Die BVG-Linie 100
Diese Seite könnte auch „Bauzäune in Berlin“ heißen. Irgendwelche Berliner Bau-Politiker müssen nebenbei eine Bauzaun/Gerüst-Verleih-Firma haben oder einen Schwager, der eine führt. Viele Bauwerke sind zugebaut, nur arbeiten tut dort selten jemand. Vieles ist dadurch schlecht zu fotografieren.
Jetzt aber zum Hauptthema. Den 100er-Bus der BVG können Touristen, aber auch Einheimische zum Stadttarif benutzen. Er fährt an vielen Sehenswürdigkeiten der Berliner Innenstadt vorbei. Früher war man mit den attraktiven, typischen Berliner Doppeldeckern unterwegs, heute geht es nur mit einem langen Schlenker-Bus. Warum nur? Es gibt keine neuen Doppeldecker mehr. Eine schlechte Einstellung zur Tradition bei der BVG!
Wir jedenfalls, sind die Linie mit dem Rad nachgefahren. Dabei kann man besser fotografieren.
Beginnen sollten Busfahrgäste ihre Fahrt in der Hertzallee. Dort bekommt man leichter einen Sitzplatz als am günstiger gelegenen Hardenbergplatz. Früher, wenn man Glück hatte, sogar einen Logenplatz vorne, oben im Doppeldecker. Aber eher selten, den Trick kannten einige. Links und rechts bezieht sich auf die Fahrtrichtung des Busses in Richtung Alexanderplatz.
Als Erstes sieht man die Schattenseite der Hauptstadt, die Bahnhofsmission des Bahnhofs Zoologischer Garten und die Zelte der Obdachlosen.
Am Haupteingang des Berliner Zoos vorbei zur Haltestelle am Hardenbergplatz. Hier wird der Bus voll. Es geht am Kino Zoo Palast, am Bikini-Haus und an der Gedächtniskirche vorbei. Traurig, die Stelle des Terror-Anschlags am 19. Dezember 2016 um 20 Uhr. Dort ist ein Lastwagen in die Menschenmenge, Besucher des Weihnachtsmarktes, hineingefahren. Der Fahrer war ein islamischer Terrorist. Es gab viele Tote und Verletzte, deshalb die kleine Gedenkstätte mit den Namen der Opfer.
Man fährt am Europa-Center, Berlins erstem Hochhaus von 1965, am Elefantentor und dem Aquarium des Zoos vorbei. Am Elefantentor hatten Vandalen den Stein-Elefanten die Stoßzähne abgeschlagen. Zum Glück sind sie wieder hergerichtet.
Rechts vom Aquarium, auf der rechten Seite der Budapester Straße, befand sich das Hotel Schweizer Hof (nicht zu sehen). Dort hatten die Rolling Stones im September 1965 die Einrichtung ihrer Zimmer zerschlagen, um ihrem Ruf gerecht zu werden. So sagt man. Davon wird der Busfahrer nichts wissen, Bild wusste aber Bescheid. Am nächsten Tag war dann die Waldbühne kaputt, das waren jedoch die Fans.
Ein trauriges Kapitel gibt es an der Kurfürsten-, Ecke Lützowstraße. Dort stand das Gebäude des Judenreferats, das vom Obersturmbannführer Adolf Eichmann geführt wurde. Von hier wurde die Vernichtung der Juden Europas gesteuert. Wenigstens hat der Hanswurst und Schreibtischtäter Eichmann 1962 ein böses Ende gefunden. Das Haus ist ausgebombt worden, dort steht jetzt ein Hotel.
Plakate im Haltestellen-Häuschen
Hinter dem Lützowplatz an der Herkulesbrücke über den Landwehrkanal könnte man das Bauhausarchiv sehen. Es ist leider eine Baustelle, ein Bild wird nachgeliefert.
Gegenüber liegt die Parteizentrale der bundesrepublikanischen CDU. Es folgen die Nordischen Botschaften Dänemarks, Finnlands, Norwegens, Schwedens und Islands. Etwas abseits, am Rand des Tiergartens, liegt die japanische Botschaft. Diese ist vom Bus aus nicht zu sehen.
