Nord-Frankreich 25. April bis 12. Mai 2019
Donnerstag, 25. April, 407 km
Friedhelm hat nach München im vorherigen Jahr eine Tour in die Normandie und die Bretagne organisiert. Wir sitzen im Bus nach Bad Hersfeld, wo wir bei Brigitte und Friedhelm übernachten werden, damit es am Freitag auf die große Tour geht. Wieder sehr pünktlich am ZOB am Funkturm, nur der Bus muss auf einen anderen Bus warten. Schön ab Jena entlang des Thüringer Waldes. Am KZ Buchenwald, dem Ettersberg vorbei, dort sind wir immer noch nicht gewesen. In den DDR-Schulen gehörte es zum Pflichtprogramm. Die Drei Gleichen kamen vorbei. Während einer Pause gab es eine Thüringer Rostbratwurst. Auf die Minute pünktlich kamen wir am Bahnhof von Bad Hersfeld an. Jörg holte uns ab. Abendbrot bei Brigitte und Friedhelm. Claus-Werner Reinhardt kam mit Frau Siegrid an. Zusammen mit Jürgen Hüttig, den wir schon vom letzten Jahr kennen. Claus-Werner ist ein großer Name in der Foto/Leica-Welt. Er betrieb bis zu seiner Rente eine Kamerawerkstatt in Hannover. Mein Summicron-M f2 / 35 mm ist dort schon gewesen. Ein richtiger Fotoschrauber, ich hatte das anfangs gar nicht mitbekommen, welche Prominenz wir in unserer Reisegruppe dabeihaben. Probepacken im Kleinbus, unsere beiden Koffer zusammen passen nicht. Also umpacken, aber auch dabei sperrt etwas und es gibt ein Warnlicht auf dem Armaturenbrett.
Freitag, 26. April, 680 km
In Ruhe gefrühstückt. Auf geht es nach Amiens, ca. 600 km. Erste P-Pause in der Nähe von Köln. Es geht zügig bei bedecktem Wetter voran. Picknick auf dem ersten belgischen Parkplatz, es war eine ziemlich beschissene Situation. Es ging ein großes Stück durch Belgien. In Amiens angekommen, bis kurz vorm Hotel ging alles gut durch eine kleine Straße. Dann musste für uns eine Absperrung aufgemacht werden und wir konnten in die Hotelgarage. Dann extrem steile Treppen, mit Gepäck in den 2. Stock. Wir sind in Fronkreich angekommen, jedoch kein Stehklo. Der gotische Dom winkte schon zu uns herüber. Ziemlich k. o. Um 18:15 geht es in die Stadt. Der Dom ist irre, elegant und himmelsstrebend, die halbe Reise wert. Dann runter an die Somme. Die Somme ist der Fluss, an dem im Ersten Weltkrieg die ersten Panzer eingesetzt wurden. Nach Verdun die zweite Materialschlacht, wobei es sich auch um Menschenmaterial handelt. Was für ein Unwort. Abends ging es in das, vom Hotel empfohlene Restaurant. Und siehe da, die Dame vom Hotel kam auch. Sehr gut gegessen, ein guter Tipp. Müde ging es ins Hotel, noch ein bisschen schreiben, noch die Bilder überspielt und ins Bett.
Samstag, 27. April, 368 km
Nettes gemeinsames Frühstück, in einem Raum mit schönen, bunten Fenstern. Eine neue Packordnung, ohne Erfolg, ausprobiert. Kompliziert aus der Stadt herausgefahren. Zuerst über kleine Straßen nach Étretat am Atlantik, es zog sich. Étretat ist etwas desorganisiert. Alle Parkplätze waren voll. Bei dem gefundenen Parkplatz, etwas außerhalb der Stadt, funktionierte der Parkautomat nicht. In den Ort getippelt und ein Klo gesucht. Das erste war geschlossen und das zweite musste erstmal unter Druck gefunden werden. Aber die Aussicht vom Strand aus ist grandios. Viel Wind, ca. Windstärke 5 – 6. Weiter ging es über kurvige Straßen nach Le Havre und über die riesige Seine-Brücke, dann über den Null-Meridian nach Caen. Mäßiges Hotel ohne Schrank im Zimmer, IBIS Budget! Unsere zweite Reisegruppenhälfte kam auch an. Wir kannten uns schon von der Münchner Tour. Essen auf der Burg, es gab anfangs Schwierigkeiten mit dem Menü, weil es nur Fisch gab. Abends langer Weg zurück zum Hotel.
