Radtour diagonal durch Süddeutschland vom Döbraberg / Oberfranken in den Hoch-Schwarzwald, 30. April bis 25. Mai 2016
1.Woche
Samstag, 30. April
Um 9 Uhr los zum ZOB am Funkturm. In 35 Minuten dort angekommen. Wie immer zu früh. Der Bus wurde kurz nach 10 Uhr bereitgestellt. Lob vom Fahrer wegen unseres pünktlichen Erscheinens, Radfahrer kommen sonst immer erst kurz vor der Angst. Fahrräder festgemacht, Gepäck eingeladen und den Logenplatz vorne rechts eingenommen. Pünktlich um 10:30 ging's los. Blendendes Wetter, wie bestellt. Die Autobahn ist leer. Der Bus fährt wieder mit Tempomat exakt 100 km/h. 13:45 Ankunft in Münchberg, 5 Minuten vor der Zeit. Gepäck auf die Räder und los. Der Radweg Richtung Helmbrechts machte im Vergleich zur Bundesstraße ein paar Extrasteigungen. Gut zum eingewöhnen. Vorbei am Hotel Zeitler in Helmbrechts, war ein bisschen im Dornröschenschlaf, aber geöffnet. Hier sind wir immer abgestiegen, wenn wir auf dem Döbraberg gearbeitet haben. Auf dem Döbraberg hat die Flugsicherung eine Sende-Empfangsstelle, die wir 1990/91 umgebaut hatten, um sie von der US-Airforce Frankfurt zu übernehmen. Danach gab es bei uns regelmäßige Wartungsfahrten zum Döbraberg. Für mich war es immer wie Urlaub. Aus dieser Zeit kenne ich auch Hilde und Wolfgang. Wolfgang war unser örtlicher Vertrauensmann der Station. In der Anfangszeit war er noch Hauptfeldwebel und Stabsfeldwebel, der Leiter der Fernmelder. Heute ist er Rentner.
Nach Helmbrechts ging es auf und ab mit dem tiefsten Punkt in Kollerhammer. Ich bin hier früher schon „dienstlich“ mit dem Rad gefahren. Kollege Jürgen Hansen gab schon hinter Kollerhammer auf, Peiker hat durchgehalten, sah aber hinterher recht geschafft aus. Wir kneteten weiter aufwärts. In Döbra, am letzten Berg haben wir geschoben. Das Empfangskomitee stand schon im Vorgarten und hat es gesehen, peinlich. Es lagen noch Schneereste, zur Schneeballschlacht reichte es nicht.
Es gab Kaffee und Kuchen. Danach zum Maibaum auf ein Bier. Dann in den Synderhauf zum Abendessen. Im Gasthof Synderhauf haben wir schon einige Male einen abgebissen. Nachdem der Wirt Hans gestorben war, ist seine Frau Marianne zu einem neuen Brummer nach Österreich. Der Sohn Gerd betreibt jetzt die Wirtschaft. Aber die Schwester Emmy vom Hans arbeitet mit ihren 84 Jahren noch immer mit. Aus meiner Sicht hat sie sich in den 25 Jahren, die ich hier bin, nicht verändert. Nur schwerhörig ist sie geworden.
Sonntag, 1. Mai
Gut gefrühstückt. Leider nur mit Wolfgang, weil Hilde malade ist. Nach dem Frühstück auf den Gesangsverein gewartet, der zum 1. Mai aufsang. Los zum Lokomotivenmuseum in Neuenmark/Wirsberg. Tolle Ausstellung mit sehr gepflegten Lokomotiven. Eine Lok war schwarz-weiß angestrichen, damit sie sich besser fotografieren lässt, nur zu, Hartmut. Ich werde mich zu Hause mal dran versuchen. Jedenfalls hängt das Bild in Farbe mit dran. Es gab eine Rundfahrt mit einer Schmalspurbahn, etwas albern, 3-mal um's etwa 100 m große Rondell. Weiter ging's zur schiefen Ebene. Die schiefe Ebene ist der eigentliche Grund für das Museum. Die Steigung dort beträgt 4 Grad, üblich sind maximal 3 Grad. Deshalb musste eine Lokomotive zum Schieben eingesetzt werden. Wir sind also zur Streitmühle gefahren, von wo man ein kleines Stück der schiefen Ebene sehen kann. Einen Zug zum Fotografieren abgewartet. Beim Heimweg noch ein kurzer Besuch im Synderhauf mit Weizenbier und Spargelsuppe. Hilde liegt immer noch flach.
Montag, 2. Mai
Noch einmal in Ruhe gefrühstückt. Dann Abschied von Hilde und Wolfgang. Den Berg hinuntergerauscht und dann wieder leicht bergauf nach Kleinschwarzenbach. Und auf die Strecke abgebogen, die Wolfgang uns empfohlen hatte. Leider ein übler Verhauer, weil wir irgendwie falsch abgebogen waren. Wir sind in Löhmar, einem kleinen Ort mit ausschließlich Sackgassen gelandet. Alle Straßen gingen steil bergab. Wir mussten unsere Räder einen überwachsenen Weg runterschieben, um zur B173 zu gelangen. Von dort an wurde die Fahrt entspannt. Leicht bergab mit Rückenwind. In Kronach gibt es so viele Radwege ohne Bezeichnungen, dass der Weg nach Lichtenfels schwer zu finden war. In Lichtenfels gab es nur offene Cafés, wir wollten aber etwas anständiges essen. Bei einem Fleischer in Bad Staffelstein bekamen wir dann doch eine anständige Wammerl-Bemme. Weiter nach Zapfendorf mit riesengroßen Bahnbaustellen. Keine Straße lief mehr so wie in der Straßenkarte. Aber es gab ein Eis, dort konnte man nach dem Weg fragen. Über kleine Sandwege weiter Richtung Bamberg, das wir nach 106 statt 94 geplanten Kilometern erreichten. Das Hotel zum Fässla hatte ein Zimmer für uns. Mir wurde schlecht, ich muss mich wohl bei Hilde angesteckt haben. Kotzen und Dünnpfiff. Es war eine anstrengende Nacht. Bei Bärbel ging es am frühen Morgen los.
