Fotografien & Texte

Flugsicherungsbilder

34 Jahre habe ich bei der Flugsicherung als Ingenieur gearbeitet. Es war ein toller Job. Ich habe meine Arbeit mit sehr vielen Bildern festgehalten. Hier einige davon.

Bericht "34 Jahre Flugsicherung" ►


Roy Miller und ich im Aufenthaltsraum der Receiver-Site (Empfangsstelle) auf dem Flughafen Tempelhof, 1981


Roy Miller war einige Jahre mein Kollege in Tempelhof. Mit ihm baute ich privat meinen ersten Computer zusammen. Später entwickelten wir zusammen Software.

Erhard F. (Eddy) Fischer (mit Kamera in der Hand), mein erster Chef, in der neuen Radarkuppel von Tempelhof, 1981


Kollegen, von links Miguel Martin-Santos, Lothar Schmidt, Erwin Schattauer, Bernd Böttcher, Lutz Carl. Leider leben nur noch Bernd und Lutz, um 1981

Achim Daue, Carsten Schlurmannn, Klaus Tettweiler, Reinhard Peiker, Klaus, Chris Roberts, Bernd Böttcher, Erhard Fischer bei seinem Abschied, v. l. o., Ende 1986, Foto: Hans Dietzel

 

Anlagenumbau auf dem Döbraberg / Oberfranken, 1990


Anfang 1990 begann die Modernisierung der Sende- und Empfangsanlage auf dem Döbraberg in Oberfranken. Die Berliner US-Airforce übernahm die Anlage von der US-Airforce Frankfurt. Geplant wurde der Umbau schon vor der Wende, danach ist die deutsche Geschichte darüber hinweg gerauscht. Die Station gibt es jedoch heute noch, nur die Amis haben nichts mehr damit zu tun. Die Kollegen von der Bundeswehr halfen uns die alte Anlage nach hinten zu rücken. Damit konnte die Neue davor aufgebaut werden, ohne den Betrieb zu unterbrechen. Fahrten zum Döbraberg waren für mich immer wie Urlaub. Bernd Leupoldt in der Mitte und Rudi Neumann, mit der Armeejacke, rechts hinter ihm sind leider viel zu jung verstorben. So etwas schmerzt bei so vielen Fotografien.

Freizeit auf der Dienstreise. Reinhard Peiker mit dem Fahrrad am Döbraberg. Die vergangene Anstrengung sieht man ihm an, es ging gut bergauf. In der Doppelkabine war Platz für meine beiden Räder, ca. 1990

Major Betty Belford, unsere militärische Chefin. Übergabe des Radars FPS 117 (im Golfball, siehe oben) an die Bundeswehr, 1992


Reinhard Peiker, mit von Fingerabdruckmittel geschwärzter Frontplatte. SE-Stelle Cölpin nach Einbruch, ca. 1992

 

Auch Einbrüche an unseren Außenstellen kamen leider vor. Glücklicherweise recht selten, in unserem Bereich nur zweimal. Wie hier in Cölpin / Neubrandenburg. Die schwarz-silbernen Empfänger unten links wurden aus dem Gestell gezogen und draußen auf die Wiese geworfen. Für alles andere brauchte man einen Schraubenzieher. Ein trinkender Clochard hatte sich in unserem Gebäude, von dem wir nur noch einen Raum nutzten, häuslich niedergelassen. Einen Schraubenzieher hatte er wohl nicht. Die Empfänger wurden von mir wieder ins Gestell geschoben, angeschlossen und schon lief das Werkel wieder. Den zweiten Vorfall gab es in Kolkwitz im Spreewald. Dort wurden zu Neujahr 1995 die Antennenkabel durchgehackt. Also auch reine Randale. Auch wurden später noch die Glasbausteine kaputt geworfen und eine Fete im oberen Stockwerk gefeiert, in unserem Raum war jedoch niemand drin. Das Interessante bei den Fällen ist, dass es sich um fast identische Gebäude handelte. Zwei Zweckbauten, für Radar und Funk der untergegangenen Interflug. Cölpin wurde später aufgelassen, Kolkwitz in einem schönen Container erneuert und steht heute noch. Das "Unfallverhütungsbild", später in diesem Kapitel, ist während des Neubaus dort entstanden. Das alte Gebäude wurde den Naturfreunden überlassen. Deshalb ist es dort nicht mehr ganz so einsam, im Wald. Außerdem verfügen die modernen Container über Alarmanlagen.