Sonntag, 28. April, 100 km
Mäßiges Frühstück mit Plastikgeschirr und -besteck. Dann zum modernen Memorial, dem Kriegs- und Friedensmuseum in der Stadt. Es gibt andere Bilder als wir üblicherweise kennen, natürlich auch mit dem Schwerpunkt der Landung der Alliierten in der Normandie. Unter dem Museum befand sich die deutsche Befehlszentrale für diesen Frontabschnitt. Deshalb wurde Caen auch schwer von den Alliierten im Vorfeld der Invasion bombardiert. Der unterirdische Bunker konnte nicht getroffen, aber die Kommunikationswege abgeschnitten werden. Deshalb wurde die ganze Stadt schwer zerstört. Ein schwerer Gegensatz, die Befreier zerstören die Stadt. Weiter ging es nach Bayeux ins Tapisseriemuseum, wo ein 70 m langer, gestickter Wandteppich aus dem Mittelalter ausgestellt ist. Er zeigt, comicartig, die Geschichte von Harold und Wilhelm dem Eroberer. Nun ja, etwas putzig. Bayeux ist nicht bombardiert worden und damit eine guterhaltene, alte Stadt. Ein wenig im englischen Stil. Der gotische Dom kann mit dem in Amiens überhaupt nicht mithalten. Weiter ging es nach Arromanches direkt an der Atlantikküste. Dort wurde für die Invasion ein künstlicher Hafen gebaut, ein sogenannter Mulberry-Hafen. Reste davon sind noch zu sehen. So wurden Schiffe zur Begrenzung und zum Wellenbrechen versenkt. Wir hatten Plätze für die Gruppe in einem Restaurant bestellt, das aber sonntags geschlossen war. Glücklich ein anderes Restaurant, für eine so große Gruppe, gefunden. Dort war das Essen aber eher sehr schlecht. In der Not frisst der Teufel Fliegen. Im Dunkeln zurück ins Hotel nach Caen.
Montag, 29. April, 243 km
Morgens kompliziert nach Livarot in eine Käserei. Ein interessanter Betrieb mit einer Mischung von Automatik und Handarbeit. Leckerer Käse! Aber nicht geruchsneutral, wie es sich noch einige Tage im Auto zeigte. Es gab viele Bilder von kleingefleckten Kühen, wie ich sie bei uns noch nie gesehen habe. Weiter nach Lisieux zur Basilika der Heiligen Therese. Therese lebte Ende des 19. Jahrhunderts und ist 1925 heiliggesprochen worden. Ihre Kirche ist ein riesiger, hässlicher Klotz. Dann ging es weiter zum Hotel Le Bellevue in Villerville zum Mittagessen, wunderbar. Ein tolles Restaurant mit sehr aufmerksamer Bedienung. Den abschließenden Café gab es auf der sonnigen Terrasse. Unser Verdauungsschäpschen bekamen wir bei der Besichtigung der Calvados-Destillerie Domaine de la Pommeraie in der Nähe von Honfleur. Weiter in die kleine Hafenstadt Honfleur, sehr hübsch. Nur der letzte Treffpunkt, die hölzerne Markthalle, war eine Kirche. Die 2. Gruppe interpretierte die hölzerne Markthalle in dem Fischmarkt am Hafen als Treffpunkt. Wir fanden trotzdem zusammen. Dann noch mal zu Fuß auf den Pont de Normandie über die Seine. Wir waren erst um 23 Uhr im Hotel. Leider gab es ein paar Planungsmängel an diesem Tag. Vor allen Dingen war er viel zu lang.