Dienstag , 3. Mai
Ein schlechter Tag für Bamberg. Wir beide sind ziemlich angeschlagen, jedoch das Frühstück blieb drin. Erst einmal zum Schlenkerla auf ein Bier, was aber nicht recht schmecken wollte, und einen Tisch für heute Abend bestellt. Vorher allerdings zur Apotheke. Der Apotheker empfahl uns noch etwas zum Mineralstoffausgleich, ich sagte ihm, dass wir das mit Bier machen würden. Er bejahte das. Bergauf zum Michaelsberg mit dem großen Kloster und einem tollen Überblick. Vorher noch in die alte Jakobskirche. Ja, Bamberg ist sehr katholisch. Zurück zum Dom, sehr schön. Dann noch zur alten Hofhaltung. Dann war die Luft raus und wir haben uns zum Hotel zurückgeschleppt. Zweieinhalb Stunden geschlafen und erneut los zum Schlenkerla. Dort waren wir mit Familie Reuter verabredet, die wir von unserer Südtirolreise kennen. Sie sind die 50 km von Fürth gekommen. Der Appetit auf Essen und Rauchbier wollte sich nicht einstellen, schade. Nach gut 2 Stunden zurück zum Hotel.
Mittwoch, 4. Mai
Schwere Nacht bei Bärbel, mit explosionsartigen Geräuschen auf dem Klo. Bei mir geht es inzwischen wieder. Da wir uns nicht nach 94 km Rad fühlten, nahmen wir den Zug nach Würzburg (31 €). Ja, wie billig ist der Fernbus. Gut untergekommen im Dortmunder Hof (Vinothek Tiepolo). Erst einmal zur Festung Marienberg, wegen des guten Wetters und der guten Aussicht. Es hat sich gelohnt. Danach, am schrecklichen Dom vorbei, zur Residenz der Fürstbischöfe. Dagegen war der Bischof von Limburg, von Elz, gar nichts. Was regen wir uns auf? In der Residenz gab es nur Edelkitsch, aber das Treppenhaus mit der wirklich plastischen Deckenmalerei von Tiepelo war irre. Auch der durchgestylte Garten war toll. Dann zur einzigen nicht barockisierten gotischen Kirche, der Marienkapelle. Toll war die auch nicht. Ein Absacker im Restaurant unseres Hotels. Unterwegs hatten wir uns noch über den Feiertag morgen gerettet und ein Zimmer im Hotel zum Riesen in Miltenberg gebucht. Miltenberg ist gut ausgebucht.
Donnerstag, 5. Mai
Bestes Frühstück. Eingelegte italienische Gemüse, schöner Käse, Kuchen, alles, was das Herz begehrt. Das Hotel Dortmunder Hof ist eine Empfehlung wert. Wer also mal in Würzburg ist, nur dorthin. Man merkt, wir sind auch wieder gesund. Los, die große Mainschleife abkürzend, über den Berg. Eine wunderschöne Tour über die Dörfer, vor allem wenn man die Steigung überwunden hat. Nach 36 km waren wir in der Nähe von Urphar wieder am Main und nach weiteren 6 km in Wertheim. Durch den neckischen Ort die Räder geschoben und ein Weizenbier in der Sonne getrunken. Dann die Fahrkarten für den Dampfer gekauft, 19 € pro Nase. Die Räder auf dem Dampfer abgestellt und noch zur Burg hinauf geschnauft. Ein Zimmer im Hotel Lamm in Mosbach gebucht. So haben wir uns über den ersten Zwickeltag gerettet. Pünktlich um 15 Uhr legte der Dampfer mit uns ab. Wir sitzen am Heck des Dampfers unter einem Vordach und schauen auf die Radfahrer, die sich auf dem Uferweg abmühen. Schön, dass heute Donnerstag ist, der Dampfer fährt nur Do & So. Um kurz vor 18 Uhr nach 2 Schleusenfahrten in Miltenberg angekommen. Ein Puppenstuben-Appartement im Hotel zum Riesen bekommen, süß. Kein Platz im angeschlossenen Restaurant zu bekommen. Zum alten jüdischen Friedhof von Miltenberg, danach zum Marktplatz, der in den Filmen Spukschloss und Wirtshaus im Spessart eine Rolle spielte. Man erinnere sich an Hubert von Meyerink’s „Zack-Zack“. Ein kurzer Blick in das Kellerfenster der Löwengasse 1, in der sich eine Mikwe, ein jüdischen Kultbad, befindet. Man sah so etwas wie eine Badewanne. Ins Kalt-Loch-Wirtshaus. Gutes Essen, das frischte die Elektrolyte auf, und leckeres Kellerbier.
Freitag, 6. Mai
Der Pferdefuß im Hotel zum Riesen: Das Wasser in der Dusche wurde dauernd heiß oder kalt. Die Bedienung beim Frühstück war völlig desorganisiert. Mit EC-Karte konnte man auch nicht bezahlen. Los und noch einmal zum Marktplatz mit Licht von der richtigen Seite. Die Mainstrasse entlang bis zum Abzweig nach Amorbach. In Amorbach sollten Radfahrer die Unterführung unter der Hauptstraße nehmen, die endete jedoch an einer Treppe. Hinter dem Ort ging es noch ein bisschen eben, dann jedoch stieg die Straße kontinuierlich an. Irgendwie mussten ja die 400 Höhenmeter überwunden werden. Es war jedoch bis Mudau gut zu fahren, wenn es auch in den Waden zog. In Mudau beim Edeka eine Milch und eine Schokolade gekauft. Den Anfang der Wanderbahn gut gefunden. Die Wanderbahn verläuft als Radweg auf der stillgelegten Bahnstrecke bequem zwischen Mudau und Mosbach. In Lohrbach von der Strecke abgebogen und zu Tante Uschi gefahren. Ursula Welt ist die Cousine von Bärbels Mutter. Es gab Kaffee und Kuchen und einen Schnack. Uschi ist mit ihren 76 Jahren gut drauf. Zum Hotel in Mosbach runtergerauscht. Um 17 Uhr holte uns Uschi zum Stadtbummel und anschließenden Abendessen ab. Mosbach ist ein Fachwerkstädtchen. Nur ist gerade Frühlingsfest dort und damit viel Tamtam, und die Buden verdecken die Fachwerkhäuser etwas.