BARTCC ca. 1986, geschnorrtes Bild

 

Lotsen-Arbeitsplatz im BARTCC, ca. 1992

 

BARTCC nach der Wende und dem Abzug der US-Airforce, ca. Anfang 1994, geschnorrtes Bild


BARTCC am Ende, 9. November 1994


Die Sprachkommunikations-Anlagen des BARTCC, Berlin Airroute Control Center waren meine Großanlagen, die ich vom 1. März 1977 bis zum 9. November 1994 maßgeblich am Laufen hielt. Anfangs war die Sprachkommunikations-Elektronik von Siemens gebaut, später war es eine amerikanische Anlage der Firma Denro. Erstere war wesentlich zuverlässiger, die Denro hat mir einige graue Haare beschert. Die Bilder sind von der amerikanischen Anlage. Das letzte Bild ist kurz nach der Inbetriebnahme der Berliner Regionalkontrolle entstanden. Gerade hatte ich die Denro mit Freude ausgeschaltet und kurz vorher eine fünfmal so große Anlage der Firma Frequentis mit in Betrieb genommen (90 statt 19 Lotsenarbeitsplätze). Das vorige Bild stimmt hier nicht in der zeitlichen Reihenfolge, passt aber besser in den Zusammenhang.

Für die US-Airforce habe ich von 1977 bis 1992 gearbeitet, weil die Flugsicherung in Westberlin in den Händen der Alliierten lag. Mit der Wende wurde klar, dass sich auch etwas mit meiner Arbeit ändern würde. Ich wurde aus der US-Airforce entlassen und unmittelbar durch die Bundesanstalt für Flugsicherung (BFS) übernommen. Einfach war das jedoch nicht, was aber hier ausführlich zu berichten zu weit führen würde. Auf dem Bild kann ich jedenfalls nach fast 3 Jahren der beruflichen Unsicherheit wieder lächeln. Hier vielleicht nur so viel. Während die technischen Flugsicherer der US-Airforce von der BFS nicht übernommen werden wollten, wurden hinter unserem Rücken Leute gesucht. Den darauf eingestellten Kollegen, die ich alle kenne, sei es gegönnt. Die Interflieger wurden per Staatsvertrag im Oktober 1990 übernommen, wir sind lange Zeit vergessen worden. Erst im Oktober 1992 übernahm man uns, gnädig. Beinahe wären wir die westlichen Wendeverlierer geworden.

Inserat aus einer sächsischen Zeitung, 1991


Wir US-Airforce-Leute standen immer noch zwischen Baum und Borke. Da suchte die Bundesanstalt für Flugsicherung, hinter unserem Rücken, im nahen Osten neue Techniker.


Kampfuniform und Räuberzivil, Abschied von der US-Airforce, Colonel Lindner, Lt. Colonel Birkett und ich, 1. Oktober 1992, USAFE.

 

First in, last out. Always First Class! Wenn das nichts ist, gemeint ist die Einheit und nicht ich. Ich war dabei, es war eine gute Zeit.

 

Kontrolltisch in der Empfangsstelle Tempelhof, ca. 1990

 

Empfängerschrank in Tempelhof, ca. 1993

 

Sprachaufzeichnung in Tempelhof, ca. 1993

 

Diese 3 Bilder sind historisch. Die Empfangsstelle Tempelhof wurde im Rahmen des Neubaus der Regionalstelle Tempelhof erheblich erweitert, existiert aber heute nicht mehr. Die Receiversite (amerikanisch), Empfangsstelle (deutsch) hat die Schließung des Flughafens und der Regionalkontrolle in Tempelhof bis weit über meinen Ruhestand (2011) hinaus überlebt.