Dienstag, 30. April, 127 km
Der 2. Weltkrieg in der Normandie war heute angesagt. Zuerst ging es zum Juno Beach bei Courseule-sur-Mer. Dort landeten die Kanadier und die Engländer am 6. Juni 1944. Das Wichtigste allerdings war, dort wurde 10 Tage später General De Gaulle, aus dem Exil, widerwillig von den Amis und den Engländern, zurück nach Frankreich gebracht. Inzwischen war es ja dort sicher. Es setzte wohl ein richtiger Frankreichurlaub bei den restlichen bedeutenden Engländern ein. Churchill, mit nassen Hosenbeinen, und King George waren auch dort. Es ging weiter nach Longues-sur-Mer, zu den Artilleriebunkern der Deutschen. Dort standen riesige Kanonen im Beton. Mir erschien die Gefechtsstellung zwar groß, aber lächerlich klein für die Maschinerie der Alliierten, die sich auf Frankreichs Küste zubewegen sollte. Es wurde so lange, mit Unmengen von Beton am Atlantikwall gebaut. Dann haben ihn die Alliierten, wenn auch mit schwersten Verlusten, in 3 Tagen überrannt. Die deutsche Generalität muss durch Hitlers Größenwahn völlig geblendet gewesen sein. Dann ging es nach Omaha Beach, dem Invasionsbereich der Amis. Nein, es war nichts mehr von den Tagen im Juni 1944 zu sehen. Ein schöner breiter Strand, es muss damals grauenhaft, wie es sich niemand heutzutage vorstellen kann, gewesen sein. Die Landungsboote mit den seekranken Soldaten an Bord rasten auf den Strand zu. Die Klappe ging vorne auf und die Soldaten mussten ins Höllenfeuer rennen. Die Deutschen auf der anderen Seite kämpften ebenfalls um ihr Leben und mähten alles nieder, was auf dem Strand erschien. Dann noch nach Pointe du Hoc, einer Artilleriestellung der Deutschen. Dort konnten die Amis ihre Cowboykünste zeigen. Jedenfalls wird es heute so dargestellt. Die riesigen Bombentrichter dort oben sprechen jedoch eine ganz andere Sprache. Es war ein anstrengender Tag. Die kleinen Küstenorte sehen wie im Film „Die Ferien des Monsieur Hulot“ aus, bei dem sich zum Saisonauftakt der Hund von der Straße zurückzieht, um sich zum Saisonende dort wieder niederzulassen. Wer diesen Film nicht kennt, sollte unbedingt zur Videothek. Abends ins schöne Hotel France in Isigny. Wunderbares Abendessen im angeschlossenen Restaurant.
Mittwoch, 1. Mai, 203 km
Morgens zum deutschen Soldatenfriedhof in La Cambe. Dort liegen sogar Siebzehnjährige. Sie durften zwar noch keinen Schnaps trinken, aber sich fürs Vaterland totschießen lassen. Hitler und seine Generäle haben das zugelassen, nein, sogar erwartet. Warum hat man nicht sie zum Heldentod geschickt? Danach nach Avranches, einer kleinen Stadt. So bedeutend war das nicht. Ein Heldendenkmal zeigte die Schmutzecken Frankreichs. Kaum der deutschen Besatzung entkommen, gingen Frankreichs Kolonialkriege los. Erst in Indochina, der im Vietnamkrieg aufging, und dann in Algerien weiterging. Algerien hatte fast die Grand Nation gespalten. Frankreich, wie die meisten Kolonialmächte, war nicht in der Lage seine Kolonien friedlich zu verlassen. Ja, die Angst vor dem Kommunismus hat Frankreich eine mächtig blutige Nase eingebracht. Und das war auch gut so. Die dummen Amis sind dann in Vietnam in die Bresche gesprungen, auch mit blutiger Nase. Deren Dominotheorie ist auch nicht eingetroffen. Was sind die Amis für armselige Außenpolitiker. Auf dem Marktplatz saß die Gewerkschaft „CGT“ bei Rostbratwürsten zusammen. Sie hatten einen kleinen Sarg aufgestellt, in dem die Dienstleistungen des Staates, wie Post, Bahn etc., zu Grabe getragen werden. Wie bei uns. Ein kompletter Feiertag scheint der 1. Mai nicht zu sein. Einige Geschäfte hatten offen, speziell Bäcker und die Fischhändler, wegen der Frische. Weiter auf den großen Parkplatz vor Mont Saint Michel und mit Bussen über den neuen Damm kurz vor die Insel. Es war Ebbe, so konnten wir halb um die Insel herumlaufen. Dann hoch Richtung Kirche. Pech, hat am 1. Mai geschlossen. Mont Saint Michel ist schon ein interessanter Ort und gibt eine tolle Silhouette ab. Wenn allerdings alle Parkplätze voll sind, muss es die Hölle sein. Abends ins Hotel Beau Rivage in Le-Vivier-Sur-Mer. Sehr träges Abendbrot, die Fischgerichte der anderen waren ziemlich furchtbar, wir hatten als Vorspeise zwei Scheiben Kuttelwurst. Auch nicht so toll.