2. Woche
Samstag, 7. Mai
Schlecht aus Mosbach herauszufinden. Durch den Wald, steil bergauf. Dann doch auf die gut befahrene Bundesstraße nach Bad Wimpfen. Vorbei an der Burg von Götz von Berlichingen. Als Erstes zu St. Peter in Bad Wimpfen im Tal, eine dunkle gotische Kirche. Wirklich sehr hübsch. Dann hinauf geschoben in den Ort zur Kaiserpfalz. Die Arkaden des Palas sind noch zu sehen und ein Turm. Das Städtchen ist hübsch mit seinen Fachwerkhäusern, touristisch etwas überlaufen. Viel geheiratet wird dort auch. Dann wellig Richtung Sinsheim über Bad Rappenau, mit einem Wasserschloss. Unterwegs nur geschlossene Wirtschaften mit blinden Scheiben, sind sicher schon seit Jahrzehnten geschlossen. Die Bauern trinken ihr Bier zu Hause. Durch Steinsfurt, das bekannt wurde, weil von hier Kronprinz Friedrich (Der alte Fritz) vor seinem Vater flüchten wollte und im Lerchennest festgenommen wurde. Sein Freund Katte wurde in Potsdam festgenommen. Beide wurden nach Küstrin gebracht, wo Friedrich zusehen musste, wie Katte geköpft wurde. Den Frauen hatte er sich deshalb trotzdem nicht zugewandt. Eine Milch aus dem Automaten auf einem Bauernhof mit hübschen Kälbchen getrunken. Noch um eine Ecke, und da waren die Concorde und ihr russisches Gegenstück, die Tupolev 144, zu sehen. Sie sehen beide fast identisch aus, ob die Russen oder die Franzosen/Briten abgekupfert haben? Das Hotel ist gleich am Museumsgelände. Die Räder haben ein Plätzchen in einem Büro bekommen, obwohl am Telefon gesagt wurde, dass es keine Unterstellmöglichkeit gibt. So sind wir und unsere Esel sehr zufrieden. Leider haben wir nur noch ein Raucherzimmer bekommen. Zum Zimmer gehören heute ein Drei-Gänge-Menü und die Eintrittskarten ins Verkehrsmuseum. Wir haben auch noch ein schönes Buch über die Schwester-Museen in Speyer und Sinsheim bekommen. Leider etwas unpraktisch auf dem Fahrrad. Wir werden es wohl auf die Post bringen müssen. Sonst ist das Hotel sehr gediegen, der Preis auch. Man gönnt sich ja sonst nichts. Ein wirklich tolles Abendessen gab es. Leckeren Salat, Lachs, bzw. Steak und als Nachtisch Mousse und Eis. Die Getränke waren ausgesucht teuer. Man gönnt sich ja …….
Sonntag, 8. Mai
Frühstück recht früh, damit wir rechtzeitig ins Verkehrsmuseum kommen. Zuerst in die Concorde, danach in die Tupolev. Die Technik im Cockpit der Tupolev ist handfester, außerdem fällt alles etwas bescheidener aus. Beide Flugzeuge sind In Abflugstellung aufgestellt, also 15° aufwärts, zusätzlich schwankt es noch ein wenig. Es wird einem etwas schwummerich. Angströhren sind es sowieso. Bei meinem leichten Hang zur Klaustrophobie wäre ein Flug Paris-New York bzw. Moskau-Alma Ata für mich sicher nichts gewesen. Es gab noch weitere Flugzeuge auf dem Flugdeck. Eine DC3, ein JU 52 und eine Vickers Viscount. Die Älteren werden sich an die heulenden Triebwerke der britischen Turboprop-Maschine erinnern. Die BEA setzte sie im Berlinverkehr ein. Eine ist in Tempelhof über die Bahn hinaus gerauscht und stand auf dem Tempelhofer Damm. Dann ging’s in die erste Ausstellungshalle. Lokomotiven, Motorräder, Rennwagen, die Autos der Mercedes-Palette aus allen Jahrzehnten, Ferraris und v.a.m. Über Mittag einen kurzen Abstecher zum Lerchennest, wo Kronprinz Friedrich festgenommen wurde. Die Hofschranzen haben ihn verraten. Es gab eine kurze Führung mit interessanten Details. Leider hatten wir wenig Zeit, wir mussten um 3 Uhr zur IMAX-3D Vorführung zurück sein. Es gab einen Film über das Hubble-Teleskop und dessen Reparatur im Weltraum mit dem Space-Shuttle. Recht hübsch anzusehen, leider auch mit gehörschädigender Lautstärke. Danach in die zweite Halle mit viel Militärtechnik, Traktoren und Fahrrädern. Viele verschiedene Lanz Bulldogs waren zu sehen. Wir waren langsam etwas übersättigt. Zurück zum Hotel und dann los zum Brauhaus Jupiter. Etwas bodenständigere Kost als gestern, dafür aber auch wesentlich billiger. Die Hotelsuche im Bereich Hessigheim gestaltete sich diesmal schwierig. Im Internet drängeln sich immer mehr die zentralen Vermittler dazwischen, und gut ausgebucht war die Gegend auch.