Werksabnahme unserer Sprachvermitllungsanlage bei Frequentis in Wien, 1993

 

Viele Reisen in Sachen Flugsicherungs-Technik 1993/94 nach Wien, Frankfurt am Main und später auch nach Zürich zu Projekt-Besprechungen, Werksabnahmen und Fortbildungen.


Unsere Doppelkabine in Pohnsdorf / Mecklenburg, 1994


Unsere von der US-Airforce übernommene VW-Doppelkabine in Pohnsdorf / Mecklenburg-Vorpommern. In der Nähe vom Hardberg, auf dem die Deutsche Flugsicherung eine Sende- Empfangsstelle betreibt. Der kleine Ort ist extrem heruntergekommen, keine blühende Landschaft. Bei uns hieß Pohnsdorf immer die Ponderosa.


Achim Behnke, Peter Brzezina, ich in der RK-Berlin, kurz vor der Eröffnung, 9.11.1994, Foto: DFS


9. November 1994, Eröffnung der neuen Regionalkontrolle in Berlin-Tempelhof. Eine der besten Phasen in meinem Berufsleben. Leider stand der Flugsicherungskontrolle in Berlin nur ein relativ kurzes Leben bevor. Sie war nur 12 Jahre in Betrieb. Danach war es vorbei mit der großen Flugsicherung in Berlin und das seit 1945. Verblieben sind nur noch die drei Verkehrsflughäfen und natürlich die Infrastruktur für die Deutsche Flugsicherung. Der Flughafen Tempelhof schloss 2008, was ich als sehr schmerzlich empfand. Immerhin habe ich 31 Jahre für ihn gearbeitet. Als ehemaliger Westberliner fehlt mir der Platz auch. Was noch kommen wird, weiß nur Politik und das BER-Management, oder auch nicht. Nun ja, mich trifft es nur noch als Fluggast und als Berliner Steuerzahler.



Sprachvermittlungsystem in Tempelhof, 1995


Das Sprachvermittlungssystem, SVS-A der Regionalkontrolle THF.  Es diente zum Telefonieren und zur Funkbedienung für die Fluglotsen. Dies ist die Technik, die im Hintergrund der Lotsenarbeitsplätze auf dem vorhergehenden Bild werkelte. Die Sprachkommunikation war mein berufliches Hauptbetätigungsfeld. Vom Mikrofon zur Antenne, so hieß es einmal. Inzwischen hat man alles in kleine Scheibchen zerlegt und damit Sand ins Getriebe gestreut. Die Sprache ist nur ein Standbein der Flugsicherungs-Technik, auch Radar, Flugdaten-Verarbeitung und Navigation gehören dazu.


Wolfgang Zirwer, Frank Müller und ich, von rechts, am Steuerrechner des SVS-A, 21.11.2004, 02:59, Foto: DFS


Ein Bild etwas außerhalb der zeitlichen Reihenfolge. In der Regionalstelle musste der Strom für vorbeugende Tests und Wartung der Netzstrom-Versorgung komplett ausgeschaltet werden. Eine heikle Angelegenheit. Entspanntes Zurücklehnen, nachdem alles wieder lief. Mir sieht man die zurückliegende Anspannung noch etwas an. Die Ersatzteilschränke stehen nicht umsonst offen. Es ist schon einiges beim Test kaputtgegangen, nicht nur in meinem Bereich. Das ist bei dauernd eingeschalteter Elektronik (In diesem Fall rund 10 Jahre) nichts Außergewöhnliches, nachdem sie kurzzeitig stromlos geworden ist.

