompliziert mit 3 verschiedenen Bussen zurück nach St. Christina. Man konnte unterwegs, anhand der Haltestellen, die Werke des Faschisten Ettore Tolomeis Sprachkommission bewundern, die nach der Übernahme Südtirols die Namen jedes noch so kleinen Örtchens, Sees, Berges und Sträßchens ins Italienische übersetzten. Selbst Vor- und Nachnamen der deutschsprachigen Bevölkerung mussten geändert werden. Das sind die Blüten des Nationalismus. So wurde aus Runggaditsch, Roncadizza und aus Huber, Dallacorte. Gut, dass wir uns unter dem Dach Europas befinden. Leider macht der kranke Nationalismus auch diese Idee wieder kaputt, nicht nur in Polen.

 

Stift Neustift, Bibliothek


Freitag, 22. Oktober

Mit Hartmut und Manfred auf den Pardoi-Pass und mit der Seilbahn zum Sass Pordoi auf knapp 3000 m gefahren. Bestes Fotowetter und unendlicher Weitblick. Man musste gar nicht weit laufen. Das war gut für meine kaputten Knie. Auf dem Rückweg haben wir uns in St. Ulrich absetzen lassen. Mit der Rolltreppe ins obere Dorf, wo eine Lokomotive der ehemaligen Grödner Bahn zu bewundern war. Abends Vollversammlung in der heimischen Pizzeria.

In der Sella


Grödner Lokomotive, da lacht das Herz eines Eisenbahnfreundes


Samstag, 23. Oktober

Um 8:30 erstmal los nach Nürnberg. Bis kurz vor München ging es zügig. Dann staute es sich. Erst um 14:30 waren wir bei Nürnberg.  Gisela und Wolfram mussten auf uns warten. Eine gute Stunde konnten wir in einem Café zusammensitzen, leider nicht mehr. Dann ging es weiter nach Berlin. Eine Stunde Stau vor Schkeuditz. Unser 2. Wagen war etwas schlauer und hat den Stau umfahren. Das hat immerhin eine halbe Stunde gebracht. Um kurz nach 21 Uhr zu Hause. 900 km sind geschafft, wir auch.

Hartmut, Wolfram, Gisela, Manfred, Bärbel, Eckart


24. Oktober, 57 % der Mittenwalder haben für den Erhalt des alten Mittenwalds und damit gegen die CSU gestimmt. Damit wird hoffentlich das Ressort mit 200 Zimmern in der Innenstadt nicht gebaut. Das ist auch gut so und wir kommen wieder!

                    Ja!!!