Montag, 9. Mai
In Ruhe gefrühstückt und um 8:45 los. Nochmal einen Blick auf die beiden Überschallvögel. Es gibt nicht viel vergleichbare Anblicke. Ausnahmsweise mal gut aus der Stadt herausgefunden. Entspannt ging es über die Dörfer. Von Schwaigern an ging es manchmal recht giftig zwischen den Weinbergen bergauf. Über Lauffen am Neckar mit Burg, Wehrkirche und Brücke mit Gans ging es an den Neckar. Die Gans erwähne ich deshalb, weil ich Gänse mag, nur sie meistens mich nicht. Die an der Brücke ignorierte mich. Vorbei an den unheimlichen Kernkraftwerken Neckarwestheim ging es weiter nach Besigheim, einem wirklich schönen Ort. Schwierige Hotelsuche für morgen in Bad Cannstadt. Alles ausgebucht wegen einer Messe. Erst in Plochingen etwas Teureres gefunden. Das wirft unsere Planung etwas durcheinander. Kein Thermalbad in Bad Cannstadt, schade. Porsche und Mercedes-Benz-Museum werden klappen, das körperlich-seelische kommt jedoch zu kurz. Abends kroatisch gegessen. Besigheim ist nicht weit weg von Backnang. Dort war ich in meiner aktiven Zeit häufig, weil dort die Multiplexer für die Flugsicherung hergestellt wurden. Die Firmennamen wechselten von Bosch über Marconi, Telent und was weiß ich, je nachdem woher der betriebswirtschaftliche Wind wehte. Die Hardware blieb glücklicherweise gleich.
Dienstag, 10. Mai
Mal wieder schlecht raus aus dem Ort, Baustelle und Wege über die Berge. Dann doch den Weg nach Marbach gefunden. Gut 2 km vor dem Ort gab es 2 Möglichkeiten, wir wählten die falsche über den Berg. Dafür kamen wir aber direkt an der Alexanderkirche vorbei, sehr hübsch. Vorbei am Literaturarchiv, Schillers-Mutter-Geburtshaus und letztendlich Schillers Geburtshaus selbst. Der Schiller hat sicher den hiesigen Dialekt geschwätzt. Da brauchte es einen guten Lektor, der ihm bei der Übersetzung der Glocke und der Bürgschaft ins Hochdeutsche geholfen hat. Aber auch jenseits von Schiller ist Marbach ganz hübsch, nur die Wege heraus waren nicht ganz leicht. Wir näherten uns Ludwigsburg mit seinem großen Barockschloß. Am Ende der Ortschaft bin ich an einer Einmündung auf einen Radweg, wegen nassen Lehms auf der Fahrbahn, weggerutscht. Handgelenke angeschlagen, Knie aufgeschlagen, Uhrglas kaputt und dreckig geworden. Nun ja, nicht aufgepasst. Weiter ging es durch viele Stuttgarts-……, unter anderem Stammheim. Für die Jüngeren, das Hochsicherheitsgefängnis für die Baader-Meinhof-Bande. Dort haben sich Andreas Baader und Gudrun Ensslin erschossen. Schusswaffen im Hochsicherheitstrakt? Kaum zu glauben. Um 12 waren wir am Porsche-Museum in Zuffenhausen. Wir wollten erst einmal unser Gepäck an der Tür abladen. Es kam sofort ein Aufseher, wir dürften unsere Räder hier nicht stehen lassen. Porsche und Räder geht gar nicht. Tolles Museum. Die richtigen Porsches sind natürlich die 356er aus den 50/60er Jahren. Später wurde es der Overkill. Jedoch war alles Hochglanz und gediegen. Rückblick auf Sinsheim. Dort gab es einen VW-Käfer mit Porsche-Motor. Allerdings mit einem Fahrwerk von Porsche. Nicht so wie damals bei Achim, übermotorisiert und bremsenmäßig unterversorgt. Nach dem Museum regnete es. Wir sind mit dem Zug in 50 Minuten nach Plochingen. Wir sind im Stuttgarter Hauptbahnhof umgestiegen und hatten dadurch einen Blick auf die Baustelle Stuttgart 21. Wir konnten noch bequem im Kopfbahnhof einsteigen. Die Stuttgarter werden sich noch wundern, für was sie sich entschieden haben. Für die Bahn mag ja ein Durchgangsbahnhof günstig sein, für den Fahrgast auf keinen Fall. Wieder schwierige Quartiersuche für Tübingen, übermorgen. In Plochingen zur Ottilienkapelle, eine ältere Dame wollte gerade abschließen, ließ uns aber noch hinein. Ja, so sind die Ehrenamtlichen. Dann noch zum Hundertwasser-Haus. Ich habe schon Besseres von ihm gesehen. Abendessen im Grünen Baum, sehr gut.
Mittwoch, 11. Mai
Los Richtung Esslingen. 3 tolle gotische Kirchen und ein schönes Rathaus, wo zur vollen Stunde ein Adler zum Glockenschlag mit den Flügeln schlägt. Weiter durch die Orte nach Untertürkheim zum Mercedes-Benz-Museum. Es waren etwas über 20 km. Das Innere des Museums erinnert etwas an das Guggenheim-Museum in New York, es wird auch irgendwo erwähnt. Im Gegensatz zum Porsche Museum wird auch auf die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge eingegangen. Es war ein tolles Erlebnis, sowohl was das Gebäude als auch die Form der Präsentation anbetrifft. Es hat den Ausflug gelohnt, zumal kein Tropfen Regen, entgegen der Prognose, gefallen ist. Der Rückweg war nicht so interessant, weil er genauso ging wie der Hinweg. In Plochingen ging es noch zu Blasius-Kirche, erst vorbeigefahren und dann auch noch steil bergauf. Es hat sich nicht gelohnt.