Links, VHF-Empfänger, Rhode & Schwarz SE 400, rechts, Prozessor-Board, Motorola-Codex-Multiplexer
Audio-Koppler aus der Sprachvermittlung, Frequentis SVS-A


So sah die Elektronik aus, die ich auf Trab halten durfte. Alt, aber bezahlt. Davon dürfte nichts mehr in Betrieb sein. Bei mir hängen diese Baugruppe, als Erinnerung an der Wand.


"Unfallverhütungsbild" im Rahmen meiner Ex-Arbeit, Kolkwitz am Spreewald, ca. 1996


Ich lege Wert darauf, dass das Bild nicht gestellt ist. Liebe Kollegen, ich hoffe, ihr werdet mir dieses Bild verzeihen. Über die gewisse Lässigkeit dabei muss ich immer noch schmunzeln.


Das alte Gebäude der SE-Stelle Kolkwitz, ca. 1997

 

MIG 29, ILA in Schönefeld, 2003

 

Gottesanbeterin, Türkei 2010, Foto: Alicja von Freyhold (Butkiewicz)

    

Die ILA war quasi Pflichtveranstaltung für uns Flugsicherer. Der Dienstausweis war unsere Eintrittskarte. Ich habe mein ganzes Berufsleben mit Soldaten zusammen gearbeitet, bin aber ein völlig unmilitärischer Mensch. Als gebürtiger Westberliner blieb mir sogar der Wehrdienst erspart. Was mich an diesem Bild reizt, ist die technische Eleganz des Totmachers. Ein bisschen die Faszination, die mich an eine Gottesanbeterin erinnert.

Ab jetzt sind die Bilder digital fotografiert, fast alle davor sind eingescannte Dias oder Fotos.


Mein langjähriger Kollege Lutz Carl (rechts) bei der Werksabnahme der übergangsmäßigen Sprachvermittlung für den Tempelhofer Tower, bei Schmidt Telekom in Zürich, 2005

 

Technik-Tisch, Verabschiedung des oberen Luftraums nach Karlsruhe, 12.2.2005
Verabschiedung "Süd", nach München, 24.2.2006


Verabschiedung "Nord", nach Bremen, 6.12.2006


Drei Abschiedsfeiern zur schrittweisen Auflösung der Regionalstelle Berlin-Tempelhof. Über 200  Fluglotsen mussten umziehen. Für mich ging es nach Berlin-Tegel, ein herber Rückschritt. Eigentlich gab es nichts zu feiern. Die Berliner Politik hat sich nicht einmal gegen die Pläne der Flugsicherung gewehrt.


Mein Arbeitsplatz, mein Kampfplatz für den Frieden, so hieß es wohl mal früher in der DDR, in Berlin-Tegel, 2007


Die letzten 5 Jahre meines Berufslebens war ich der Mann der DFS für die Sprachkommunikation in Berlin-Tegel. Ich bin dort angekommen, wie man an der Lenkertasche  in der Mitte sehen kann. Ja, auch nach Tegel bin ich überwiegend mit dem Fahrrad gefahren. Tempelhof war schöner und 8 km näher, aber eben geschlossen. Jedoch war ich meistens einmal pro Woche in Tempelhof, weil es dort noch die Sende/Empfangsstelle zu betreuen gab.


Trauriger Abschied vom Flughafen Tempelhof

 

Der Flugstreifen der letzten Maschine vom Flughafen Tempelhof, 30.10.2008


Die Schließung des Flughafens Tempelhof hat mich tief ins Herz getroffen. Berlin hat sich damit selbst entleibt. Bürgermeister Wowereit hat nicht nur dabei versagt.

 

Klaus im verlassenen Tower-THF, 2009, Foto: Bruce Christie


Blaue Stunde in TXL, 2010


Die morgendliche blaue Stunde auf dem Flughafen Tegel vom Tower aus gesehen. Bei dem Bild hapert es etwas mit der Qualität. Ich mag das Bild einfach, auch ist der Aufnahmestandort nicht alltäglich, deshalb habe ich es mit hereingenommen.