Donnerstag, 2. Mai, 47 km
Etwas länger geschlafen. Nach dem Frühstück über die Straße zu den Austernfischern. Große amphibische Fahrzeuge waren zu sehen. Es roch etwas. Die Krabben und andere kleine Krebse wurden als Beifang einfach an der Erde liegen gelassen und starben im Sand. Austern haben wir keine mehr gesehen. Mit dem Auto durch Cancale nach La Pointe du Grouin, einer Landspitze gegenüber dem Mont Saint Michel. Es war ein tolles Stück Granit, das ins Meer ragte. Ich hätte stundenlang dort sitzen können. Weiter ging es ins nette Hotel „Les Charmettes“ in Saint Malo, dem Freibeuternest. Wir hatten ein Zimmer mit Seeblick, das war ein ca. 1 m breiter Durchgang zum Strand. Nachmittags ging es am Strand entlang zur Festung der Stadt. Viel Originales der Stadt hat der 2. Weltkrieg nicht übrig gelassen. Die komplette Festungsmauer um die Stadt ist allerdings noch da. Man kann dadurch einmal um die Stadt rumlaufen und hat tolle Blicke.
Freitag, 3. Mai, 209 km
Schönes Frühstück. Zum Gezeitenkraftwerk von Saint Malo gefahren. Hier lohnt es sich bei 8 m Tidenhub. Leider war die Turbinenhalle geschlossen. Weiter ging es zur St. Lunaire, einer romanischen Kirche, sehr hübsch. Danach zur Festung Fort la Latte. Dann teilte sich die Gruppe. Ein paar Leute liefen zum Leuchtturm Frehel. Ich, mit den anderen, fuhr dort hin, weil mein linker Fuß nicht in Ordnung ist. Dann ging es die 130 km nach Morlaix. Jetzt sind wir in Asterixland. Wir stiegen im Hotel Europe ab, mit einem direkten Blick auf die Eisenbahnbrücke, die hoch über der Stadt thront. Es ist schon etwas Besonderes. Das Hotel Europe hat den Charme des ersten Drittels des vorherigen Jahrhunderts. Der Fahrstuhl reicht für 2 Personen ohne Gepäck. Abends sind wir mit Jörg in ein vietnamesisches Restaurant eingekehrt, endlich mal nicht drei Gänge, danach noch in eine Brasserie auf ein Bier. Leider muss ich wohl in Frankreich auf ein Hefeweizen verzichten, Bayern ist weit.
Samstag, 4. Mai, 186 km
Heute war der erste Tag zum Ausschlafen. Wir hätten zwar früh noch in Morlaix über den Markt gehen können, das haben wir uns aber geschenkt. Nach dem guten Frühstück in einem schönen Raum ging es zu 3 Kirchen mit Calvaires (Passions Szenen). Die Kirchen waren nicht besonders stilsicher mit Barockaltären sehr überladen. Dann ging es weiter nach Huelgoat mit seinem Zauberwald. Wirklich bezaubernd, mit runden Steinen und schmalen Durchschlüpfen. Leider macht mein Fuß immer noch Schwierigkeiten. Abends nach Quimper ins moderne Hotel. Meine Datenverabeitung versagte etwas, ist jetzt aber wieder in Ordnung. Schlechte Vorspeise mit warmer Kuttelwurst. Bäh, übler Geruch. Es wurde von den meisten unserer Gruppe verschmäht. Bärbel und ich bekamen ein wunderbares Rumpsteak, die anderen Fisch. Tolle Nachspeise. Update beim Laptop, seitdem geht er nicht mehr an. Microsoft ist ein Krampf.
Sonntag, 5. Mai, 219 km
Etwas spät los. Wir erwarten einen langen Tag. Zuerst ging es zum Montagne Locornon, einem Berg mit Kirchlein und toller Aussicht. Weiter ging es zum Pointe du Raz, dem Ende der Welt oder dem westlichsten Punkt Frankreichs. Es liegt so weit westlich wie die Landspitze Cornwalls. Tolle Aussicht, ein lohnendes Ziel. Weiter zum Leuchtturm Eckmühl mit seine 307 Stufen. Unten war ein Lokal mit einer Paulaner-Markise. Weizenbier gibt es aber erst ab nächster Woche, schade. Am späten Nachmittag dann ins Konzert von Hugues Aufray, einem Star der Sechziger. Inzwischen geht er auf die Neunzig zu. Er war erstaunlich gut bei Stimme. Ein sehr stimmungsvolles und ausverkauftes Konzert. Die des Französischen mächtigen Leute haben mitgesungen. Leider wurden unsere Fotoapparate eingezogen.