Donnerstag, 12. Mai
Wie immer schlecht aus dem Ort heraus gefunden. Den falschen Berg hoch, aber schnell bemerkt. Über die Brücke auf die andere Neckarseite. Der Neckar ist hier inzwischen recht schmal geworden. Der Radweg wechselte mehrmals die Flußseite. In Neckartailfingen eine hübsche romanische Kirche. Drei Kilometer vor Tübingen fing es an zu regnen. Kurz gewartet, dann den Berg hoch nach Lustnau, mit schieben. Netter Ort, nur halt etwas auf dem Berg, die Wilhelmstraße wieder leicht bergab zum Hotel. Das Zimmer war noch nicht fertig. Also ein paar Sachen umgepackt und los Richtung Innenstadt. Der Campus der Universität zieht sich eine ganze Weile die Wilhelmstraße entlang. Viele hübsche junge Leute waren unterwegs. Man konnte von der Straße in die Vorlesungssäle sehen. In der Altstadt angekommen, erst einmal in die Stiftskirche St. Georg. Im Marktcafé ein Bier bzw. einen Trollinger. Danach ein kleiner Verhauer und wir standen wieder vor der Stiftskirche. Die Stufen herunter zum Neckar und damit zum Hölderlinturm. Hölderlin hat hier seine letzten Jahre mit psychischen Störungen verbracht. Eine schöne Ausstellung mit Dokumenten über Hölderlin und tollen Fotografien der Stadt. In die Buchhandlung, in der Hermann Hesse gearbeitet hat. Ein tolles Durcheinander, so muss ein Antiquariat sein. Morgen geht es in die zugehörige Ausstellung. Noch zur Jakobskirche, aber geschlossen, weil evangelisch, und zurück zum Hotel. Abends mit Thomas Walter getroffen, den ich aus dem Leica-Forum kenne. Wir schreiben uns seit ein paar Jahren, begonnen hat es wegen der sich auflösenden Beschriftung an der Leica M9. Wir haben uns das erste Mal gesprochen und ich habe mich gewundert, dass er keinen hiesigen Dialekt spricht. So ist das, wenn man sich seit Jahren nur schreibt. Es war ein netter Abend bei uns im Hotelrestaurant.
Freitag, 13. Mai
Es regnet, und dass nicht gerade wenig. Los zum Stadtfriedhof, hier sind Walther Jens, Ludwig Uhland, Friedrich Hölderlin, aber auch Kurt-Georg Kiesinger, der alte Nazi-Bundeskanzler, der von Beate Klarsfeld geohrfeigt wurde, begraben. Auf das Schloss mit seiner archäologischen Sammlung der Uni Tübingen. Alles vorhanden von der Eiszeit bis zu den Römern. Toll waren die griechisch-römischen Kolossalstatuen, aber auch die ägyptischen Sachen. Weiter zur Heckenhauerschen Buchhandlung, bei der Hermann Hesse als Buchhänderslehrling von 1896 bis 1899 gearbeitet hat. Es gab dort eine sehr ansprechende Ausstellung. Es roch allerdings sehr nach staubigen Büchern. Abends über alle Berge mit Thomas an den Uni-Gebäuden vorbei. Einen Blick ins Rechenzentrum, sieht aus wie die Flugsicherungstechnik, Schrank neben Schrank. Dann zum leckeren Abendessen mit Rheingau-Wein zu Familie Walter. Viele Bilder gesehen, wir sind schließlich unter Leica-Freunden.
Dritte Woche
Samstag, 14. Mai
Um 9:30 wurden wir von Cordula und Thomas zum Stadtbummel vom Hotel abgeholt. Mit dem Rad zur Universität zu einem überdachten Fahrradständer. In die Uni-Bibliothek war Pflicht, wenn man zwei Bibliothekarinnen dabei hat. Cordulas Schlüssel passten überall. Zuerst in den jugendstiligen Bereich mit dem hübschen Lesesaal, dann in den moderneren Ammerbereich. Die Ammer ist neben dem Neckar das 2. Flüsschen, oder eher ein Bach, in Tübingen. Genau an der Ammer liegt die Bibliothek. Danach ins Magazin mit seinen fragilen Decken, die für einen Kompaktus nicht stabil genug sind. Für die Nicht-Bibliothekare: Ein Kompaktus ist ein Regalsystem, bei dem die Regale zusammengeschoben werden können, damit es immer nur einen Gang für das ganze System gibt. Viele Bibliothekare sind von diesem System schon zerquetscht worden, obwohl bei ihnen die häufigste Todesursache immer noch der Leitersturz ist. Viele Bücher auf engstem Raum, aber in diesem Fall zu schwer. Danach in den ausgesucht schnuckligen Ecken von Tübingen gewesen und zum Schluss noch zu Foto-Walter, dem lokalen Leica-Dealer, bei dem Thomas seine Leica für nur 199,94 € bekommt. So jedenfalls erzählt er es seiner Cordula. Auf dem Rückweg zu den Rädern fing es an zu regnen, nochmal schnell in ein Café. Ein netter Abschluss, natürlich nicht der Regen. Zurück zum Hotel, das Gepäck aufgeladen und uns von den Beiden verabschiedet. Nach vorherigen gründlichen Überlegungen gut aus der Stadt herausgefunden. Neckaraufwärts am Schwimmbad vorbei nach Rottenburg. In die dortige Kirche, es fing kurz an zu regnen. Weiter etwas Zickzack in Richtung Horb. In Sulzau fing es, entgegen der Prognose, an zu gießen. Wir haben uns in einem Haltestellenhäuschen für 40 Minuten untergestellt. Das Regenradar auf dem Smartphone war hilfreich. Ein Zimmer in Horb im Hotel Greifen reserviert. Auf und ab die verbliebenen 14 km nach Horb gefahren. Horb hat sicher schon einmal bessere Zeiten gesehen. Ein bisschen thüringische Provinz mitten im Ländle.
Sonntag, 15. Mai
Horb ist unten in der Nähe der Durchgangsstraße besser in Schuss. Es gibt dort auch ein paar schrille Darstellungen. Zeus als Stier, nimmt sich Europa. Sie sieht nicht sonderlich beglückt aus. Anders Leda mit dem Schwan. Mein lieber Schwan, der hat etwas zu bieten. Aber vielleicht auch lang und schmal, Frauenqual. Diese beiden Sachen passen so gar nicht zu den beiden Benediktinerinnen- und Franziskanerinnen-Klöstern oben im Ort. Na, die sind schon lange geschlossen. Nach diesem Augenschmaus verließen wir Horb durch das Ihlinger Tor. Die B14 war wenig befahren, so blieben wir auf der Hauptstraße. Ein paar Raser fuhren zwar Schuss an uns vorbei, sonst ging es jedoch. Es ging wellig durch Sulz und Aistaig. Hinter Oberndorf stieg es dann nach Rottweil an. Rottweil ist ein schön bemaltes Örtchen mit vielen Erkern an den Häusern. Aber auch hier haben einige Häuser schon bessere Zeiten gesehen. Der gotische Dom war in restauro, geschlossen. Weiter nach Schwenningen, mit viel Zickzack. Am Schluss über einen steilen Wirtschaftsweg, wo wir die Räder schieben mussten. Es war aber keinen Meter zuviel, Schwenningen liegt eben hoch. Schwierig zur Neckarquelle gefunden, war auch nicht so bedeutend. Weiter nach Bad Dürrheim. Auf dem Weg in die Innenstadt ein passables Hotel gefunden. K.o. und durchgefroren, aber problemlos ein Hotel gefunden und das zu Pfingsten. Im Erdgeschoss gibt’s ein griechisches Restaurant. Uns ist nicht mehr kalt.
