Bildergalerie 2017
27 Jahre sind nun schon seit der Wende vergangen. Jetzt haben wir es erstmals geschafft, den großen jüdischen Friedhof in Berlin-Weissensee zu besuchen. Hartmut hat uns im tiefsten Winter dazu animiert. Zu siebent liefen wir über den riesigen Friedhof. Es war eine Wanderung durch die Vergangenheit, wenn es auch frische Gräber gab. Dann waren es überwiegend Gräber von zugereisten Russen, die die jüdische Gemeinde in Berlin in den letzten Jahren auffüllten. Nach 1 1/2 Stunden suchten wir tiefgekühlt das Bistro "happa-happa" in der Smetanastraße auf. Danach ging es den weiten Weg zurück in den "Amerikanischen Sektor" nach Steglitz. Dabei sind wir seit ewigen Zeiten mal wieder Straßenbahn in Berlin gefahren.
Zum letzten Bild: Es ist bei einigen Fotografen nicht ganz unumstritten, Grabsteine abzulichten. Dieser hier ist jedoch nach über 100 Jahren schon historisch. Ich glaube persönlich, das ist weniger indiskret als Streetfotografie. Warum gerade dieser Grabstein? Herr Baum mit einem Baum auf seinem Grab. Es erinnert mich stark an Theodor Fontanes Gedicht über den Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Grüne Woche in Berlin. Bärbel verkostet schon vor 11 Uhr einen Schilcher. Schilcher? Das ist ein quietschtrockner, fruchtiger Roséwein aus der südlichen Steiermark. Kein Wein für einen empfindlichen Magen. Kernort dieser Weinsorte ist Deutschlandsberg / Österreich unweit der slowenischen Grenze. Ein liebliches Stück Erde, wir waren schon einige Male dort. Ein wenig Toskana in Österreich, wie man unten sehen kann.
Nach einer Buchvorstellung in der Galerie Kehrer, am 27. Januar 2017 hatte es uns in die alte Szene-Kneipe Leydicke verschlagen. Man musste schon sehr nostalgisch eingestellt sein, um die versiffte und rauchige Kneipe ertragen zu können.
Viele Straßenbäume haben in der Steglitzer Bergstraße ihre Standfestigkeit verloren. Sie wurden hintereinander gefällt. Die Bäume mussten in etwa in meiner Kindheit gepflanzt worden sein. Wenigstens haben sie ein Gesicht bekommen. Wie oft bin ich an ihnen vorbeigegangen? Ich habe meine Standfestigkeit noch nicht verloren.
Ingmar, unser Foto-Freund und Mit-Bergfex aus Regensburg eröffnete am 3. März 2017 seine Foto-Ausstellung "China - Impressionen eines Einzelreisenden" in der Galerie 1892, Berlin- Charlottenburg. Unbedingt bis 3. Mai 2017 hingehen!
Wir hatten diese Woche Besuch aus Marburg. Unser Freund Ulli war ein paar Tage bei uns. Da Ulli in Berlin studiert hatte, kam natürlich nicht das Standard-Berlin-Programm infrage. So waren wir am 8. März im Jüdischen Museum in Kreuzberg. Eine wirklich gelungene Ausstellung in einem tollen Gebäude. Nicht der Holocaust stand im Vordergrund, sondern das jüdische Leben. Natürlich schwingt der Holocaust immer im Hintergrund mit. Der Weg vom Altbau in den Neubau ist etwas klaustrophobisch, so ist er wohl auch gedacht. Er zeigt den Holocaust in Einzelschicksalen und nicht in seiner monströsen Dimension.
Diese schöne Frau wollte sich weiter um ihre Mutter kümmern. Dadurch kam sie letztendlich nach Auschwitz. Es ist ein Gesicht in der grauen Masse, der unendlich vielen ermordeten Juden.
Wir waren im Anschluss am Holocaust Denkmal. Schön finde ich es wirklich nicht. Aber es ist ein Zeichen gegen den Geist des Geschichtslehrers Björn Höcke und seiner Partei und vor allem gegen das Vergessen.