Montag, 6. Mai, 153 km
Zeitig los zu den riesigen U-Boot -Bunkern von Lorient. Man hat hier jede Menge Beton verbaut. Ein Bunker diente als Kulisse für den Film „Das Boot". Leider war das Museum geschlossen. Das angepeilte Restaurant La Crabe Marteau hatte auch zu. Friedhelm hatte für die Gruppe im November gebucht. Nun ja, Bärbel und ich wären sowieso nicht mit reingegangen. „Marteau“ heißt Hammer, mit dem man den Krustentieren zu Leibe rücken muss. Auf jedem Tisch lag ein Hammer, das konnte man durch das Fenster sehen. Klammheimliche Freude bei uns. Weiter zu den Menhiren, den Hinkelsteinen. Obelix haben wir nicht getroffen. Bei mir stellte sich eine Erkältung ein. Abends ist Bärbel lange unterwegs gewesen und ich habe den Laptop wieder lauffähig gemacht. Allerdings läuft Lightroom, mein Fotoprogramm nicht mehr. Alles andere geht. Man kann wieder schreiben, Emails gehen auch wieder. Alles sehr ärgerlich. Das Beste ist, das Microsoft-Update meldet sich erneut. Der Rechner wird bis Berlin nicht heruntergefahren, um ein erneutes Fiasko zu verhindern.
Dienstag, 7. Mai
Sind in Quiberon. Bekannt durch den Film 3 Tage in Quiberon, über Romy Schneider in ihrem letzten Jahr. Lange geschlafen. Nach dem Frühstück ist Bärbel in eine weit entfernte Apotheke und ich wieder ins Bett. Als ich mich dann nachmittags aufraffen wollte, fing es an zu regnen. Auf der Suche nach etwas Essbarem bin ich vom Bordstein gestürzt. Die Wade geprellt, jetzt tut der linke Fuß noch mehr weh. Beide Hände aufgeschlagen. Die angesteuerte Creperie war zu, das zweite Restaurant preislich jenseits von Gut und Böse. Wir sind hier am Arsch der Welt. Abends im Hotel gegessen. Bin ganz schön angeschlagen.
Zurück in Berlin haben wir uns „3 Tage in Quiberon“ angeschaut. Ein wirklich trauriger Film. Die schöne Romy Schneider kommt unter die Räder. Psychologisch typisch. Die Freunde und Freundin saufen mit, statt die Untergehende an die Hand zu nehmen und ihr zu sagen, dass sie falsch lebt. Romy hätte solche Hilfe dringend gebraucht. Dafür gibt es im Starrummel genügend Beispiele, die alle gleich ausgingen. Die Bekanntesten: Janis Joplin, Jimi Hendrix, Jim Morrison, Brian Jones und Kurt Cobain. Marie Bäumer verkörpert Romy Schneider hervorragend. Von Quiberon war im modischen S/W Film nicht allzu viel zu sehen. Romy Schneider verletzte sich den Fuß, wie passend, ich auch. Dazu später mehr.
Mittwoch, 8. Mai
Tag der Befreiung und Geburtstag unserer Freundin Marianne. Anruf in Berlin. Laufen ist ganz schlecht, die Erkältung wird langsam besser. Habe Zeit, Bärbel ist Richtung Hafen gegangen, um Haftcreme für meine herausgefallene Brücke zu besorgen. Hoffentlich hält es damit. Alles nicht ganz einfach auf dieser Reise. Nach Frankreich ohne französische Sprachkenntnis zu fahren, ist nicht ganz einfach, aus meiner Sicht fast unmöglich. Fremdsprachen sind den Franzosen fremd. Selbst das Hotelpersonal spricht kaum englisch. Parkautomaten sind ausschließlich in Französisch beschriftet und kompliziert. Das erinnert mich an das Bild vom Fotofreund Manfred, in Mittenwald 2017. Da stehen Eckart und ich ratlos vor einem deutschen Parkautomat. Wir können hier froh sein, dass wir mit Jürgen einen ehemaligen Französischlehrer dabeihaben. Er hat uns schon in manchen Situationen gerettet. Langsam stellt sich ein altbekanntes Verlangen nach dunklem Brot ein, obwohl die Baguettes wirklich gut sind. Abends waren wir gemeinsam am Hafen essen. Was Friedhelm, Brigitte und Jürgen gegessen haben, war in unseren Augen recht abenteuerlich und mutig. Sie mussten mit Nussknacker und Häkchen irgendwelchen Krustentieren zu Leibe rücken. Furchtbar, auch die Abfälle dabei.