Montag, 16. Mai
Morgens durch das ausgestorbenen Bad Dürrheim zum Solemar-Bad gelaufen. Kleiner Umweg, weil wir den Autowegweisern nachgelaufen sind. Als wir im Bad waren, wussten wir, wo die Menschen sind, es war zumindest im Badebereich rappel voll. Der Saunabereich war noch leer. Es war das Gegenteil von Tübingen, keine jungen schönen Leute, nur solche wie wir. Damit müssen wir uns leider abfinden. Ab Mittag wurden dann auch die Jüngeren wach und senkten den Altersdurchschnitt. Gleichzeitig nahmen aber auch die Tätowierten zu. Die schönsten Frauen von vorn, hinten mit Arschgeweih. Es gibt aber auch ältere Tätowierte, vor allem Frauen. Bei denen ist aus dem ursprünglich kleinen Schmetterling auf den Busen inzwischen eine Fledermaus geworden. Gesetzesinitiative: Tätowierverbot für unreife Menschen unter siebzig. Im Hotel eine Ferienwohnung bei Familie Dreher in Hinterzarten gebucht, wir müssen morgen fahren, koste es, was es wolle. Auch die Rückfahrt, samt Fahrrädern für den 24. Mai mit dem Flixbus perfekt gemacht. Abends beim Italiener um die Ecke gut gegessen, aber unaufmerksame Bedienung.
Dienstag, 17. Mai
Zeitig los über Aasen nach Donaueschingen. Immer etwas auf und ab über die Wasserscheide von Rhein und Donau. Nun ja, die Donau entspringt in Donaueschingen, sonst wäre sie im Rhein untergegangen. Eine gefasste Quelle am Schloss, die sich der Schlossherr hat anlegen lassen. Heraus aus der Stadt und einen asphaltierten Weg parallel zur Kraftverkehrsstraße B31 eingeschlagen, der sich leider zu einem Schotterweg verschlechterte. Durch ein Naturschutzgebiet recht steil bergauf, oft geschoben. Als Entschädigung trafen wir eine halbstarke Berner Sennhündin, etwa 7 Monate alt. Süß und sehr agil, was ja bei dieser Hunderasse nicht oft vorkommt. Kurz vor Döggingen gab es wieder Asphalt. Weiter über ermüdende Wirtschaftswege. Pause in Löffingen und mit dem Wirt gesprochen, wie man mit dem Rädern weiterkommt. An den knapp 200 m rauf nach Friedenweiler führt kein Weg vorbei. Wir kamen durch Rudenberg, einem wunderschönen, großen Alm/Feriendorf. Dann runter nach Neustadt/Titisee. Die Kilometer nach Hinterzarten zogen sich wie Kaugummi. Bei Familie Dreher kamen wir nach 61 km auf dem Zahnfleisch an. Wir waren hier schon einmal 2008, auf einer Radtour von Nürnberg, durch das Altmühltal, über die Schwäbische Alb und den Bodensee. Ein Highlight war damals der Besuch des Magarethe-Steiff-Museums in Giengen, wie man sich bei uns vorstellen kann. Wir haben hier bei Drehers eine wunderschöne Puppenstuben-Ferienwohnung.
Mittwoch, 18. Mai
Vormittags los in Richtung Feldberg. Es ging eigentlich gleich hinter unserem Haus über den Emil-Thoma-Weg los. Es stieg erst einmal gar nicht an. Überall murmelten die Bächlein. Sehr guter Weg und anfangs gut beschildert. Später wurde es komplizierter, weil im Gegensatz zu unserer Karte inzwischen ein Naturschutzgebiet umgangen wurde. Die Kilometer schleppten sich mal wieder, zumal uns noch die Tour von gestern in den Knochen steckte. Oben am Turm angekommen stellte sich heraus, dass der eigentliche Gipfel drüben an der Sendeantenne, ca. 15 Minuten entfernt, ist. Soweit reichte unser Ehrgeiz nicht. Man stelle sich vor, Sir Edmund Hillary und Tensing Norgay hätten 1953, 25 m unter dem Gipfel des Mt. Everest gesagt, uns reicht es auch hier. Undenkbar, wir jedoch werden alt. Wir sind dann mit der Seilbahn runter zum Bus und weiter mit der Bahn, samt SEV (Schienenersatzverkehr) nach Hinterzarten. Der Begriff SEV war mir vor der Wende unbekannt.
Donnerstag, 19. Mai
Auf zur Tätowiertenschau. Wir waren heute im hyper-super Galaxy Badeparadies in Titisee. Es ist wirklich toll. So etwas Großes habe ich noch nie gesehen und alles gediegen und edel. Ein wirklich schöner Tag, die Bahn hat uns sogar umsonst per Gästekarte hin und zurück gefahren. Abends in unserem üblichen Lokal gut gegessen.