Die Siegessäule am großen Stern kommt in Sicht. Sie wurde vom heutigen Platz der Republik (vor dem Reichstag) 1938 hierher umgesetzt. Dabei wurde sie auch um ein Segment höher. Sie stand der Großen Halle des Volkes im Wege, die zum Glück nie gebaut wurde.
Man fährt am Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, vorbei. Weiter geht es durch die John-Foster-Dulles-Allee zur ehemaligen Kongresshalle. Sie ist 1957 gebaut worden und 1980, während eines Kongresses des Rings Deutscher Makler, eingestürzt. Nach dem Wiederaufbau wurde es zum Haus der Kulturen der Welt. Die Spannbeton-Bauweise erwies sich nicht als stabil. Viele Berliner Autobahn-Brücken sind ähnlich gebaut und noch in Betrieb! Da steht uns noch was bevor. Man kommt am Carillon, einem Glockenspiel-Turm vorbei.
Es geht in das Regierungsviertel, mit Kanzleramt und Reichstag.
Rechts steht das Brandenburger Tor und unweit davon das sowjetische Ehrenmal. Am Pariser Platz steht die US-amerikanische Botschaft.
Rechts dann das Adlon, das vornehmste Hotel Berlins, und vorbei an der britischen und der russischen Botschaft auf der rechten Seite. Im Adlon sollten Normalverdiener nicht Kaffee trinken.
Hotel Adlon
Hier war früher das Geschäft der Königlichen Porzellan-Manufaktur. Wir wollten Anfang 1997 ins Konzerthaus. Stattdessen ist Bärbel in der Charité gelandet. Beinbruch durch Glatteis, genau hier.
Die Staatsbibliothek auf der linken Seite. Es ist das historische Hauptgebäude, durch die deutsche Teilung gab es 2 Staatsbibliotheken. Im Westen an der Potsdamer Straße und im Osten Unter den Linden. Bärbel hatte 1971 ihre Ausbildung zur Diplom-Bibliothekarin bei der Staatsbibliothek gemacht, damals allerdings noch nicht im Westberliner Neubau, sondern im Bendlerblock am Landwehr-Kanal.
Links die Humboldt-Universität und rechts der Bebelplatz, auf dem die Bücherverbrennungen der Nazis stattfanden. Dort konnte die deutsche Studentenschaft, von gegenüber, 1933 richtig zündeln. Da waren sicher auch Teile unserer Lehrerschaft dabei. Wo Bücher brennen, brennen auch bald Menschen. Heute so wahr, wie damals. Verbrannt wurden u. a. die Bücher von Kästner, Fallada und Remarque. Dahinter die St.-Hedwigs-Kathedrale.
In der Nähe der Staatsoper, der Eingang zum neuen U-Bahnhof Museumsinsel. Gegenüber die Neue Wache, wo früher die NVA im preußischen Stechschritt in guter Nazi-Tradition aufmarschierte. Dann das Zeughaus, jetzt Deutsches Historisches Museum.
U-Bahnhof Museumsinsel
Schlossbrücke und Humboldt Forum, das ehemalige Stadtschloss. Gegenüber der Berliner Dom, der Lustgarten, im Hintergrund das Alte Museum.
Die DDR hatte das ehemalige Stadtschloss gesprengt, aus revisionistischen Gründen, wie auch die Garnisonkirche in Potsdam. Die Bombenschäden wurden vorgeschoben.
Marx-Engels-Denkmal, die Marienkirche, der Neptunbrunnen, der Fernsehturm, Rotes Rathaus und der Bahnhof Alexanderplatz. Die Weltzeituhr, weltläufige Attraktion der DDR, nur die Bürger durften nicht zu den Städten auf der Uhr reisen. Beliebter Treffpunkt, deshalb damals gut von der STASI beobachtet.
Die St. Marienkirche ist die älteste noch genutzte Kirche Berlins, am 3. Januar 1292 erstmals urkundlich erwähnt.
Das war's. Falls jemand Lust verspürt, mit dem 100er zu fahren, wir würden sicher mitkommen. Den Hartgesottenen würden wir allerdings das Fahrrad empfehlen. Man sieht einfach viel mehr und kann auch mal links und rechts abweichen. Das wäre aber eine andere Geschichte.