Erster Airbus A 380 in Tegel, 2010


Der erste Besuch eines Airbusses A 380 in TXL. An den Standort der Aufnahme kommen Normalsterbliche nicht hin. An der Quelle saß der Knabe.

Abschied von der Flugsicherung

Für meinen Eintritt in den Ruhestand habe ich mit meinem Mehrarbeitsstundenkonto so gezirkelt, dass es genau der 9. November 2011 geworden ist. Der 9. November ist für mich ein besonderer Tag. Ich kenne 5 historische Ereignisse an diesem Tag, und 3 persönlicher Natur. Wer bietet mehr?


1848: Der 1848er Revolutionär Robert Blum wird in Wien erschossen. Nicht so toll.

1918: Philipp Scheidemann und Karl Liebknecht rufen unabhängig die Republik aus.

1924: Der Marsch Hitlers auf die Feldherrnhalle in München. Auch nicht so toll.

1938: Die Judenpogrome der Deutschen (Reichskristallnacht). Auch nicht so toll.

1988: Mein früherer Chef hat mit dem Rauchen aufgehört.

1989: Die Wende. Dass ich das noch erleben konnte.

1994: Wie schon beschrieben, Eröffnung der RK-Berlin.

2011: Eintritt in meinen Ruhestand, im Alter von 60 Jahren. Was kann schöner sein?

Abschied von der Arbeit. Ich in der Empfangsstelle (links) und der Sendestelle in Tempelhof, am 7. November 2011. Mir sind immer die Begriffe Receiversite und Transmittersite vertrauter geblieben.

Selbst meine Lieblingsvögel, die Krähen kamen zu meinem Abschied. Antennendach der Sendestelle THF.

 

Das war's, mein allerletzter Logbucheintrag in der Sendestelle-THF, am 7. November 2011 um 14 UTC


Ja, an meinem vorletzten  Tag im Berufsleben  arbeitete ich in Tempelhof, angemessen. Es war nicht konstruiert, sondern in der Jahresplanung so vorgesehen. Es gab wirklich etwas zu tun, den Test der unterbrechungsfreien Stromversorgungen in THF zu begleiten. Dabei wird die Station vom öffentlichen Stromnetz abgetrennt. Damit laufen die Anlagen dann auf Batteriebetrieb. Falls dabei etwas schiefgehen sollte, bin ich vor Ort gewesen. Für die Stromversorgung ist eine Vertragsfirma zuständig. Alles ist glattgegangen, trotzdem Arbeit bis zum Schluss in Tempelhof, wo immer mein Herz schlug! Nach der Arbeit ging es dann unmittelbar zum Tempelhofer Biertempel, wo meine Abschiedsparty stattfand. Es waren nicht nur Kollegen dabei, sondern auch viele Leute, mit denen ich sonst so beruflich zu tun hatte. Es war ein rauschendes Fest.

Vielleicht noch etwas zum Kürzel "KG" im Logbuch. Dies war mein offizielles Namenskürzel in der Flugsicherung, schon seit amerikanischen Zeiten. "Kilo-Golf" war meine mündliche, rechtsverbindliche Signatur bei operativen Telefongesprächen. Nein, "operativ" war in der Flugsicherung etwas anderes, als bei der STASI. Darauf lege ich wert.


Klatsch und Tratsch mit Christian Krauss, ehemaliger Lehrer an der Flugsicherungs-Akademie in Langen

 

Geschenk vom Fluglotsen Bruce Christie, einem alten Ami, BARTCC, TWR THF und TWR TXL, unsere gemeinsame Arbeit, er als Fluglotse, ich in der Technik, 7. November 2011


Was hier nicht auf dem Bild, das jetzt bei mir im Flur hängt, zu erkennen ist: Die startende Maschine vor dem Tegler Tower, in der Mitte, trägt nicht etwa die originale Aufschrift Air Berlin, sondern Air Bubi. Air Bubi ist nicht pleite, Air Berlin leider doch. Wer es nicht weiß, Bubi war mein Spitzname auf der Arbeit. Dieser hat sich über die mehr als 34 Berufsjahre, eigentlich bis heute, erhalten. Am Anfang meiner Arbeit muss ich wohl noch anders ausgesehen haben.