Freitag, 20. Mai
Unsere Planung heute war, mit dem Bus um 10:20 zum Hofgut Sternen, dem Ausgangspunkt der Wanderung durch die Ravennaschlucht, zu fahren. Vorher noch die Ferienwohnung bezahlt und zur Sparkasse Geld nach gefasst. An der Haltestelle entpuppte sich der Bus als AST, was Anrufsammeltaxi bedeutet. Dieses musste man eine halbe Stunde vor Abfahrt bestellen. Diese Zeit war allerdings schon vorbei. Das nächste fuhr um 12:20. Nun ja, das reichte uns auch noch. Wir nutzten die Zeit, um den Ort zu erkunden. Freitags ist Bauernmarkt, so mit 5 Ständen. Es gab leckere Erdbeeren. Einige Blicke auf die Speisekarten der Restaurants, abgehobene Preise. Der Grund? Von den vielen Schweizern hier kann man es nehmen. Um 12:20 kam unser Taxi mit einem richtigen Quasselkopp am Steuer. Aber er fuhr uns zum Hofgut herunter. Das Hofgut hat eine Glasbläserei im Stil von Buranoglas. Dann in einen großen Kuckucksuhrenladen. Die Kunden sind nicht etwa Amis, sondern Riesenhorden von Indern. Wir begannen unseren Weg durch die Ravennaschlucht am großen Eisenbahnviadukt, der im zweiten Weltkrieg mit Fesselballons erfolgreich gegen die alliierten Bombenangriffe geschützt werden konnte, dann jedoch durch die Deutschen selbst gesprengt wurde. Nun fährt aber die Höllentalbahn wieder darüber. Military Madness! Durch die Ravennaschlucht fließt der Ravennabach. Der Bach hat natürlich für deutsche Verhältnisse einen seltsamen Namen. Der Weg durch die Schlucht ist wunderschön, das Beste, was die Gegend hergibt. Nach einer Stunde, am Schluchtausgang, eine Suppe und ein Bier. Auf dem Rückweg noch zum örtlichen EDEKA-Laden, um die Vorräte aufzufrischen.
4. Woche
Samstag, 21. Mai
Vormittags mit dem Zug nach Titisee und dann weiter mit dem SEV nach Seebrugg. Von dort auf der Südwestseite des Schluchsees den wunderschönen und bequemen Wanderweg zum Gasthof Unterkrummenhof gelaufen. Der diente uns vor 8 Jahren als Rettung bei einem starken Regenguss. Damals standen viele Leute dort unter und es gab Schnaps. Heute war es bei bestem Wetter viel schöner. Der Gasthof war gut besucht. Weiter ging es nach Aha, wo uns der SEV wieder einsammelte. Es war eine Wanderung/Spaziergang von ca. 12 km. In Hinterzarten war Handwerkermarkt mit dem üblichen Schnickschnack, wie es ihn auch auf der Domäne Dahlem bei uns in Berlin zu sehen gibt. Bärbel hat aber immerhin ein Stück alternative Naturseife für ihre Mutter gekauft. Abends im üblichen Lokal gut gegessen, dann aber störte der Fußball, Bayern-München gegen Borussia Dortmund im Berliner Olympiastadium, schwache erste Halbzeit.
Sonntag, 22. Mai
Nach dem Frühstück hoch zum Scherzinger Ponyhof. Etwa eine gute halbe Stunde bergauf. Vorbei an hübschen Hochlandrindern. Unterwegs schlechte Nachricht aus Berlin-Schönefeld, mein langjähriger Kollege Jürgen Lukoschek ist seinem Krebsleiden erlegen. Natürlich auch ein Schlaglicht auf die eigene Krankheit, bei mir geht es jedoch schon fast 3 Jahre gut. Luko ist ein in der Wolle gefärbter Ossi gewesen. Bei Autofahrten durch das ehemalige Westberlin hat er sich regelmäßig verirrt. Ein Wunder, dass er lange Jahre nach Tempelhof gefunden hat. Er war ein liebenswerter Brummbär. Er hat nun nicht mal seinen Renteneintritt erreicht. Etwas nachdenklich die Pferdchen und Ponys besucht. Wieder abwärts zum Hinterzartener Hochmoor. Am Rand dichter Wald, zur Mitte immer mehr umgekippte und abgestorbene Bäume. Eine sehr eindrucksvolle Landschaft, leider töste die nahe B31 herüber. Langsam gen Heimat, vorher noch auf dem Handwerkermarkt Kekse eingekauft. Kurz vor der Ferienwohnung rief unser Freund Fritz an, er sei in Hinterzarten angekommen. Tee und die Kekse bei uns. Wir haben noch das schöne Wetter ausgenutzt und sind zum Mathisleweiher gelaufen. Abends in die Pizzeria, weil unser Stammlokal Ruhetag hat. Im Lokal kippte dann das Wetter um. Seit Mittag waren schon typische Gewitterwolken am Himmel, das Gewitter blieb jedoch aus.
Montag, 23. Mai
Katastrophenwetter, 10 Grad Temperatursturz und es regnet Strippen. Fritz kam zum Frühstück herauf und brachte Brötchen mit. Lange gesessen und beschlossen, das Konus-Kurkartenangebot zu nutzen. Mit ihm kann man den öffentlichen Nahverkehr nutzen, der ziemlich weit reicht. Wir sind mit dem Auto nach Freiburg-Schallstadt gefahren und dort in den Zug nach Basel gestiegen. Dort war es etwas wärmer, weil tiefer gelegen, und es regnete nicht, oder nur wenig. Vom Badischen Bahnhof zur Altstadt gebummelt und das Münster besucht. Das Münster ist einen Besuch wert, die Basler Altstadt auch. Auf dem Rückweg noch einen teuren Cappuccino (5,50 €) im Bahnhof, wir sind schließlich in der Schweiz. Mit der Bahn zurück. Fritz stieg in Schallstadt aus, um mit seinem Wagen nach Hause zu fahren, wir über Freiburg Hbf. zurück nach Hinterzarten. Dabei ging es mit der Höllentalbahn über den Ravenna-Viadukt und oberhalb der Ravennaschlucht entlang. So haben wir aus dem verregneten Tag das Beste gemacht. Gleich von der Bahn zu unserem Lieblingslokal Pfännle.