Am 9. März begaben wir uns auf die kleine Weltreise nach Berlin-Hohenschönhausen, in das ehemalige Stasi-Untersuchungsgefängnis dort. Es ist ein wirklich bedrückender Ort. Die Führung eines ehemalig Inhaftierten begann mit Anekdötchen, um dann jedoch mit voller Wucht auf uns einzuwirken. Es zeigte die perfiden Methoden der Stasi auf.
Auf der Rückfahrt mit der Straßenbahn sind wir durch Berliner Gegenden gefahren, wo ich noch nie gewesen bin. So weiß ich jetzt, wo der Prenzlauer Berg ist. Der Berg und nicht der gleichnamige Bezirk.
Am 1. April 2017 sind wir mit Hartmut und 2 anderen Fotografen in die Lausitz gefahren. Ziel war der stillgelegte Braunkohlentagebau bei Lichterfeld. Dort ist die riesige Abraumförderbrücke "F60" übrig geblieben. Sie war zur Wendezeit nur gut ein Jahr in Betrieb. Die Beendigung des Braunkohlenabbaus ist sicher sehr gut für die Umwelt. Nur, in der Region brechen dadurch die vielen Arbeitsplätze weg. Und, das ausgerechnet in einer schon vorher strukturschwachen Gegend. Die Brücke ist 500 m lang und 74 m hoch. Wir sind mit einer Führerin die ganze Länge, bis ganz nach oben gelaufen. Ein atemberaubender Ausblick bis rüber zum Zittauer Gebirge.
Es war der erste, richtige Frühlingstag im Jahr. Wie gemacht für einen solchen Ausflug.
Mit unserer Freundin Doris waren wir im Bärenwald am Plauer See. Leider waren die Petze eher im Wald, als das sie sich sehen ließen.
Christopher Street Day in Berlin. Schrill, charmant und freundlich, ein Ereignis. Es gab Fotomotive ohne Ende und jeder wollte fotografiert werden. Diese Damen haben es mir besonders angetan.
Kreuzberger Impressionen, Gewerbe-Höfe, 26. August 2017. Hartmut hat einen Rundgang organisiert. Diesmal, erstmals die gesamte Serie als Video-Bilderschau. Das SW-Bild der farbigen Schönheit ist von Hartmut.
DK0TU
Unser Freund Ulli war zum neunzigsemestrigen Bestehen unserer Amateurfunk-Clubstation DK0TU, aus Marburg angereist. Da er ja halber Berliner ist, mussten wir uns ein besonderes Programm ausdenken. Ohne äußeren Anlass schaffen wir es ja nicht in die direkte Umgebung.
Fotorundgang am 13. Oktober 2017, durch die abendliche Schönhauser Allee. Dort pulsiert das Leben.
Für mich eine Sternstunde: Matthias Koeppels Ausstellung zu seinem Achtzigsten, in der Spandauer Zitadelle. Der Maler selbst führte uns fast 2 Stunden lang durch seine Ausstellung, mit Witz, Ironie und vielen kleinen Details, die man sonst bei den Bildern nicht mitbekommt. Koeppel bewundere ich, seit ich mich für Kunst interessiere, vielleicht hat er mich ihr sogar nahe gebracht. Nun konnte ich ihn endlich sogar persönlich mit seinen Werken sehen. Koeppel ist ein altmeisterlicher Maler mit - fast immer - aktuellem Bezug. Seine Bilder zum Fall der Berliner Mauer sind wirklich anrührend. Die Qualität und Detailversessenheit der Bilder sind irrwitzig. Toll, wie er seine Abkehr von der abstrakten Kunst in den Sechzigern erklären konnte. Am Schluss seiner Führung gab Koeppel noch ein paar seiner starkdeutschen Gedichte zum Besten, die bei ihm sicher in bester Bierlaune entstanden waren. Wie gerne würde ich mit ihm mal ein oder drei Bier trinken. Für mich war diese Ausstellung das Erlebnis im Jahr 2017.
Matthias Koeppel und sein Jüngstes Gericht. Seine Frau fotografiert hinter ihm und ist rechts neben ihm auf dem Bild zu sehen. Auch er selbst ist unten auf dem Bild zu sehen. Für dieses Bild würde ich eine Wand bei mir frei machen, wenn es nur mit der Höhe hinkommen würde.