Ein historisches Geschenk zu meinem Berufs-Abschied, 2011, Foto: Klaus-Michael Tettweiler

 

Dieses T-Shirt wird geschont. Ich trage es nur zu außergewöhnlichen Anlässen. Meine berufliche Abschiedsfeier in Tempelhof (wo sonst?) am 7. November 2011 war die zweite große Feier neben meinem Sechzigsten im selben Jahr. Am nächsten Tag hatte ich frei nach der aufwändigen Feier und am 9. November arbeitete ich nur noch meinen Laufzettel in Schönefeld ab.  Am schwersten fiel mir, die Schlüssel von Tempelhof abzugeben. Das war's dann wirklich. Als ich danach in der Regionalbahn nach Berlin saß, fiel alles, mit einem Schauer über den Rücken, von mir ab. Ich habe sehr gerne in der Flugsicherung gearbeitet, aber auch gerne aufgehört. Tegel war nicht mein Lieblingsstandort, sondern eher ein Abstellgleis, Schönefeld noch schlechter. Nach Tempelhof wäre ich barfuß gelaufen. Es war genug! Allerdings träume ich noch immer regelmäßig, dass ich noch arbeite, mich aber schon ewig nicht mehr ins Zeitsystem eingebucht habe.


Jean-Michel Ranzinis Abschieds-Kunstwerk, 2011, Foto: Katja Joppich


Jahrelang habe ich neidisch auf Jean-Michels Kunstwerke für den Abschied von Kollegen geschaut. Am 7. November 2011 habe ich meins bekommen.

 

Singnalscheinwerfer, 2011


Dieser Signalscheinwerfer (Lightgun) hing 1977, zu meinem Berufsanfang noch im Tempelhofer Tower. Rudi Zerbe hat ihn mir zum Abschied geschenkt. Was für ein Geschenk! Er hängt jetzt in meinem Wohnzimmer und leuchtet sogar in weiß, rot oder grün. Was für immer ein Geheimnis bleiben wird, ist wie der Interflieger Rudi an diese Lightgun gekommen ist. Das zweite Geheimnis ist, wohin 2008 die beiden aktuellen Lightguns des Towers in Tempelhof verschwunden sind. Bruce Christie und ich hatten uns dafür angemeldet. Wir jedenfalls haben sie nicht. Als ich die von 1977, meinem ersten Jahr in Tempelhof, in meinen Händen hielt, rollten bei mir die Tränen. Eigentlich noch besser als die Neuere. Ein schönes Erinnerungsstück!


Gerd Engels, Christian Schilling, Mai 2012


Planungskarte der Bachelor-Arbeit


Nachhall meines Berufslebens: Ich wurde ein halbes Jahr nach meinem Ausscheiden aus der Flugsicherung gefragt, ob ich die Betreuung einer Bachelor-Arbeit übernehmen würde. Natürlich habe ich mit Freude und Stolz zugesagt. Ähnliches habe ich immer gerne gemacht. Ich habe mir ein Thema ausgedacht, das mich mein gesamtes Berufsleben in Berlin verfolgt hatte. Die Klärung der Gründe des von mir so bezeichneten "Magdeburger Lochs". Wir verloren den Funkkontakt zu den Luftfahrzeugen über Magdeburg, obwohl der Luftraum dort weit vor dem Funkhorizont liegt. Hinter Magdeburg waren die Flugzeuge wieder erreichbar. Christian hat dieses Phänomen erklären können. Der Flugsicherung hat es letztendlich jedoch nichts genutzt. Wir haben, mit roher Gewalt, in der Nähe von Magdeburg eine zusätzliche Funkstelle (Gardelegen) gebaut. Damit war das Problem auch gelöst. Im Rahmen der Arbeit bin ich mit Christian auch beim Produktmanagement "Funk" in Langen gewesen. Dort ist auch das Bild entstanden. Es war interessant, dass ich dabei noch einmal von außen auf meine Firma schauen konnte. Christian hat seine Bachelor-Arbeit mit sehr gutem Ergebnis abgeschlossen. Er arbeitet heute, nach seinem Master-Abschluss, in meiner Ex-Firma. Das ist auch gut so.