Dienstag, 24. Mai
Zeitig aufgestanden, gefrühstückt, gepackt und die Ferienwohnung aufgeräumt. Den Zug um 10:15 nach Freiburg genommen. Ein kalter Tag mit leichtem Nieselregen. In Freiburg war es erheblich wärmer, weil es ja über 500 m niedriger liegt als Hinterzarten. Freundlich war das Wetter auch hier nicht. Das Gepäck im Schließfach untergebracht und mit den Rädern in die Stadt. Im schönen Münster gewesen, sogar an einer kleinen Andacht einer Nonne und einer Harfenistin teilgenommen. In der Alten Wache ein Achtel Wein getrunken. Zum Augustinermuseum, die wollten uns aber nicht mit unseren Lenkertaschen hinein lassen. Wir wollten die Taschen mit den Fotoapparaten und allen Wertsachen nicht im Schließfach unterbringen. Also kein Museum. Die Zeit ist schlecht unterzubringen, wenn man nur durch die Stadt schlendern kann. Noch ins Kaufhaus und zwei Nackenkissen für die Nachtfahrt gekauft, bei 2 Kinos geschaut, die sehenswerten Filme gab es nur zur Unzeit für uns. Dann haben wir uns in den Bahnhof gesetzt und Zeitung gelesen bzw. Bericht geschrieben. Im Restaurant Schwabentörle gut gegessen. Überpünktlich los von Freiburg, Gepäck ist verstaut und die Räder sind festgezurrt. Die Fahrt ging in der Nähe einiger Orte vorbei, durch die wir auf der Hinfahrt mit den Rädern durchgekommen waren.
Mittwoch, 25. Mai
Die Fahrt ging unkonventionell über Suhl und den Thüringer Wald. Früh morgens durch die noch verschlafene Leipziger Innenstadt und vorbei am Tower Leipzig. Bei mir weckte das alte Erinnerungen an meine Arbeit. Im Tower Leipzig habe ich die vorletzte Woche meiner Arbeitszeit bei der Flugsicherung, Anfang November 2011, als Ausbilder und Prüfer verbracht. Als wir am Tower vorbei fuhren, waren die alten Kollegen wohl gerade auf dem Weg zur Arbeit. Nicht oder kaum während der Fahrt geschlafen. 10 Minuten vor der Zeit war der Bus am Funkturm und kurz nach 8 waren wir in Steglitz.
Etwas zu unserer neuen Vorliebe für den Fernbus. Wir fahren in elfeinhalb Stunden für 27 € mit dem Bus von Freiburg nach Berlin, ohne umzusteigen. Die DB-Züge brauchen zwischen 10 und 16 Stunden, mit 3 – 6 mal umsteigen und kosten um die 140 €. Ich weiß natürlich nicht, wer bei diesem Konkurrenzkampf auf der Strecke bleiben wird und ob der Fernbus die Preise halten kann. Der bessere Komfort durch meistens selteneres Umsteigen liegt beim Fernbus. Dies alles bezieht sich natürlich auf Verbindungen mit Fahrradmitnahme.
Die gesamte Planung unserer Tour hat gut geklappt. Der Aufenthalt bei Hilde und Wolfgang war sicher die leichteste Übung, schön war es da. Wir haben Familie Reuter in Bamberg getroffen, die uns aus Fürth entgegen kamen. Leider hat es mit Ferdl zu einem gemeinsamen Stück Radtour nicht geklappt. In Mosbach haben wir Uschi Welt, eine Cousine von Bärbels Mutter, besucht. Mit Cordula und Thomas Walter in Tübingen war es wunderschön. Thomas kannte ich vorher nur schriftlich über das Leica-Forum. Unser Freund Fritz kam von Bad Bergzabern in der Pfalz herüber in den Schwarzwald. In Hinterzarten haben wir unsere Ferienwohnung bei Familie Dreher bekommen. Wir hatten keine Panne! Das Wetter hat überwiegend gepasst. Von den geplanten etwas über 800 km sind ein paar Kilometer auf der Strecke geblieben. Es sind nur 645 km geworden. Die 95 km von Bamberg nach Würzburg haben wir krankheitsbedingt mit der Bahn zurückgelegt. Die Strecke durch Stuttgart (25 km) ebenfalls, allerdings wegen Regens. Zwischen Wertheim und Miltenberg sind wir die 50 km mit dem Schiff auf dem Main gefahren, was nicht hätte schöner sein können. Alles in allem kann man jedoch sagen, es geht nicht mehr so leicht wie früher. Trotzdem, die Strecke von 105 km von Döbra nach Bamberg haben wir bewältigt. Auch die Strecke über die 7 Berge von Bad Dürrheim nach Hinterzarten haben wir geschafft. Ich hoffe wir sind noch weit entfernt vom E-Bike, zumal unsere Tourer noch keine 5 Jahre alt sind.
Ich möchte noch berichten, was ich unterwegs gelesen habe. Kerstin Gueffroy, Die Hölle von Torgau. Ein Bericht über das faschistische Jugendhilfesystem der DDR. Natürlich mit dem Schwerpunkt des geschlossenen Jugendwerkhofs in Torgau. Da ich selbst ein Betroffener des Westberliner Jugendhilfesystems war, hat mich dies besonders berührt. Es war auch bei mir nicht schön, jedoch zu dem, was Kerstin beschreibt, liegen Welten. Der Begriff Margot Honeckers Kinder-KZ trifft den Nagel auf den Kopf. So wurden über 4000 Jugendliche psychisch zerbrochen. Man soll nur nicht glauben, dass es vergleichbare Einrichtungen, mit ähnlichem militärischen Drill, im goldenen Westen nicht gab. Das Nazierbe der schwarzen Pädagogik gab es in beiden Teilen Deutschlands. Der Jugendhof Berlin-Schlachtensee war so eine Einrichtung. Für die Eingeweihten der elektrisch verstärkten Beatmusik: Auch Werner Krabbe war dort kurze Zeit eingesperrt. Für die Nichteingeweihten: Werner Krabbe war der Sänger der legendären Berliner Boots, eine der erfolgreichsten deutschen Bands der Sechziger des vergangenen Jahrhunderts.
Alle Bilder:
Barbara Kohn, Leica M9, Tri-Elmar M 1:4, 28-35-50mm E55
Klaus-Dieter Götze, Leica M (240), Tri-Elmar M 1:4, 28-35-50mm E49; Tri-Elmar M 1:4, 16-18-21mm