Donnerstag, 9. Mai, 110 km
Freitag, 10. Mai, 221 km
Quiberon Richtung Salzgärten Guérande verlassen. In den Salzgärten wird Salz aus dem Meer geerntet. Zierliche Schnepfen, mit sehr langen Beinchen, flatterten auf. Viele Mücken waren unterwegs. Außer sehr schmutzigen Schuhen gab es keinen nachhaltigen Eindruck. Es war auch kein tolles Wetter. Weiter ging es nach Nantes, in die Ausstellung „Les Machines de l’île". Toll, mechanische Tiere und Fabelwesen. Das Prunkstück war ein riesiger Elefant, der um die Halle schritt. Abends zum Abschiedsessen, die Gruppe wird sich morgen hier trennen.
Samstag, 11. Mai, 1180 km
Noch etwas zu Nantes. Am 20. Oktober 1941 wurde der deutsche Stadtkommandant Oberstleutnant Karl Hotz von der Résistance getötet. Daraufhin wurden 48 Geiseln erschossen. Auch im „Kleinen“ ist der Krieg grausam. Nicht so pünktlich los, wie es bei der Entfernung angemessen wäre. Die andere Gruppe ist da klüger. Es ging von Nantes über Tours, Orléans, südlich von Paris vorbei, Verdun, Metz, Saarbrücken, Kaiserslautern, Mainz und Frankfurt. Recht wenig Verkehr, bis Frankfurt ging es zügig. Ab FFM wurde es dann etwas voller. Ging aber immer noch gut, im Vergleich zu dem, was man sonst so hört. Das sind fast 1200 km. Ganz schön viel auf einen Sitz. Jörg und Friedhelm haben sich regelmäßig mit dem Fahren abgelöst. Brigitte machte dann um 20:30 ein leckeres Abendessen. Jürgen, Siegrid und Claus-Werner machten sich noch auf den Weg nach Niedersachsen. Ich hätte es besser gefunden, wenn sie noch übernachtet hätten. Alle sind heil nach Hause gekommen. Kein Blechschaden und keinen Spiegel abgefahren, kein Knöllchen.
Sonntag, 12. Mai, 410 km
Lange geschlafen, um 9:30 waren wir am Frühstückstisch. Friedhelm kam kurz nach uns. Endlich mal wieder deutscher Kaffee. Friedhelm und ich kümmerten uns danach um unsere Bilder. Bärbel und ich haben zusammen etwa 1000 Stück, Friedhelm alleine über 2000. Da bin ich fein raus. Mittagessen, lesen und schnacken bis kurz vor der Busabfahrt. Jörg kam noch kurz mit seiner Freundin vorbei. Brigitte brachte uns zur Haltestelle. Der Bus war überpünktlich. Der Busfahrer ist eine Berliner Schnauze. Pünktlich in Berlin.
Was habe ich unterwegs gelesen? Viel Zeit gab es nicht. Thea reichte das Buch „Adressat unbekannt“ von Kathrine Kressmann Taylor herum. Es geht um den Briefwechsel zweier Freunde, die in den USA eine Kunstgalerie betreiben. Der eine ist Jude, der andere geht in der Nazizeit zurück nach Deutschland. Es zeigt das Abrutschen des Zurückgekehrten zum Nazi. Leider ist das Büchlein viel zu kurz, um die wirkliche Entwicklung zu zeigen. Aber lesenswert und kurzweilig. In gut 2 Stunden ist man durch.
Noch etwas Bemerkenswertes zur Reisegruppe. Wir waren anfangs 18 Leute und ausschließlich Nichtraucher. Wenn wir das noch auf die Nichtfischesser hätten ausdehnen können …..
Ein Sturz vom Bordstein in Quiberon. Leider handelt sich es bei dem dicken Fuß um mehr als eine Bänderzerrung. Es ist ein veritabler Achillessehnenriss. Deshalb bin ich mindestens 6 bis 8 Wochen außer Gefecht gesetzt. Damit ist auch unsere Spitzbergen-Seereise, Ende Juli 2019 den Bach runter gegangen. Nun, nach einem Jahr (April 2020) ist der Fuß immer noch nicht ganz so, wie man ihn sich wünscht. Leider ist es auch 2 Jahre mit Spitzbergen, wegen Corona nichts geworden.