Flughafen Tegel, am 5. November 2007


Am 8. November 2020 wurde der Flughafen Tegel geschlossen. Damit gibt es keine meiner früheren, beruflichen Wirkungsstätten mehr, wenn man von meinen Gastrollen in Schönefeld, Dresden, Erfurt und Leipzig absieht. Eine große Hauptstadt mit einem Single-Airport gibt es wohl nirgends auf der Welt. Wenn es keinen Zweiten gab, wurde er gebaut! Es geht dabei nicht nur um Passagierzahlen, sondern vor allen Dingen um einen Ausweichplatz. Damit hat die Berliner Politik auf ganzer Linie versagt. Dümmer gehts nümmer!


Fast 10 Jahre nach mir gaben 4 Kollegen, Jeanette, Margitta, Marion und Frank ihren Abschied. Eine rauschende Feier, bei strömenden Regen. Nun gibt es nur noch sehr wenige aktive Kollegen, die ich aus meiner aktiven Zeit kenne. Ja, ja, die Zeit rennt!

Frank, rechts, mit Christian und Rolf
Marion, links mit Familie
Jeanette, Margitta, v. links
Ein versöhnlicher Wetter-Abschluss
Ein angemessener Ort für den Abschied von der Flugsicherung, das Radar Rotberg


Ein Flugzeug bei der sogenannten Hoffmann-Kurve. Die Flugzeuge drehen unmittelbar nach dem Start auf mehr als 45° von der Center-Line ab, und den Fluggästen dreht sich der Magen um. Dies soll die Lärmbelastung der angrenzenden Gemeinden verringern. Damit wird am nachlässigen Planfeststellung-Verfahren herumgefrickelt. Die Kurve ist nicht bei allen Airlines beliebt. Ryanair fliegt geradeaus. Wahrscheinlich müssen sie jetzt die Lärmschutzfenster bezahlen, die der Flughafen durch die Kampfkurve eingespart hat.


Gabriele Lindner, links, und Ramona Nimz, 27. April 2022


Ständchen zum Abschied, nur 2 aktive Kollegen dabei


Abschied vom Flugsicherungs-Urgestein, Gabi und Ramona. Gabi war meine Nabelschnur zur Verwaltung der Flugsicherung. Die ist jetzt leider durchgerissen. Auf der schönen Abschiedsfeier habe ich viele ehemalige Kollegen wieder getroffen. Nach knapp 11 Jahren gibt es inzwischen viele neue Gesichter. Ich wünsche den beiden Damen (Mädels) einen langen und gesunden Ruhestand.


Frank Reinsdorf geht in den Ruhestand. Er ist 11 Jahre jünger als ich, hat 11 Jahre nach mir bei der Flugsicherung angefangen und auch 11 Jahre nach mir aufgehört. Er gab am 5. Dezember 2022, in Altglienicke seinen Ausstand, für mich im Fernen Osten. Am S-Bahnhof Adlershof wäre ich beinahe, beim Umsteigen in den Bus verschüttgegangen. Wie immer bei solchen Veranstaltungen, habe ich viele Kollegen wieder getroffen. Sehr schön! Diesmal schaute ich etwas neidisch auf die jungen Kollegen. Nun ja, noch mal von vorne anfangen?

Die Berliner Radar-Truppe, Frank ist der 5. von rechts


Koppi, Winni Kopatz, der 3. von rechts im oberen Gruppenbild folgt sogleich. Am 3. Februar 2023  gab er seinen Abschied. Jetzt gibt es nicht mehr viele aktive Kollegen aus meiner Zeit.


Wieder ein Kollege, mit dem ich noch zusammengearbeitet hatte, geht in den Ruhestand. Alain Spetz gab am 16. Juli 2023 seine Abschiedsfeier. Zünftig an der Radaranlage in Rotberg. Alain ist der zäheste Radfahrer, den ich kenne.

Alain, ein Franzose mit einem preußischen Orden. Hat er verdient.


Sommerfest der DFS im hessischen Langen, am 26. Juli 2023.

Viktor, 2005
Francesco (Tito), 2005
Hanns-Jörg, 2005
Jörg, 2005
Volker, 2005
Rainer, 1993
Lutz, mein Passmann, 1993
Klaus (Bubi), 2006, Foto: Fritz Frank
2023, Foto: Armin Biegel
2023
2023
2023
2023
2023, Foto: Armin Biegel
2023
2023, Foto: Armin Biegel


Es war eine wunderschöne Veranstaltung, eine Reise in meine berufliche Vergangenheit. Die Reise ins Hessische hat sich gelohnt. Viele Kollegen wiedergesehen, mit denen ich einige Kühe vom Eis geholt oder auch die Klingen gekreuzt hatte. Über die Klingen ist nach den vielen Jahre längst Gras gewachsen. Kollegen, ich hoffe ihr verzeiht mir die zeitliche Gegenüberstellung, ich beziehe mich ja immerhin selbst mit ein.

Ein bisschen Trauer kam bei mir hoch, als ich über die Wiese gelaufen bin, auf der früher das Gästehaus der Akademie gestanden hatte. Den damaligen Befürwortern des Abrisses fehlten die Wurzeln der Flugsicherung. Es waren wohl eingekaufte Betriebswirte. Welche Firma hat schon ein eigenes Gästehaus? Bis zum November 2011 bin ich dort ein und ausgegangen.

Akademie der Flugsicherung, Langen


Weiterer Ausflug in meine berufliche Vergangenheit. 15 Jahre nach Schließung des Flughafens Tempelhof ist der Kopfbau West für das Publikum geöffnet worden. Das Dach kann besucht werden, der Tower, wenn auch leer, ebenfalls. Im 7. Stock, in dem sich bis ca. 2015 unsere Sendestelle befand, ist jetzt eine Ausstellung. Heute ist es nur noch der 6. Stock, weil bei den Amis das Erdgeschoss der 1. Stock war. Für mich bleibt es die Sieben. Seltsame Erinnerungen  kommen  da  wieder  hoch und Sentimentalität,  dort  hatte  ich  oft gearbeitet. Dort hatte  ich  am  7. Novber 2011 den letzten Logbucheintrag meiner Dienstzeit geschrieben. Dieser kann hier etwas weiter oben gesehen werden.

So sah das Dach 2007 aus, da war THF und die Sendestelle noch in Betrieb, ich auch


Die Sendestelle Tempelhof, 2007. Das war im oberen Ausstellungsbild auf der linken Seite, hinter der blauen Linie, wo die Besucher drauf stehen


Die Tempelhofer Sendestelle, ca. 1965, gleiche Stelle. Zu dieser Zeit bin ich noch in die Schule gegangen. Foto: Hans Dietzel


Für technisch Interessierte, links die amerikanischen UHF-Geräte, GRC 27 der Firma Collins. Zwei dieser Dinosaurier habe ich zu meinem Berufsbeginn noch kurz bewundern dürfen. Diese waren so schwer, dass man sie nicht alleine aus dem Gestell ziehen konnte. Oben waren 2 Sender, unten die 2 zugehörigen Netzteile in einem Gestell. Dort, wo damals 2 Geräte hineinpassten, fanden später 8 Stück ihren Platz. Rechts, hinter den Türen die VHF-Sender, der deutschen Firma Rhode & Schwartz. Es waren alles noch Röhren-Geräte, ich fing voll transistorisiert an, die GRC 27 musste ich nicht mehr anfassen.


Wird vielleicht fortgesetzt